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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues
Autoren: Marlene Bach
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gewesen.
    Alsberger schluckte. »Ich denke, ich werde es versuchen.«
    »Wusste ich doch, dass Sie vor so etwas nicht davonlaufen. Sie
werden sehen, nach der dritten Leiche macht Ihnen das gar nichts mehr aus.«
    Ihr Chef hatte schweigend zugehört, als Maria ihm, diesmal in
Alsbergers Anwesenheit, erklärte, warum sie dafür war, dass er ihr Assistent
blieb. Sie hatte viele gute Gründe genannt und nicht einmal lügen müssen.
Schließlich hatte Alsberger schon verstanden, dass Hades sie an der Nase
herumführte, als der Rest der Abteilung sich noch den Kopf über Katharina
Barbara Försters Haarfarbe zerbrach.
    Ferver hatte sich über die kahle Stirn gestrichen, eine Weile
gegrübelt und schließlich ausgespuckt, wie Alsberger seiner Meinung nach sein
Hauptproblem bewältigen könnte. In der Rechtsmedizin würde er genügend Leichen
sehen.
    »Solchen Ängsten muss man sich stellen, die beste Methode, um sie zu
verscheuchen«, hatte er dem schockierten Alsberger erklärt und ihm ermunternd
zugenickt.
    Wenn er nicht mehr umfiel oder grün wurde, durfte er wiederkommen.
So hatte Maria es anschließend mit Jörg besprochen, aber Alsberger musste nicht
alles wissen.
    Sie stellte das Buch wieder auf seinen Platz ins Regal zurück.
    »Die richtige Entscheidung, Alsberger. Freut mich. Freut mich
wirklich sehr.«
    *
    Der Arzt war in einer Besprechung. Sie möge doch einen Moment
warten.
    Maria lief eine Viertelstunde im Klinikflur auf und ab, dann
beschloss sie, die Angelegenheit ein wenig abzukürzen.
    Sie wusste, wo sie Rinkner finden würde. Schließlich stand einer
ihrer Beamten vor der Tür und hielt Wache.
    Als sie ins Zimmer trat, schlug ihr der Geruch von
Desinfektionsmitteln entgegen. Rinkner lag regungslos da, die weiße Bettdecke
bis zum Kinn gezogen. Er sah aus wie aufgebahrt, und im ersten Moment dachte
Maria, er sei tot. Aber auf einem Monitor neben dem Bett sah man eine rote
Linie, in der ab und zu kleine Zacken auftauchten.
    »Guten Tag, Herr Rinkner.«
    Er drehte ihr den Kopf zu. Sein kantiges Gesicht war so weiß, dass
es aussah wie aus Marmor gemeißelt.
    »Ist das Schwein tot?«
    »Wenn Sie Herrn Martinsen meinen, nein. Aber er hat ein schweres
Schädel-Hirn-Trauma und liegt im Koma. Man weiß nicht, was wird.«
    »Hoffentlich verreckt er.«
    »Ich werde ihm Ihre Genesungswünsche ausrichten.«
    Sie wusste nicht genau, wie Rinkner an seine Adresse gekommen war.
Maria vermutete, dass er ihnen an dem Abend von der Polizeidirektion aus im
Taxi gefolgt war. Das war die bessere Variante.
    Die andere war, dass er etwas auf dem Flur mitbekommen hatte, weil
sie vielleicht ihre Tür nicht zugemacht hatte, als sie mit Alsberger
telefoniert und ihm Martinsens Adresse genannt hatte. Aber über diese Variante
wollte sie lieber gar nicht nachdenken.
    »Und, wie geht es Ihnen?«
    »Sehen Sie das nicht?«
    Für einen Moment überlegte Maria, wieder zu gehen. Aber sie blieb.
Die Worte kamen von ganz allein.
    »Das Geld in Ihrem Keller, das waren fast zweihundertfünfzigtausend
Euro.«
    »Interessiert mich nicht.«
    Rinkner starrte nach oben, fixierte einen Punkt an der Decke.
    »Sollte es aber. Herr Martinsen hat im Abstand von einigen Wochen
zweimal große Aktienpakete verkauft. Sieht ganz so aus, als hätte Lea noch mal
Geld nachgefordert. Dabei hatte sie wahrscheinlich schon nach dem ersten Mal
genug, um irgendwo neu anzufangen. Aber sie ist hiergeblieben. Ich glaube, ich
weiß warum.
    Lea hatte die Gefahr verkannt, die von Martinsen ausging. Doch das
war wohl nicht der einzige Grund.
    »Sie haben mir erzählt, Lea hätte Sie gehasst. Ich denke, das ist
nur die halbe Wahrheit. Lea hat es nicht geschafft, Sie alleinzulassen. Sie ist
Ihretwegen geblieben.«
    Maria trat näher an das Bett. Sie wusste nicht, warum sie das hier
tat. Vielleicht, weil sie auch eine Tochter hatte und es hätte hören wollen.
Vielleicht auch aus einem widersinnigen Gefühl der Dankbarkeit heraus.
    Rinkner hatte Alsberger bewusstlos geschlagen und damit verhindert,
dass er Hilfe rufen konnte. Aber Rinkner hatte es ihr auch ermöglicht,
Martinsen zu entkommen. Wer wusste schon, wie Martinsen reagiert hätte, wenn
das Haus von der Polizei belagert worden wäre.
    »Ich glaube, Ihre Tochter hatte Angst, dass Sie zugrunde gehen, wenn
sie sich nicht mehr um Sie kümmert. Sie hat Sie vielleicht gehasst, aber das
war bestimmt nicht alles. Um jemanden, den man hasst, macht man sich keine
Sorgen.«
    Wenn Lea ihn nur gehasst hätte, dann wäre die Sache
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