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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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ist vermutlich das Kabel um seinen Hals und
es ist nicht erst gestern passiert.«
    »Genau.
Ich weiß sogar, dass er nicht länger als 14 Tage tot sein kann.«
    Nachtigall
sah den Mediziner verblüfft an.
    »Na – das
ist Heiner Lombard!«, erklärte Dr. Manz in einem Ton, als müsse jeder diesen
Namen kennen.
    »Hä?«
Auch Wiener konnte damit wohl nichts anfangen.
    »Heiner
Lombard! Der ehemalige ›Pressesprecher‹ der Gruppe ›Wir sind keine Kohleopfer‹.
Die organisieren doch seit Jahren eine Kundgebung nach der anderen, weil sie
die Abbaggerung verhindern wollten. Aber nun ist es ja zu spät.«
    »Klar,
jetzt fällt es mir ein! Den habe ich oft genug bei Interviews im rbb gehört und
einmal auch gesehen. Ist schon eine ganze Weile her – bei
›Brandenburg aktuell‹«, erinnerte sich Wiener.
    »Ja.
Und dem Grabstein nach zu urteilen, lag er auf dem Sarg seines Vaters.«
    »Eine
Art Familienzusammenführung?«, wunderte sich Wiener.
    »Nee«,
widersprach Nachtigall, »hier auf dem Kreuz steht ein völlig anderer Name!«
    Dr.
Manz seufzte genervt. »Ja. Lombard war der Name von Heiners Frau. Die Ehe hatte
kein halbes Jahr Bestand. Seine Eltern heißen John. Tja, der Vater hat das
viele ›Schachtwasser‹ nicht überlebt.«
    »Schachtwasser?«
Nachtigall schüttelte ratlos den Kopf.
    »Das
müssten Sie aber eigentlich noch wissen! Die Bergarbeiter bekamen früher einen
Teil ihres Lohns als Schnapskontingent. Ein übles Gesöff. Nicht jede Leber war
über eine solche Dauerspülung glücklich«, stellte der Arzt flapsig fest.
    »Aha.
Und dieser Schnaps hieß Schachtwasser?« Traurig dachte Michael Wiener daran,
dass er diese Frage jetzt nicht zu stellen bräuchte, wäre Albrecht Skorubski
noch in ihrem Team. Dem älteren Kollegen waren all diese Dinge geläufig
gewesen.
    »Na ja,
Schachtwasser war die Bezeichnung, die die Bergmänner ihm gegeben haben.«
    »Nein«,
knurrte Nachtigall. »Die meisten haben ihn ›Kumpeltod‹ genannt.«
    »Ach
ja? Nun, das war wenigstens eine treffende Bezeichnung, nicht wahr?« Dr. Manz
stellte die Todesbescheinigung aus, reichte sie an Nachtigall weiter und
steckte den Stift wieder ein.
    »Unnatürlicher
Tod. Wir müssen also Dr. März anrufen.«
    »Ich
muss weiter. Besser Ihr Rechtsmediziner packt ihn aus – und
sicher wollen die Techniker auch noch ran.« Damit schloss der Arzt den
Reißverschluss wieder, das Gesicht verschwand. »Viel Kleidung trägt er ja nicht
gerade.«
    »Stimmt.
Vielleicht liegen Schuhe und Strümpfe tiefer im Grab«, murmelte Nachtigall
dumpf. »Wir suchen danach.«

6
     
    Die großen Metallschaufeln
gruben sich mit ihren langen Krallen tief in den sandigen Boden.
    Hier
sollte ein Anbau an die Blutspende sowie ein Parkplatz für Mitarbeiter und
Besucher des Carl-Thiem-Klinikums entstehen.
    Joachim
Bauers Tochter arbeitete als Krankenschwester in einem der gelben Gebäude – er
ließ seinen Blick an der Fassade entlanggleiten. Sinnlos, er wusste nicht wo.
    Er hob
die Schaufel an, drehte seine Kabine auf dem Fahrwerk und kippte das Gemisch
aus Sand, Erde und Bauschutt auf die Ladefläche eines Lasters.
    Schwang
den Fahrersitz wieder zurück.
    Bauer
genoss es!
    Er
betätigte gern all die Hebel, die den Koloss in Schwung brachten, beherrschte
die Feinabstimmung so perfekt, dass die Kollegen manchmal sprachlos zusahen,
wie er die kniffligsten Aufgaben löste.
    Wieder
biss die Schaufel ein großes Stück aus dem Boden.
    Er
füllte die Kippfläche des LKWs.
    Alles
eingespielte Abläufe.
    Beim
nächsten Mal allerdings änderte sich die Situation von Grund auf: Statt tief
einzutauchen, rumpelten die Krallen über einen unerwarteten Widerstand.
    Klong!,
hörte Bauer.
    Stoppte
jede Bewegung sofort.
    Das
kannte er nur allzu gut. Dieses Geräusch bedeutete immer Ärger. Wirklich immer!
    Auch
die Kollegen in der Nähe hatten es mitbekommen.
    Metall
auf Metall.
    »Scheiße!«,
fluchte Bauer und sprang aus der Kabine.
    »Könnt
ihr was erkennen?«, fragte er die Männer, die am Rand des Lochs die Hälse
reckten. Auch der Baggerführer bemühte sich, wollte sehen, auf was er da in der
Tiefe gestoßen war – doch vergeblich.
    »Vielleicht
ein alter Kühlschrank!«, witzelte Bernd und Florian lachte: »Na, ein Trabbi
kann’s jedenfalls nicht sein! Zu wenig Metall!«
    Angespannt
zog Bauer sein Handy aus der Tasche am Knie seiner Cargohose. »Chef, wir haben
da ein komisches Geräusch gehört. Ja! Beim Versenken. Ich denke, Sie sollten
lieber schnell
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