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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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herkommen!«
     
    Amadeus Winzer hatte
offensichtlich keine Zeit verloren.
    Eine
Viertelstunde später schon stand er zwischen seinen Arbeitern, starrte in die
Grube und konnte genauso wenig erkennen wie seine Männer.
    »Metall?
Sicher?«
    »Ja,
absolut.« Bauer war inzwischen ziemlich blass um die Nase. Er ahnte wohl als
Einziger, was da unten lauerte.
    »So!
Also von hier ist nichts zu sehen!« Winzer, drahtig, trainiert, voller Energie
und unerschrocken, sprang mit einem Satz in das Loch.
    Bauer hielt
den Atem an. War der Kerl denn vollkommen verrückt geworden? Der hatte doch
auch Frau und Kind zu Hause, da konnte er doch nicht …
    »Vorsicht!«,
keuchte er. »Das Ding könnte echt gefährlich sein!«
    Schweigend
beobachteten die Versammelten ihren Chef, der systematisch die Grube absuchte.
    »Wenn
es jetzt knallt, gehen wir alle drauf!«, flüsterte Joachim Bauer und dachte an
seine Simone und die drei Kinder, spürte, wie die Angst in seinen Eingeweiden
wühlte.
    »Hab
ich noch nie gehört, dass es knall macht, wenn man eine vergrabene
Waschmaschine ausbuddelt«, grinste Bernd.
    »Ach!
Ist besser, du hältst dein Maul!«, beschied ihm Bauer. »Wetten, das ist keine
Waschmaschine? Das ist ein explosiver Gruß aus Kriegszeiten!«
    Bernds
Grinsen wirkte plötzlich erfroren.
     
    Amadeus war wenig erfreut.
    Als
sich ihm helfende Hände entgegenstreckten, war die steile Zornesfalte über der
Nasenwurzel nicht zu übersehen.
    »Hat
zufällig einer von euch die Nummer vom Kampfmittelräumdienst?«, knarrte er
grantig. »Wir müssen denen Bescheid geben. Keine Ahnung, was für ein Baby das
ist, aber weiterarbeiten können wir hier erst mal nicht.«
    Er
teilte seinen Leuten andere Aufgaben zu.
    Einige
murrten unwillig. Die meisten trollten sich kommentarlos.
    »Wenn
wir wissen, was genau da schläft, sehen wir weiter.« Besorgt wanderten seine
stahlblauen Augen über die Fassade des Klinikums. »Ist ein ziemlich großes
Ding. Wenn wirklich evakuiert werden müsste, würde das ganz schön Action geben.
Sind doch sicher mehr als 1.000 Kranke, die dann verlegt werden müssen.«
     
    Eine Stunde später herrschte
gespanntes Schweigen an der Fundstelle. Sprengmeister Jan-Dirk Pfitzner hockte
vor dem Metallkörper, den er sehr vorsichtig, beinahe andächtig, freigelegt
hatte. Er betastete ihn an den unterschiedlichsten Stellen, nutzte allerhand
seltsam anmutende Technik, klopfte ein paarmal sanft gegen die Außenhaut.
    Bauer
beobachtete das Treiben neugierig.
    Ein
ganzes Team war angerückt. Es wurde heftig diskutiert.
    Amadeus
Winzer tigerte derweil ungeduldig am Rand entlang und sah aus, als wolle er im
Minutentakt nachfragen, wie und wann die Arbeiten denn nun weitergehen sollten.
    Pfitzner
beriet sich mit seinem Team. Sie gestikulierten wild.
    Sieht
nicht gut aus, dachte Bauer, zu ernste Gesichter.
    »Herr
Winzer?« Jan-Dirk Pfitzner war so behände aus dem Loch geklettert, als sei das
seine liebste tägliche Übung, und winkte den Chef des Bautrupps zu sich heran.
    »Tut
mir leid, die Bombe hat einen funktionsfähigen Zünder. Und – den
kann ich nicht einfach so ausbauen. An eine kontrollierte Sprengung ist nicht
zu denken – es müssen zuvor umfangreiche Maßnahmen getroffen werden, bevor
man die Bombe abtransportieren kann.«
    Winzers
Miene verdüsterte sich. Umfangreiche Maßnahmen – das
klang in seinen Ohren nach erheblicher Verzögerung der Arbeiten.
    »Aha.
Wie geht es denn nun weiter?«
    »Es
handelt sich um eine 50-Kilogramm-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Ich werde
versuchen, den Zünder zu entfernen, das wäre für alle die günstigste Lösung.
Wenn es gelingt, dann wird der Rest abtransportiert. Wenn nicht – dann
geht das Ding hoch. Es ist eine Beutebombe, die sind unberechenbar.«
    »Beutebombe?
Wie? Jemand hat sie den Soldaten abgenommen und dann hier versteckt, um sie bei
passender Gelegenheit wieder abzuholen? Zur späteren Nutzung?«
    »Nein,
nein!« Der junge Mann lächelte breit und Winzer beobachtete misstrauisch, ob
daraus etwa ein Auslachen entstünde. Doch die Miene des Sprengmeisters wurde
wieder ernst. »Diese Bombe wurde – wahrscheinlich von den Russen – erbeutet, mit einem neuen
Zünder versehen und über Cottbus abgeworfen. Ein Blindgänger. Diese Bomben sind
außerordentlich gefährlich und mit 50 Kilogramm verfügt sie über eine gewaltige
Sprengkraft.«
    »Und
wenn sie detoniert, während Sie … ?«
    »Dann
geht hier alles hoch.« Pfitzner wirkte völlig ruhig und entspannt,
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