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Kurt Ostbahn - Kopfschuss

Kurt Ostbahn - Kopfschuss

Titel: Kurt Ostbahn - Kopfschuss
Autoren: Guenter Broedl
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im Hochrechnen als Bill Gates. Und ganz besonders anstrengend wird es, wenn sie diese drei Eigenschaften auf sich vereinen. „Also mit mir hat er in den letzten Wochen am Telefon immer nur über eine Linda gesprochen“, sagt Doktor Trash. „Und einmal, aber da hatte er wohl schon über den Durst getrunken, hat er steif und fest behauptet, der einzige Mensch auf Erden zu sein, der besagte Linda vor dem Untergang bewahren könne. Was immer das auch heißen mag. Ich kenn den Trainer und weiß, was man ihm zumuten kann. Zum Lebensretter ist er sicherlich nicht geboren.“
    „Und warum hat er in der Kombo nie ein Wort über eine Linda gesagt?“
    „Keine Ahnung, Kurt. Frag nicht mich, frag dich selbst!“ „Vielleicht gibt es diese komische Linda gar nicht und der Trainer hat sie nur erfunden. So, wie er mich erfunden hat, den Havlicek und die gesamte Karasek-Familie!“
    „Moment!“, widerspricht der Doc. „Ich kenne King Karasek und ich kenne seinen Sohn, den Poldi, noch aus meiner Kinderzeit in der Stockerauer Au. Und ich kenne auch den Karli, der zwar heute Ritter heißt, aber trotzdem ein echter Karasek ist. Also komm mir, bitte, nicht so!“
    „Okay, Doc“, sage ich. „Aber eine Linda kennen wir beide nicht. Richtig?“
    „Richtig“, sagt der Doc. „Und deshalb sollten wir der Meidlinger Mansarde des Trainers einen Besuch abstatten.“

8. TRES CRUCES,
MEXICO

    „Ich bin der Duke“, sagt der Zweimeter-Prügel mit knarrender Stimme und streckt mir seine Hand hin, an der mir neben ihrer Größe vor allem die vielen Altersflecken auffallen. Er trägt einen beigen Stetson, Modell „Lone Star“, und eine verspiegelte Sonnenbrille. Was von seinem Gesicht zu sehen ist, hat scharfe Ecken und Kanten und ist von Wind und Wetter gegerbt. „Mister Smith?“
    Ich lege Messer und Gabel weg, drücke dem Duke die Hand und sage gar nichts, weil man mit vollem Mund nicht spricht. „Wird Señor Smith am Abend wiederkommen?“, erkundigt sich Emilio, der dem alten Haudegen knapp bis zur blütenweißen Hemdbrust mit den roten Lasso-Stickereien reicht. Seit der Duke seine cantina betreten hat, ist der Wirt geradezu unterwürfig um ihn bemüht. „Ich frage nur deshalb, Señor Duke, weil Juanita für Señor Smith extra kochen muss. Ihm bekommt das Pikante nicht.“
    „Ich weiß nicht, ob er wiederkommt, Emilio“, meint der Duke und bewegt dabei kaum die Lippen. „Wenn er was von seinem Job versteht, wird er abends wieder hier sein. Wenn er ein Amateur ist, wie dieses Großmaul aus New York, braucht er kein Abendessen mehr. Dann fressen ihn die Geier.“
    Der Duke lacht schallend, Emilio stimmt mit ein und nachdem ich mir den Mund abgewischt habe, lache auch ich. Spaß muss sein.
    „Das Frühstück war wirklich hervorragend“, sage ich dann zu Emilio. „Mein Kompliment an die Küche.“
    Emilio dankt für so viel Lob und will uns ohne ein Glas Tequila nicht ziehen lassen.
    Ich hab eigentlich nicht vor, mit dem Duke einen Ausflug ins Ungewisse zu machen. Ich will mich nach den mindestens vier Rühreiern mit Zwiebeln, Tomaten und überraschend milden Chilis sowie Tortillas und schwarzem Bohnenpüree irgendwo in den Schatten legen, vielleicht mit einem guten Buch oder dem Sportteil des Standard, eine Platte von Willie Nelson, Asleep At The Wheel oder Travis Tritt hören und dabei wegdösen. Wenn ich wieder aufwache, will ich nicht in Tres Cruces sein, oder von mir aus in Tres Cruces, aber ohne die Sorgen, die ich mir jetzt um meine Gesundheit und um mein Leben mache.
    Der Duke macht mir nur leider nicht den Eindruck, als hätte er dafür viel Verständnis.
    „Wie sieht’s aus?“, erkundigt er sich, nachdem wir an Emilios Bar den Frühstücks-Tequila gekippt haben. „Mrs. Grimes wartet nicht gem. Also können wir dann losfahren?“ „Unbedingt“, sage ich.
    Vor Emilios Haus steht eine schwarze Limousine mit getönten Scheiben in der grellen Vormittagssonne. Der Schlitten versprüht den kühlen Charme eines Leichenwagens.
    „Wollen Sie ans Steuer?“, fragt der Duke und hält mir die Schlüssel hin.
    „Wo soll’s denn hingehen?“
    „Ins Paradies.“
    „Besser nicht“, winke ich ab. „Am Weg dorthin hab ich bisher immer nur die falsche Abfahrt erwischt.“
    Als wir Tres Cruces in Richtung Süden verlassen, vorbei an der Kirche und dem Friedhof, auf dem die Gräber für den Día de los Muertos farbenfroh geschmückt werden, wirft der Duke den CD-Player an. Travis Tritt singt T-R-O-U-B-L-E.
    „Mögen Sie
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