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Kuesse sich, wer kann

Kuesse sich, wer kann

Titel: Kuesse sich, wer kann
Autoren: Janet Evanovich
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Dave jemanden erdrosselt hatte.
    »Was für ein hübsches Haus«, sagte Emma.
    Mein Vater erhob sich aus seinem Fernsehsessel und begrüßte die Gäste. Er war genötigt worden, sein Tony Soprano-Polohemd gegen ein richtiges Anzughemd einzutauschen. Das deutete auf ein echtes gesellschaftliches Ereignis hin. Anzughemden waren sonst nur Weihnachten, Ostern und Beerdigungen vorbehalten.
    Dave übergab mir die Servierplatte, unsere Blicke trafen sich für einen längeren Moment, und ich fühlte eine stechende, irrationale Angst, er könnte meinen Mordverdacht gegen ihn ahnen. Ich stellte die Platte auf den Tisch und gab mir alle Mühe, mich zusammenzureißen. Es gibt keinen stichhaltigen Beweis, dass Dave der Killer ist, sagte ich mir. Normalerweise kann ich mich auf meine Intuition verlassen, aber es ist eben nur Intuition. Sie ist nicht unfehlbar. Und in diesem Fall war es eigentlich nur lachhaft.
    »Die Antipasti sehen lecker aus. Hast du das alles selbst gemacht?«
    »Die haben wir bei Giovichinni’s geholt.« Dave rückte näher an meine Seite, ich spürte seinen feuchtwarmen Atem an meinem Ohr. »Ein Killerkleid, das du da anhast.«
    Es kribbelte mich auf der Kopfhaut, und mein Herz setzte für einen Schlag aus. »Killer? Wie meinst du das?«
    »Denk mal drüber nach«, sagte er augenzwinkernd.
    Meine Mutter trug das Parmesanhähnchen auf, und ich nahm meinen Stammplatz links von Dad ein. Dave entschied sich für den Platz neben mir.
    »Dave war vorgestern schon hier und hat ein wunderbares Essen für uns gekocht«, sagte Grandma zu Emma Brewer. »Sogar einen Schokoladenkuchen gebacken.«
    »Das hat er schon früher immer zur Entspannung getan«, sagte Emma. »Als kleiner Junge hat er Plätzchen nach einem eigenen Rezept gebacken. Je mehr Stress er hatte, desto dringender musste er kochen.«
    Ich fragte mich, wie viel man kochen muss, um sich nach dem Mord an fünf Personen abzureagieren.
    Grandma lud sich Spaghetti auf. »Ich bin erstaunt, dass er Sie zu Hause nicht immerzu bekocht.«
    Emma verdrehte die Augen. »Die Küche ist danach immer eine schöne Schweinerei. Überall schmutziges Geschirr.«
    »Typisch Mann«, sagte Grandma. »Hinterlassen immer eine Schweinerei.«
    »Nicht immer«, sagte Dave. »Manchmal wissen Männer auch, wie man das vermeidet. Der Killer von der Hamilton Avenue hat seinen Opfern das Genick gebrochen. Der hat keine Schweinerei hinterlassen.«
    »Das ist furchtbar«, sagte Grandma. »Ich verstehe nicht, wie ein Mensch so etwas machen kann.«
    »Das ist sicher nicht viel anders, als im Schlachthof zu arbeiten«, sagte Dave. »Nachdem man die ersten hundert Kühe getötet hat, kommt es einem wie ein ganz normaler Job vor.«
    »Haben Sie schon mal in einem Schlachthof gearbeitet?«, mischte sich mein Vater ein.
    »Nein. Aber in einer Bank. Da gibt es Parallelen.«
    »Bitte, David, das ist nicht lustig«, ermahnte ihn seine Mutter.
    »Woher wissen Sie, dass der Killer ein Mann ist?«, fragte Grandma. »Könnte genauso gut eine Frau sein.«
    Dave legte eine Hand um meinen Hals. »Es braucht Muskelkraft, um jemandem das Genick zu brechen.« Er drückte die Hand zusammen und schaukelte mich leicht hin und her. »Ich glaube nicht, dass eine Frau diese Kraft aufbringen kann. Und nach allem, was ich gelesen habe, war Lou Dugan nicht so ein Leichtgewicht wie Stephanie.«
    Sobald ich zu Hause war, würde ich Morelli anrufen. Und ich würde dafür sorgen, dass meine Pistole geladen war.
    »Deine Hand«, sagte ich zu Dave. »Nimm sie weg.«
    Er gab meinen Hals frei und streckte die Hand nach seinem Weinglas aus. »Ich wollte nur was klarstellen.«
    Ich stieß ihn an, der Wein schwappte über und ergoss sich auf sein Hemd.
    »Ach, du Schreck«, sagte ich. »Das tut mir aber leid.«
    Ich gebe zu, es war kindisch, aber er war nicht der Einzige, der hier was klarstellen wollte. Obwohl es, rückblickend, vielleicht doch keine gute Idee war, jemanden zu verärgern, den ich des Massenmordes verdächtigte. Hätte er seine Opfer erschossen, wäre meine Angst größer gewesen. Er konnte schlecht uns alle sechs am Tisch erdrosseln. Trotzdem, mein Herz raste wie wild, und mein Magen produzierte Säure in rekordverdächtigen Mengen. Ich würde sofort von hier aus zu Morelli fahren, er hatte haufenweise Arznei gegen Sodbrennen zu Hause, und ich könnte ihm von Dave erzählen.
    Alle saßen für einen Moment wie versteinert und starrten mit offenem Mund auf den violetten Fleck auf Daves Hemd.
    Seine Mutter kramte
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