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Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch
Autoren: Guenter Broedl
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einen Weihnachtsfrieden hat. Als der Vater noch einmal hintreten will, hat der Rudi den Schemel, auf dem der Christbaum gestanden ist, in der Hand und drischt ihn dem Alten ins Kreuz. Der Vater fällt um wie ein Stück Holz. Und der Rudi rennt. Rennt durch die Gegend. Zuerst glaubt er, der Alte ist hinter ihm her. Dann will er daheim anrufen, weil er Angst hat, der Alte ist tot oder bringt die Mutter um. Letztendlich hat dann der Herr Josef beim Rudi daheim angerufen. Da war grad die Rettung da. Der Vater war sechs Wochen im Spital, dann hat er seine Sachen abgeholt. Der Rudi hat nie mehr wieder mit ihm geredet. Und der Herr Josef kümmert sich seitdem um den Buben, als wär’s sein eigener Sohn.“
    „Rührend“, sagt Skocik, überhaupt nicht froh, daß seine schwule Lösung nicht so recht aufgehen will. „Ein richtiges Weihnachtsmärchen.“
    „Geh scheißen“, sage ich leise.
    Brunner pfeift seinen unerträglichen Junior-Partner mit einem strengen Blick zurück.
    „Herr Doktor, machen wir uns doch nicht unnötig das Leben schwer“, sagt er. „Der Kollege und ich sind seit vier in der Früh auf den Beinen. Und wenn Sie gesehen hätten, was wir gesehen haben ...“
    „Apropos“, startet der Kollege seine nächste Attacke, „Sie haben gesehen, wie der Luksch gegen seinen Spezl tätlich geworden ist, weil der ihn mit einem Messer bedroht hat. Warum?“
    „Das hat der Wickerl nicht dazugesagt.“
    „Er hat nix gesagt?“
    „Zumindest nix Wesentliches.“
    „Alles ist wesentlich, Herr Ostbahn!“
    „Herr Doktor“, seufzt Brunner, „was ist passiert, nachdem der Auer das Lokal verlassen hat, mit der Drohung wiederzukommen und den Luksch umzubringen? Ist ihm jemand gefolgt?“
    „Nein.“
    „Der Wirt und der Luksch haben das Lokal also erst zusammen mit Ihnen verlassen, zirka eine Stunde, nachdem das Opfer gegangen war.“
    „Ja, kurz nach drei.“
    „Kennen Sie eine Firma, die Media Sales heißt?“
    „Media was?“, frage ich, überfordert von dem plötzlichen Themenwechsel.
    „Media Sales “, meldet sich Skocik. „Das ist englisch.“ „Wie Au revoir. Ich weiß.“
    Skocik grinst gehässig.
    „Noch nie gehört? Hat aber mit ihrem Metier zu tun.“ Skocik faltet einen Zettel auseinander, den er aus einer Plastikhülle in seinem Filofax gezogen hat. „Tonträger-und Video-Großhandel.“
    „Nie gehört. „, sage ich. „Und was haben die mit dem Fall Wickerl zu tun?“
    „Wir haben gehofft, daß Sie uns das sagen können“, meint Skocik und überrascht mich erstmals nicht nur mit seiner schier grenzenlosen Präpotenz. „Laut diesem Lieferschein der Ihnen unbekannten Firma Media Sales haben Sie dort vorgestern groß eingekauft. CDs und Videocassetten für satte 25.000.“
    Er hält mir den Zettel unter die Nase. Da stehen tatsächlich mein Name, meine Adresse, eine Bestellung über mehr CDs und Videos, als ich in meinem ganzen Leben besessen habe, und drunter meine Unterschrift.
    „Das gibt’s nicht“, sage ich. „Da stimmt was nicht.“ „Naja. Vielleicht, daß Sie von der Firma Media Sales noch nie gehört haben?“ triumphiert Skocik.
    „Wann ich’s Ihnen sag!“
    Meine Kopfschmerzen werden unerträglich. Und wieder ist es Brunner, der mir zu Hilfe kommt.
    „Ein Vorschlag, Herr Doktor“, sagt er. „Sie denken in aller Ruhe drüber nach, und vielleicht, was weiß man, fällt es Ihnen wieder ein.“
    „Was?!“ schreie ich, und die schrille Verzweiflung in meiner Stimme macht mir Angst. „Was soll mir einfallen?! Ich kenn die Firma nicht! Ich hab noch nie 25 Blaue für CDs und Videos ausgegeben! Ich kauf mir keine Platten! Ich krieg sie geschenkt! Und ich höre sie mir nur an, wenn es sich aus beruflichen Gründen nicht vermeiden läßt!“
    Plötzlich bin ich auf den Beinen und vor dem Regal mit meiner bescheidenen Plattensammlung. Die Tonträger, die mir die Promotionabteilung meiner Plattenfirma gelegentlich zum Geschenk macht, stehen da alphabetisch geordnet, ungehört und noch in Plastik eingeschweißt.
    Ich bitte Brunner und Skocik, sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, daß ein Musikant nicht zwangsläufig auch ein Musikliebhaber sein muß.
    „Woher haben Sie den Wisch überhaupt?“ frage ich Brunner.
    „Aus der Hosentasche des Ermordeten“, sagt er. „Aber wie gesagt, Herr Doktor: Denken Sie in aller Ruhe noch einmal nach.“
    Er gibt mir seine Karte mit der Telefonnummer, unter der ich ihn oder den Kollegen Skocik erreichen kann. Dann brechen die Herren
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