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Kühlfach vier

Titel: Kühlfach vier
Autoren: Jutta Profijt
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werde der Mann gesucht,
     der ihn töten wollte, erzählte Katrin weiter. Alle waren schockiert. Keiner konnte sich vorstellen, dass Martin in irgendeine
     kriminelle Geschichte verwickelt sein konnte. Andererseits hatte jeder im Institut bemerkt, wie komisch er sich in den letzten
     Tagen benommen hatte. Immer mehr Zweifel kamen auf an Martins Unschuld, und auf einmal haftete der Verdacht an ihm wie Tölentorte
     in Profilsohlen. Martin konnte sich ja nicht verteidigen. Es war zum Kotzen.
    Ich wollte Nähe zu Martin herstellen und schlich mich an seinen Schreibtisch, wo ich trübsinnig vor mich hin starrte.
    »Arschlöcher«, murmelte ich.
    |253| Der Bildschirm flammte auf, das Wort »Arschlöcher« erschien.
    Ich konnte es nicht fassen. Ein Blick bestätigte meine Hoffnung: Martin hatte, als er das Büro vor seinem Zwangsurlaub verlassen
     hatte, den Computer so zurückgelassen, wie er gerade war. Mit betriebsbereitem Diktierprogramm und eingeschaltetem Kopfhörer.
     Kein Mensch hatte offenbar kontrolliert, ob sein Stromfresser ausgeschaltet oder nur auf Stand-by war. Welch ein Segen!
    Ich probierte es noch einmal: »… sind die, die nicht an Martin glauben.«
    Jetzt hatte ich einen Plan. Ich schwebte vor dem Bildschirm, nah genug, um gut lesen zu können, und begann zu diktieren: »Ich
     hoffe, dass Sie diesen Bericht von Anfang bis Ende lesen werden …«
     
    Das ist jetzt ungefähr vierundzwanzig Stunden her. Zwanzig Stunden lang habe ich diktiert, mit kleinen Pausen zwischendurch.
     Seit vier Stunden hänge ich hier herum und hoffe, dass endlich jemand auf diesen Bildschirm schaut. Ich verfluche die Aufteilung
     des Büros, die dazu führt, dass Martins Schreibtisch der letzte vor der Wand ist mit Blick ins Zimmer – was bedeutet, dass
     der Bildschirm nur zu sehen ist, wenn man ganz hinten an der Wand steht.
    Ich habe mittlerweile erfahren, dass Martin lebt und auf dem Weg der Besserung ist, er wird wohl wieder ganz gesund. Er darf
     keinen Besuch empfangen, immer noch hat kein Mensch eine Ahnung, in welche Sache er da hineingeraten ist, aber der Siegelring,
     der inzwischen als das Eigentum des getöteten Moldawiers identifiziert wurde, wirft ein denkbar schlechtes Licht auf ihn.
     Man munkelt, dass |254| schon bald ein Haftbefehl wegen des Mordes an Semiras Bruder gegen ihn erlassen werden soll.
    Die Stimmung im Büro ist gedrückt, bisher haben sich alle von Martins Schreibtisch ferngehalten. Ich hoffe nur, dass sich
     das bald ändert. Ich schreibe immer mal wieder einen Satz, damit der Stromsparmodus nicht den Bildschirm abschaltet, denn
     dann könnte ja niemand sehen, was ich hier geschrieben habe.
    Ich werde langsam nervös. Was, wenn niemand … Oooh, da kommt ja eine Person, genau die richtige, ja, ja, komm hier herüber,
     weiter, an den anderen Schreibtischen vorbei, bis hinten zum letzten Schreibtisch, zu Martins Tisch, jawoll, und jetzt schau
     auf den Bildschirm!
     
    HALLO KATRIN!!!!

|255| Danksagung
    Streng chronologisch betrachtet geht der erste Dank an meine Grundschullehrerin Helene Grimm, die 1977 in mein Poesiealbum
     schrieb: Übermut tut auch mal gut. Daran halte ich mich seitdem.
    Aktueller wird es mit Dr. med. Frank Glenewinkel, meinem Kontaktmann in der Rechtsmedizin. Er hat nicht nur geduldig alle
     Fragen beantwortet, sondern mir sogar – weder beabsichtigt noch bewusst – die Idee zu diesem Buch geliefert. Wer einen Vortrag
     vor Autorinnen hält, muss eben mit allem rechnen …
    Der absolute Giga-Dank gebührt meiner Lektorin Karoline Adler, die seit Jahren unerschütterlich an unsere gemeinsame Zukunft
     glaubt. Ohne sie hätte ich das Schreiben nicht zum Beruf gemacht und dieses Buch wäre vielleicht nie entstanden.
     
    Jutta Profijt
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