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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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mit unergründlichem Blick.
    Der
Mediziner sprang in die Grube hinunter.
    Fluchte.
    »Auf
einem Sarg habe ich auch noch nie gestanden! Sie verlangen die unmöglichsten
Dinge von mir!«, beschwerte er sich.
    Betrachtete
interessiert den Körper.
    Der
Mann lag auf dem Bauch, das linke Bein angewinkelt, das andere gestreckt. Die
Arme befanden sich in einer für Lebende durchaus bequemen Position, die Hände
knapp über Schulterhöhe.
    Bekleidet
war der Tote mit einer Sommerjeans und einem T-Shirt, das seitlich
hochgerutscht war und so den Blick auf die Rückenpartie freigab. Schuhe oder
Strümpfe waren nicht zu sehen.
    »Wir
brauchen eine Plane, an der man seitlich Seile befestigen kann. Hier unten kann
ich nichts sehen!«
    Während
sich einige Beamte auf die Suche nach einem geeigneten Hubsystem machten,
begann Dr. Manz damit, die verbliebene Erde von der Leiche zu streichen.
    »Was
wollten Sie noch mal genau wissen?«
    »Unfall,
Suizid, Mord?«
    »Ach
ja, das war’s. Ich kann ausschließen, dass dieser Mann Opfer eines Unfalls
wurde. Suizid scheidet wohl ebenfalls aus.«
    »Das
ging aber schnell!«, staunte Peter Nachtigall.
    »So
schwierig war es nicht. Er hat das Kabel noch um den Hals!«, rief der Arzt aus
der Tiefe. »Es handelt sich um ein flaches Stromkabel, schwarz, ohne Schalter – wenn
ich das richtig sehe. Es liegt locker um den Hals. Vielleicht hatte der Täter
beide Enden gepackt und zugezogen – nach
der Tat legte er sie lose zusammen.«
    Ein
schwarzer Leichensack wurde hinuntergereicht.
    »Soll
ich ihn wirklich … ? Nicht, dass es später Ärger mit Ihrem Gerichtsmediziner gibt.«
    »Wir
müssen wissen, um wen es sich handelt. Dazu brauchen wir einen Blick in sein
Gesicht. Sehen Sie irgendwelche Insekten in der Nähe? Die müssten wir natürlich
einsammeln.«
    »Sie
glauben doch nicht, dass diese kleinen Aasfresser noch hier sind! Nachdem
jemand die ganze schützende Erdschicht entfernt hat? Licht – und
sei es noch so wenig – mögen die nicht. Ich fürchte, diese Fressstelle hat deutlich an
Attraktivität verloren«, grunzte Dr. Manz und hob gleichzeitig das T-Shirt ein
wenig an, um nachzusehen, ob sich einige Insekten vielleicht dorthin geflüchtet
hatten. »Nichts zu sehen«, stellte er fest.
    Nachtigall
glaubte Enttäuschung in seiner Stimme ausmachen zu können.
    Vorsichtig
rollte Dr. Manz den Leichnam in den Kunststoffsack.
    Danach
führte er Seile darunter durch, und vier Beamte hievten den Körper aus der
Grube.
    Etwas
ungeschickt folgte auch der Arzt über die Leiter. Der Sack wurde zwischen die
Gräber bugsiert und Dr. Manz zog den Reißverschluss auf.
    Nachtigall
schlug der Geruch des Todes entgegen.
    Er
bemühte sich darum, den Atem flach zu halten, starrte in das grün-bläulich
verfärbte Gesicht eines noch Namenlosen.
    »An
Ihrer Seite treffe ich wirklich auf die seltsamsten Patienten«, murrte der
Notarzt. »Wie gesagt, dieser hier ist nicht mehr ganz frisch, er muss schon
seit einigen Tagen tot sein. Das sehen Sie schon an der seltsamen Farbe.
Fäulnis! Hier ist auch schon ein Pilzrasen! Schimmelpilze, nehme ich an.«
    Er ging
in die Hocke, schielte mit einem Auge nach dem Hauptkommissar.
    »Seien
Sie froh, dass wir an der frischen Luft sind. Der Rechtsmediziner arbeitet im
Gebäude und die Lüftung … «
    »… schafft es nie! Ich weiß!«
Peter Nachtigall hörte das leichte Zittern in seinem Tonfall. Ihm war übel. Um
ein Haar wäre ich jetzt von diesem Zustand auch nicht weit entfernt, schoss ihm
durch den Kopf. Er schüttelte sich, um diesen quälenden Gedanken zu
verscheuchen – was den Schmerz im Arm verschlimmerte. Ich lebe noch!,
registrierte er selig, von den Umstehenden unbemerkt.
    Dr.
Manz schob seine Brille auf die Nasenwurzel.
    »Hier,
das ist das Kabel. Sehr praktisch – er hat
an die Enden kleine Holzstäbchen als Knebel geknotet. So kann man es besser
halten. Ist ja ziemlich schlüpfrig sonst. Und das Anziehen wird natürlich auch
erleichtert. Liegt einfach besser in der Hand.«
    »Wollen
Sie vielleicht umsatteln, Dr. Manz? Wir könnten bei Dr. Pankratz ein gutes Wort
für Sie einlegen«, schlug Michael Wiener vor.
    »Ach!
Und wer klammert dann die Platzwunde am Kopf Ihres Kollegen, wenn ihn das
nächste Mal einer in den Acker scheucht? Nee, auf meine Dienste im Notfallwesen
können Sie gar nicht verzichten«, gab Dr. Manz grinsend zurück.
    »Da
haben Sie auch wieder recht«, räumte der Hauptkommissar gutmütig ein. »Also:
Mord, er wurde erdrosselt, Tatwaffe
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