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Küsse, die "Verzeih mir" sagen

Küsse, die "Verzeih mir" sagen

Titel: Küsse, die "Verzeih mir" sagen
Autoren: Rebecca Winters
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Doktortitel von der Duke University in Archäologie. Aber ich muss noch weiter ausholen.“
    Chase atmete tief durch. „Bevor ich ein Jahr alt war, sind meine Eltern mit mir nach China gegangen, und ich habe meine Kindheit auf den Spuren der Seidenstraße verbracht. Meine Eltern zogen bei ihren Forschungen von einer Station zur anderen, vom Orient bis nach Afghanistan, wo sie in Kabul eine große Ausgrabung leiteten. Wie du aus deiner Zeit im Irak sicher weißt, haben Archäologen oft Zutritt zu Ländern oder Gebieten, wo Zivilisten sonst nur schwer hinkommen. Ich war neun oder zehn, als die CIA meine Eltern anwarb, für sie Informationen zu sammeln. Damals war mir natürlich nicht klar, was das bedeutete. Ich erinnere mich nur daran, dass sie mich eindringlich gewarnt haben, nie mit jemandem darüber zu sprechen.“
    Forschend blickte Chase seinen Freund an, doch der lauschte nur gebannt und bis jetzt ohne Regung.
    „Jedenfalls wurde Afghanistan von den Russen besetzt, dann kamen die Taliban. Kabuls Kunstschätze aus dem Nationalmuseum wurden geraubt, aber sie tauchten nie in den Auktionshäusern oder in Russland auf. Ein ungelöstes Rätsel, das sich erst aufklärte, als die Taliban vertrieben wurden und wir zu unserer Ausgrabungsstätte zurückkehren konnten. Es stellte sich heraus, dass die vorige Regierung die Kunstschätze in einem geheimen Tresorraum unter dem Präsidentenpalast versteckt hatte. Bis auf ein paar Stücke war der gesamte Baktrische Goldschatz dort, außerdem zweitausend Münzen aus dem 5. Jahrhundert vor Christi mit den Abbildungen der damaligen Könige. Mittlerweile hatte ich meinen Doktortitel und arbeitete im selben Team wie meine Eltern. Wir wurden beauftragt, die Echtheit der Stücke zu prüfen.“
    „Du warst selbst da?“, fragte Vance.
    Chase nickte. „Ja, aber ich habe einen hohen Preis dafür bezahlt. Eine Al-Qaida-Zelle, die für die Taliban arbeitete, wollte sich an allen rächen, die mit dem Fund zu tun hatten. Sie haben unsere Ausgrabungsstätte in die Luft gesprengt, meine Eltern und dreizehn andere wurden dabei getötet. Ich wurde ebenfalls für tot gehalten, aber ich habe überlebt und wurde von der CIA zur Behandlung in die Schweiz ausgeflogen.“ Bei der Erinnerung daran schloss er schmerzerfüllt die Augen.
    „Es hat über ein Jahr gedauert, bis ich halbwegs wiederhergestellt war. Ich hatte schwerste Verbrennungen, brauchte mehrere Hauttransplantationen, und man teilte mir mit, dass ich keine Kinder mehr zeugen könnte. Na ja, da mir mein Leben mit dieser Diagnose nicht mehr so wichtig vorkam, habe ich mich einverstanden erklärt, wieder für die CIA zu arbeiten. Das war immer noch besser, als herumzusitzen und mich zu bemitleiden. Weil ich Arabisch, Punjab und Dari spreche, wollten sie mich zur Spionage einsetzen.“ Er holte tief Luft.
    „Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass ich in meinem Zustand das Training erfolgreich absolvieren würde. Doch zur Überraschung meiner Ärzte ging es recht gut, und so habe ich sechs Jahre lang für die CIA gearbeitet. Auf meiner letzten Mission wurde ich allerdings von einem Doppelagenten enttarnt, der mich aus der Zeit in Kabul vor der Explosion kannte. Also haben sie mich ins Zeugenschutzprogramm gesteckt und mir den Job hier im Yosemite Park besorgt. Drei Jahre lang ging alles gut … bis gestern.“
    Vance verschränkte die Arme vor der Brust. „Jetzt weiß ich also endlich, warum du mir gleich so sympathisch warst“, sagte er bewundernd. „Erzähl weiter.“
    „Ich stecke in Schwierigkeiten“, gestand Chase.
    „Du meinst, jemand hat dich enttarnt?“
    „Noch nicht.“ Chase strich sich nervös durchs Haar. „Aber die ganze Sache hat eine sehr persönliche Wendung genommen. Ich habe gerade herausgefunden, dass ich Vater bin.“
    Vance hob die Augenbrauen. „Was?“
    „Ich kann es selbst kaum glauben. Offenbar habe ich eine Tochter. Ihre Mutter ist die Passagierin aus dem abgestürzten Hubschrauber. Annie Bower. Sie war eine Archäologiestudentin, die im Rahmen eines Praxissemesters an der Ausgrabung in Kabul teilnahm.“
    Vance hob die Augenbrauen.
    „Als Annie ankam, waren sofort alle männlichen Ausgrabungsteilnehmer hinter ihr her. Auch ich fand sie auf den ersten Blick sympathisch, und als sie dann lächelte …“
    Chase war von ihrer Intelligenz fasziniert gewesen, von ihrer Wärme und Freundlichkeit angetan. „Wir waren bald unzertrennlich. Bis zum Tag der Explosion. Gott sei Dank war sie an dem Tag
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