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Kuesse sich, wer kann

Kuesse sich, wer kann

Titel: Kuesse sich, wer kann
Autoren: Janet Evanovich
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verschworene Gemeinschaft, die auf Klatsch und Schmorbraten basiert. Seit Grandpa Mazur zum ultimativen Feierabend in den Himmel aufgestiegen ist, wohnt Grandma Mazur bei meinen Eltern. Sie kennt so gut wie jeden in Burg und weiß über alle Bescheid. Ganz sicher kannte sie auch Ziggy Glitch.

4
    Ich parkte in der Einfahrt. »Hoffentlich kann sie Ziggy überreden, mit uns zu kooperieren.«
    Lula stellte ihre Chicken-Nuggets-Tüte auf den Boden. »Ich liebe deine Oma. Wenn ich mal alt bin, möchte ich so sein wie sie.«
    Getrieben von einem mütterlichen Instinkt, der das Herannahen der Nachkommen wittert, erwartete Grandma Mazur uns bereits an der Haustür. Meine Oma, das sind scharfe Augen, schlaffe Haut und kurze, in Löckchen gelegte stahlgraue Haare. Heute trug sie einen Trainingsanzug aus weißer und lavendelfarbener Ballonseide, dazu weiße Tennisschuhe.
    »Was für eine schöne Überraschung«, sagte sie. »Der Kuchen steht schon auf dem Tisch.«
    »Gegen Kuchen hätte ich nichts einzuwenden«, sagte Lula. »Eben dachte ich noch, ach, ein Stück Kuchen wäre jetzt richtig lecker.«
    Meine Mutter stand in der Küche am Bügelbrett. Körperlich gesehen ist sie eine jüngere Version meiner Oma, und ich bin körperlich gesehen eine jüngere Version meiner Mutter. Geistig und emotional ist meine Mutter auf sich allein gestellt. Der Wahnsinn in unserer Familie scheint eine Generation übersprungen zu haben, und die Aufgabe, wenigstens ein Mindestmaß an Anstand zu wahren, liegt allein auf den Schultern meiner Mutter. Meine Oma und ich sind die unsicheren Kandidaten.
    »Und warum wird heute gebügelt?«, fragte Lula.
    Wir alle wussten, dass meine Mutter immer bügelt, wenn sie sich über etwas aufregt. Als ich in Scheidung lebte, kam sie tagelang nicht mehr weg vom Bügelbrett.
    Grandma machte einen großen Bogen um meine Mutter und stellte die Kaffeekanne auf den Tisch. »Margaret Gooleys Tochter hat sich verlobt, und die Familie hat für die Hochzeit im November schon jetzt den Festsaal vom polnischen Heimatverein gemietet.«
    »Und?«, fragte Lula.
    »Ich war mit ihr zusammen auf der Highschool«, erklärte ich ihr.
    Lula setzte sich an den Tisch und schnitt ein Stück Kuchen ab. »Und?«, wiederholte sie.
    Meine Mutter drückte das Bügeleisen mit aller Kraft auf ein Hosenbein, so dass die Falte bis ans Ende ihrer Tage halten würde. »Ich verstehe einfach nicht, warum in allen anderen Familien die Töchter heiraten, nur meine Tochter heiratet nicht!«, klagte sie. »Ist das zu viel verlangt, sich eine glücklich verheiratete Tochter zu wünschen?«
    »Ich war schon mal verheiratet«, sagte ich. »Und es hat mir keinen Spaß gemacht.«
    Grandma schmierte dick Butter auf ihr Stück Kuchen. »Der Kerl war ein Saftarsch.«
    »Du bist seit Jahren mit Joseph Morelli zusammen«, sagte meine Mutter. »Warum verlobt ihr euch nicht wenigstens? Die Nachbarn reden schon.«
    Eine völlig berechtigte Frage, auf die auch ich keine Antwort hatte. Jedenfalls keine, die ich laut hätte aussprechen können. Morelli ist nämlich nicht der einzige Mann in meinem Leben. Ich liebe zwei Männer! Wie abgedreht ist das denn?!
    »Genau«, wandte sich Lula an mich. »Entscheide dich endlich für Morelli, sonst schnappt ihn dir noch eine andere weg. Er ist ein heißer Typ, außerdem besitzt er ein Haus, er hat einen Hund und alles …«
    Ich mochte Morelli wirklich gern. Und was Lula sagte, stimmte, Morelli war ein heißer Typ. Ich glaube, dass er ein guter Ehemann wäre, oder sagen wir, höchstwahrscheinlich wäre er das. Manchmal hatte ich sogar den Verdacht, dass er auch überlegte, ob er mich heiraten sollte. Das Problem war nur: Immer wenn der Gedanke, Morellis Frau zu werden, an Reiz gewann, schlich sich Ranger in mein Gedächtnis wie Rauch, der unter einer geschlossenen Tür hervorquoll.
    Ranger taugte definitiv nicht als Ehemann. Ranger war ein rasend gut aussehender Latino, dunkle Haut, dunkle Augen, stark, äußerlich und innerlich. Aber er war mir auch ein Rätsel, jemand, der die Narben, die das Leben ihm eingebracht hatte, gut verbarg.
    »Wir sollen Ziggy Glitch für eine neue Terminvereinbarung vor Gericht vorführen«, sagte ich zu Grandma. »Ich habe mir gedacht, du könntest ihn vielleicht dazu animieren, mit mir hinzugehen.«
    »Ja, das könnte ich machen, aber du musst warten, bis es dunkel ist. Tagsüber geht er nicht aus dem Haus.« Grandma legte eine Kunstpause ein. »Er hat da ein kleines Problem.«
    Ich knabberte an
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