Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuesse sich, wer kann

Kuesse sich, wer kann

Titel: Kuesse sich, wer kann
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
und er führte mich durch die leere Eingangshalle.
    »Wir nehmen mein Auto«, sagte er. »Dritte Reihe auf dem Platz ganz hinten.«
    »Weiß deine Mutter, dass du nach Thailand fährst?«
    »Nein. Keiner weiß es.«
    Er schubste mich durch die Haustür auf den Bürgersteig, der zum Parkplatz führte.
    »Warum eigentlich Thailand?«
    »Warum nicht?«
    Wir hatten den Parkplatz zur Hälfte überquert, da tauchte hinter einem Auto ein untersetzter Mann auf. Er trat ins Licht, Nick Alpha.
    »Ich kenne Sie nicht«, sagte er zu Dave, »aber halten Sie sich zurück. Ich habe was Geschäftliches mit Miss Plum zu erledigen.«
    »Ihr Geschäft muss warten«, sagte Dave.
    Alpha zog eine Pistole. »Mein Geschäft kann nicht warten.«
    Dave zog meine Pistole aus seiner Tasche und richtete sie auf Alpha. »Ihr Geschäft ist mir scheißegal. Ich war zuerst hier.«
    Ich spürte, wie sich Daves Finger enger um meinen Hals spannten, ich bekam kaum Luft. Zwei Männer stritten sich darum, wer von ihnen beiden mich töten würde. Konnte es noch schlimmer kommen?
    »Nehmen Sie die Pistole runter«, sagte Alpha.
    Dave sah ihn herausfordernd an. » Sie nehmen Ihre Pistole runter.«
    Im hinteren Teil des Parkplatzes heulte ein Motor auf, und aus den Augenwinkeln erkannte ich den schwarzen Lexus, der sich aus einer Parkbucht schob. Auftritt: das Nashorn, dachte ich. Jetzt waren es schon drei, die versuchten, meinem Leben ein Ende zu setzen. Das musste der absolute Rekord sein.
    Die Reifen des Lexus wimmerten, als das Gaspedal durchgetreten wurde und das Auto sich ruckartig in Bewegung setzte. Sekundenbruchteile später Pistolenschüsse und das dumpfe Geräusch, wenn ein Auto einen menschlichen Körper rammt. Der Lexus schlingerte zwischen den parkenden Autos und röhrte davon. Ich spähte hinter Mr Molnars Chrysler hervor und sah beide Männer regungslos auf dem Asphalt liegen.
    Eigentlich hätte ich hingehen und nachschauen müssen, ob sie noch lebten, aber ich unterließ es. So schnell ich konnte, lief ich in meinen hohen Absätzen zurück ins Haus, die Treppe hoch, den Flur entlang zu meiner Wohnung. Ich zitterte so schlimm, dass ich alles doppelt sah und den Schlüssel mit beiden Händen halten musste, um ihn ins Schloss einzuführen und die Wohnungstür aufzuschließen. Ich glitt hinein, schob beide Riegel vor und stützte mich mit den Händen auf den Knien ab, um zu verschnaufen. Zweimal drückte ich die falschen Tasten, bevor ich den Notruf erwischte. Ich meldete den Schusswechsel und die mörderische Autoattacke, legte auf und rief danach Morelli und Ranger an.
    In der Ferne heulten Sirenen, rote und blaue Lichter blitzten in der Fensterscheibe auf, als Polizei und Krankenwagen auf den Parkplatz brausten. Ich ging zum Fenster und sah nach unten. Es war dunkel, kaum etwas zu sehen, nur die beiden Leichen auf dem Asphalt waren zu erkennen. Erst als ich Morellis SUV und Rangers Porsche vorfahren sah, ging ich die Treppe hinunter in die Eingangshalle.

39
    Ein herrlicher Morgen, die Sonne schien, die Luftqualität war einigermaßen gut, und ich war am Leben. Krankenwagen, Polizei, Gerichtsmedizin und die Gaffer waren vom Parkplatz abgezogen, der Pickel auf meiner Stirn hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst, und der Vordofluch meldete sich mit aller Macht zurück. Ich fühlte mich wie Julie Andrews in The Sound of Music . Ich wollte den Kopf in den Nacken werfen, wollte singen und mich mit ausgestreckten Armen im Kreis drehen.
    Nick Alpha hatte Dave erschossen, und Regina saß in Untersuchungshaft, weil sie Nick Alpha vorsätzlich umgenietet hatte. Auf Anhieb fiel mir jetzt keiner mehr ein, der frei herumlief und mich töten wollte.
    Ich hatte geduscht, meine Haare mit dem Föhn in Form gebracht und mich in Schale geschmissen, Lieblings-T-Shirt und Jeans. In meinen Küchenregalen herrschte Ebbe, und ich hatte einen Bärenhunger. Ich fuhr zu meinen Eltern, wo es Eier, Schinken, Kaffee, Saft und Plundergebäck geben würde.
    Ich parkte vorm Haus und sah Grandma schon zur Tür eilen, bevor ich das Vordach erreicht hatte.
    »Dabei war er so ein netter junger Mann«, sagte Grandma, als sie mir öffnete. »Es kam heute Morgen gleich als Erstes in den Nachrichten, wir haben unseren Ohren nicht getraut. Deine Mutter hat sich gleich über den Korb Bügelwäsche hergemacht.«
    Ich folgte Grandma in die Küche, begrüßte meine Mutter und goss mir eine Tasse Kaffee ein.
    »Hast du Hunger?«, fragte Grandma. »Soll ich dir Frühstück machen?«
    »Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher