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Kuss der Ewigkeit

Kuss der Ewigkeit

Titel: Kuss der Ewigkeit
Autoren: K Price
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Fußboden. Angst strahlte spürbare Wellen von ihr aus.
    Blut. Ich erstarrte.
    Es war nicht viel Blut, aber sie war verletzt. Genug, um gezeichnet worden zu sein? Schwarze Tränen aus Mascara liefen ihr über die Wangen und sickerten in den zerrissenen Stofffetzen, mit dem sie geknebelt war.
    » Ich komme wieder«, flüsterte ich.
    Sie kniff die Augen zusammen.
    Keine Bestätigung. Resignation. Nein. Verzweiflung.
    Ich schoss durchs Zimmer und kniete mich neben sie. Als ich nach den Fesseln an ihren Handgelenken griff, riss sie die Augen auf, schrie in ihren Knebel und warf sich hin und her.
    » Halt still. Ich will dir helfen«, flüsterte ich.
    Sie riss an ihren Fesseln und warf den Kopf zur Seite. Wieder schrie sie und verdrehte die Augen, sodass sie sich erst auf mich richteten und dann an mir vorbei.
    Hinter mir knarrte der Boden.
    Ich erstarrte. Es waren zwei Gerüche im Zimmer und zwei rasende Herzschläge. Ich hätte besser aufpassen sollen. Das Mädchen war nicht von Sinnen, sie hatte versucht, mich zu warnen.
    Ich sprang auf und wirbelte herum. Es war nicht Tyler. Zottiges dunkelbraunes Haar hing ihm über die Ohren. Hatte ich all die Männer gezeichnet, die mich überfallen hatten? Waren sie alle in dieser Wohnung? Nein. Einer war tot. Jason war tot.
    Dieser Mann hatte bereits die Gestalt gewechselt, obwohl man es kaum so nennen konnte. Gezeichneten Gestaltwandlern gelang es selten, sich weit zu verwandeln. Selbst zu einer fortgeschrittenen Zwischengestalt waren sie nicht in der Lage. Und das traf ganz gewiss auch auf diesen Einzelgänger zu. Sein Gesicht war runder geworden, und Nase und Kiefer hatten sich verlängert, um den Ansatz einer Schnauze zu bilden. Zu viele scharfe Zähne drängten sich in diesem kleinen, beinahe menschlichen Mund, und seine Ohren hatten sich neu geformt und waren nun spitz an den Enden. Vereinzelt überzog Fell seinen Körper. Doch der gefährlichste Teil seiner Verwandlung waren die gebogenen Klauen, die aus seinen Nagelbetten hervorragten. Was den Grad der Verwandlung betraf, war sie kaum der Rede wert, aber immer noch tödlich, wenn er mit seinen Klauen umzugehen wusste.
    Ich duckte mich. Wäre ich noch ein Gestaltwandler, würde er mich innerhalb eines Herzschlags überwältigt haben. Aber nun? Das würde ich erst erfahren, wenn er angriff.
    Ich wartete, doch dieser neue Einzelgänger beobachtete mich nur. Er schien irgendeine Reaktion zu erwarten, die ich ihm nicht bot. Entsetzen? Das wäre eine menschliche Reaktion, aber ich war nicht menschlich.
    Seine Augen verengten sich. Er machte einen weiteren Schritt auf mich zu, und plötzlich stand sein menschliches Gesicht deutlich vor meinem inneren Auge.
    » Bryant? Das hattest du also vor, als du mir Drogen in den Drink warfst?«
    Er lächelte, was seine Eckzähne aufblitzen ließ. » Findest du meine Erscheinung nicht monströs? Soll ich das Licht anschalten, damit du mich besser sehen kannst?« Er kam einen Schritt näher und lachte, ein Laut, halb Tier, halb Schrei.
    Die Härchen in meinem Nacken sträubten sich. Er war im Schrank gewesen, und ich befand mich zwischen ihm und der Tür. Nicht, dass es so aussah, als habe er die Absicht, das Zimmer zu verlassen, aber mir lief inzwischen die Zeit davon. Vielleicht konnte ich ihn ausbluten, bis er das Bewusstsein verlor, und ihn die Treppe hinunterschleifen. Wenn irgendjemand fragte, würde ich sagen, er wäre betrunken.
    Ich legte den Abstand zwischen uns innerhalb eines einzigen Herzschlags zurück. Er versuchte, rückwärts auszuweichen, doch ich packte ihn.
    Meine Fangzähne ließen mich im Stich und blieben verborgen. Ich brauchte das Blut nicht. Wollte es gar nicht. Aber ich brauchte ihn bewusstlos. Bryant erholte sich von seiner Überraschung und grub mir die Krallen tief in den Arm. Fleisch und Muskeln rissen bis zum Knochen auf.
    Ich schluckte meinen Schrei hinunter. Beim ersten sengenden Schmerz brachen meine Fangzähne hervor, und ich schlug sie in Bryants Hals.
    Seine Erinnerungen überfluteten mich. Sein Tier, eine Hyäne, hatte sich zum ersten Mal manifestiert, als er auf einer Party war und sich mit einem Mädchen zum Fummeln in ein Zimmer zurückgezogen hatte.
    Der Schmerz. Was geschieht mit mir? Das Mädchen. Sie hört nicht auf zu schreien, will das Zimmer verlassen. Sie verlassen mich immer. Ich greife nach ihr. Zwinge sie zu bleiben. Aber ihr Fleisch zerreißt unter meinen Händen. Klauen? Warum habe ich Klauen?
    Das Mädchen schreit sich jetzt die Seele
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