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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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als er das
sagte.
    Scheißjob,
dachte Winzer.
    Er
zuckte ergeben mit den Schultern. »Wann?«, erkundigte er sich knapp.
    »So
schnell wie möglich. So ein explosives Baby sollten wir nicht offen liegen
lassen. Wir informieren sofort Feuerwehr und Polizei. Die veranlassen eine
Evakuierung. Ich gebe Ihnen Bescheid.«
    »In
welchem Radius wollen Sie denn räumen lassen?«, wollte Bauer wissen, dem das
Procedere gut bekannt war. Schließlich hatte er mehrere Jahre in Berlin
gearbeitet. Da waren solche Funde fast an der Tagesordnung.
    »Etwa
ein Kilometer rund um die Fundstelle. Das wird schon nötig sein.«
    »Ach du
Schreck! Das ist ja fast bis zum Bahnhof! Das gibt ein hübsches Verkehrschaos.«
    »Ja,
das ist richtig, aber nicht zu ändern. Die Klinik wird eine Lösung suchen
müssen, und es bedeutet auch, dass die Wohnhäuser evakuiert werden. An der
Thiemstraße bis rüber zur Straße der Jugend. Natürlich wird auch der
Straßenabschnitt hier vollständig gesperrt. Das Sichern übernimmt die Polizei.«
     
    Als der junge Mann davonstürmte,
bemerkte Bauer, dass einer aus dem Team an der Grube zurückgeblieben war.
    Wohl
die Wache, der wird sicher von der Polizei abgelöst, überlegte er, damit die
Beutebombe nicht noch einmal erbeutet werden kann.

7
     
    »Hat dieser junge Mann hier
Familie?«
    »Wenn
man das so nennen will. Seine Frau hat ihn schon vor Jahren verlassen. Als ich
ihn das letzte Mal besuchte, wohnte er auf einem Vierseitenhof mit gefühlten
150 Katzen als Gesellschaft. Und jung ist er auch nicht mehr. Mitte 40 schätze
ich. Seit die Proteste gegen den Bergbau angefangen haben, hat er sich sehr
zurückgezogen. Seine Mutter wohnt allerdings hier um die Ecke, im Ort, neben
der kleinen Kirche.« Dr. Manz wies diffus nach Süden.
    »Danke«,
murmelte Nachtigall. »Wir fahren gleich bei ihr vorbei. Ist das ihr einziges
Kind?«
    »Nein,
nein! Kinder sind eine ihrer Leidenschaften. Sie hatte, glaube ich, sechs. Aber
nur Heiner ist in der Gegend geblieben. Die anderen leben alle mit ihren
Familien im Ausland. Als das mit dem Widerstand so richtig losging, das
Abbaggern zum Thema wurde, hat das wohl bei vielen gehörig an den Nerven
gezerrt. Heiners Geschwister sind jedenfalls schon vor vielen Jahren so weit
wie möglich von hier weggezogen.«
    Dr.
Manz notierte für Nachtigall die Adresse. Als er ihm den kleinen Zettel gab,
musterte er ihn scharf.
    »Sie
sind sicher, dass es Ihnen gut geht? Sieht nämlich nicht danach aus, wenn ich
das mal sagen darf! Noch sind wir hier, aber in spätestens fünf Minuten müssen
Sie allein klarkommen.«
    Der
Cottbuser Hauptkommissar begann sich zu ärgern, nickte aber nur schlicht, um
eine Diskussion zu vermeiden.
    »Na
gut. Ihre Entscheidung. Sie sind ja kein kleines Kind mehr«, gab der Notarzt
knapp zurück. »Wir sind weg!«
     
    »Herr Schmieder?« Nachtigall
trat zu den beiden Männern, die inzwischen schwer atmend Erde aus einem anderen
Grab schaufelten.
    »Ja.«
    »Schließen
Sie das Tor immer ab? Oder war das nur eine Sicherheitsmaßnahme wegen der
Demonstranten?«
    »Heute
war es zur Sicherheit. Aber normalerweise ist es tagsüber offen, damit die
Leute ungehindert Zutritt haben. Jetzt im Herbst wird gegen 18 Uhr
abgeschlossen. Es gab Anfang des Jahres hier Vandalismus, Grabsteine wurden
umgestoßen und so ein Blödsinn. Jugendliche. Seither sorgt die Gemeinde dafür,
dass die über die Mauer und den Zaun klettern müssen«, keckerte der Mann.
    »Das
bedeutet, der Mann, der die Leiche auf den Sarg gelegt hat, konnte auch nur auf
diesem Weg rein. Er musste den Toten über den Zaun heben«, überlegte Nachtigall
laut.
    »Das
ist wohl so.«
     
    »Michael?« Der junge Mann
starrte noch immer wie hypnotisiert in das geöffnete Grab.
    »Hmhm.
Weißt du, ich frage mich, ob der Mörder wusste, dass er sein Opfer im Grab des
Vaters versenkt hat. Er hieß ja nicht Lombard.«
    »Stimmt.
Du meinst, wenn es Absicht war, muss er über die persönlichen Verhältnisse
Bescheid wissen. Der Mörder ist vielleicht einer aus dem Ort.«
    »Dann
war ihm bewusst, dass man Lombards Leiche bald findet.«
     
    Das kleine Häuschen aus dunklem
Klinker lag verborgen hinter einer mannshohen Hecke, inmitten eines winzigen
Gartens.
    Auf ihr
Klingeln antwortete niemand.
    »Hallo?«,
rief plötzlich eine brüchige Stimme aus dem Mansardenfenster des Nachbarhauses.
»Suchen Sie Hedwig?«
    »Ja,
genau!«, bestätigte Michael Wiener.
    »Die
ist bei ihrem kleinen Liebling. Auf dem Friedhof«, wehte
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