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Kuehe essen Wiese auf

Kuehe essen Wiese auf

Titel: Kuehe essen Wiese auf
Autoren: Rosi Fellner , Margit Schoenberger
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muss jeder Kenner zugeben, dass Ziegen durchaus in der Lage sind, sich ziemlich schräge Stückchen zu leisten. Auch wenn die Redensart, nach der sich Frauen ab einem gewissen Alter entscheiden müssen, ob sie Kuh oder Ziege sein wollen, sicher von Männern stammt und sich vordergründig auf die weibliche Figur bezieht, sei zugegeben, dass man mit der dürren, nervösen Zicke weniger gute Eigenschaften verbindet als mit der gutmütigen, behäbigen Kuh …
    Wer sich eine Ziege zur Rasenpflege halten will, hat sich zwar im Vergleich zu den sensiblen Schafen für das robustere Tier entschieden, muss aber den Blumen- und Gemüsegarten einbruchsicher einzäunen. Tief hängende Zweige von Obstbäumen werden sofort fressgierig angesteuert und die Geranien vor dem Fenster lassen Ziegenhälse giraffenartig lang werden. Ziegen fressen am allerliebsten das, was sie nicht fressen sollen, und sie fressen am liebsten dort, wo sie es keinesfalls dürfen. Dabei ist die Ziege eigentlich anspruchslos, nicht umsonst heißt sie »Eisenbahnerkuh« oder »Kuh des armen Mannes«. Bahndämme und Straßenränder gab man Ziegenhaltern früher kostenlos zum Mähen. Dort, wo sich viel Rasenfläche mit wenig gutem Gras findet, ist der ideale Weideplatz für das Tier mit dem Kinnbart. Sie lieben von Natur aus karge Weideflächen, wo sie das Futter buchstäblich suchen müssen. In einem gepflegten Vorgarten entdeckt jede Ziege aber offenbar ihren tief verborgenen Hang zum Luxusleben – und schlägt voll zu. Leute mit hohem Blutdruck sollten von der Ziegenhaltung daher absehen.
    Da es immer mehr Menschen mit Kuhmilchunverträglichkeit gibt, kann Ziegenmilch eine Alternative sein. Sie ist übrigens sehr fetthaltig, schmeckt gut, wenn auch etwas streng. Vor allem beim Ziegenkäse aber scheiden sich die Geister. Die einen lieben, die anderen verabscheuen ihn.

    R osis R at

    Mein Schwiegervater verdiente sich in jungen Jahren wie viele Menschen früher sein Geld auf der Alm. Das waren begehrte Jobs, weil der Senner neben freier Kost und Logis nach dem Almabtrieb auch noch eine für damalige Verhältnisse ansehnliche Summe Geldes bekam. So zog er also mit Kuh, Kalb und Schwein auf die Alm. Die Gerätschaften für das Käsen und die Lebensmittel hatte der Bauer schon nach oben gebracht. Kurz vor der Verabschiedung hörte mein Schwiegervater ein Meckern, auf das er nicht gefasst war, und entdeckte eine Ziege, mit deren Betreuung er nicht gerechnet hatte. Er erhielt die letzten Instruktionen für den Almsommer und die Anweisung, auch die Ziege regelmäßig zu melken, da sie nicht »trocken« werden dürfe. Und ab sofort begann der tägliche Melkkampf mit der Ziege, denn der stand der Sinn gar nicht danach. Sie wedelte dem Melker ständig mit dem Schwanz vor dem Gesicht herum, warf den Melkeimer um, perlte Kot in den Melkeimer und wehrte sich so Tag für Tag aufs Neue mit den ausgeklügeltsten Methoden. Irgendwann platzte meinem Schwiegervater der Kragen. Er tauschte die Holzschuhe (auch Stallknospen genannt) gegen die Gummistiefel, zwängte die Hinterbeine der Ziege zu seinen Beinen in die Stiefelschäfte und klemmte den hin und her wedelnden Scheibenwischerschwanz zwischen seine Zähne. Auf diese Weise bekam er zwar nicht die ganze Milch (unzufriedene Tiere können die Milch auch zurückhalten), aber immerhin etwas. Freunde wurden die beiden den ganzen Sommer über nicht – im Gegenteil, sie ärgerten sich gegenseitig, wo sie nur konnten. Im nächsten Sommer ging es wieder auf die Alm, allerdings unter der Bedingung, dass keine Ziege mit von der Partie war.
    Dieser Ziegensommer muss meinen Schwiegervater schwer traumatisiert haben: Er ließ uns immer freie Hand bei der Bewirtschaftung unseres Hofes, aber unter einer Bedingung: »Keine Ziege auf dem Hof, solange ich lebe!«

    Stubentiger, Schnuppernasen und Schwanzwedler
    Es ist sicher schon deutlich geworden, dass man sich Vierbeiner nicht so einfach in Haus und Garten holen kann, ohne über ihre Lebensbedingungen genau Bescheid zu wissen. Wer Tiere hält, trägt die Verantwortung für ihr Wohlergehen. Sie sind nicht dazu da, romantische Kuschelwünsche zu erfüllen. Selbst das Hängebauchschwein, das sich George Clooney angeblich als Haustier hielt, hätte sich vielleicht lieber in einer Schlammkuhle gesuhlt, als auf seiner Designercouch gekuschelt.
    Das gilt auch für alle anderen Tiere wie Enten, Gänse, Wachteln, Truthähne, Perl- und Zwerghühner (von denen schon die Rede war). Mit ihrer
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