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Kuehe essen Wiese auf

Kuehe essen Wiese auf

Titel: Kuehe essen Wiese auf
Autoren: Rosi Fellner , Margit Schoenberger
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Tatsachen sind oft das Wenige, das die Allgemeinheit mit Kühen in Verbindung bringt. Im Bewusstsein des »modernen« Menschen sind Kühe nur mehr Milchautomaten.
    Wir müssen die Kühe ja nicht gleich heiligsprechen, wie das unsere indischen Welt-Mitbewohner tun. Der Gerechtigkeit wäre schon Genüge getan, wenn wir ein paar Dinge über dieses wunderbare Tier wüssten, das uns seit Menschengedenken ernährt. Dieses Wissen sollte sich jeder zulegen, ob er nun vom Landleben träumt oder überzeugter Städter ist. Alle, die sich für ein Leben auf dem Land entschieden haben, werden zumindest in unmittelbarer Nähe von Kühen wohnen und auf die eine oder andere Weise mit ihnen Bekanntschaft machen. Und vielleicht ist es für manche gar kein so abwegiger Gedanke, sich neben ein paar Schafen oder Ziegen auch eine Kuh zuzulegen? Auch wenn das für die meisten von uns völlig unvorstellbar wäre. Wer sich jedoch traut und die Anschaffung einer Kuh (oder besser mehrerer) tatsächlich in Erwägung zieht, sollte sich vorab unbedingt gut informieren. Und allen, die ihre Milch zukünftig direkt beim Milchbauern holen, kann dieses Wissen auch nicht schaden. Hier nur so viel:
    Dass die Kuh etwas von richtigem Zeitmanagement versteht, liegt auf der Hand. Wenn wir Menschen unser »Futter« so gut und genießerisch kauen würden wie Kühe, wären wir gesünder und gelassener. Die Kuh macht am Tag 30 000 Kaubewegungen, da können wir zugegebenermaßen nicht mithalten, selbst wenn wir wollten und Kaugummihersteller sich darüber freuen würden. Kühe sind gemütlich und gutmütig, vorausgesetzt sie werden richtig und artgerecht behandelt. Ihre Hörner, die die Kuh stolz trägt wie eine Krone, sind keine brutalen Waffen, sondern äußerst sensible Antennen zur Außenwelt. Wer eine wiederkäuende Kuh beobachtet, könnte meinen, sie meditiere mit ihren Hörnerantennen himmelwärts. Die Hörner werden übrigens nur im äußersten Notfall eingesetzt, um beispielsweise die Kälbchen zu verteidigen. Wer würde einem Hirschen oder Elch wegen seines prachtvollen Gehörns potenzielle Brutalität unterstellen? Also – gleiches Recht für alle Hornträger. Die heutige Unsitte, den Kühen schon im Kälberstadium ihre Hörner wegzuätzen, ist eine unvorstellbare Grausamkeit, die das Tier lebenslang traumatisiert. Tierschützer sollten sich dieser Gemeinheit annehmen und dafür sorgen, dass sie gesetzlich verboten wird. Kälber, denen diese Behandlung widerfahren ist, werfen noch jahrelang als erwachsene Kühe unruhig den Kopf hin und her und reagieren panisch, wenn man ihnen die Stirn kraulen will. Was sie eigentlich lieben. Genauso wie Salzgaben, die sie für ihre Gesundheit übrigens dringend brauchen. Wer einmal einer Kuh Salz auf der Hand angeboten hat, dem wird die raue, kräftig schleckende Rinderzunge und das sichtliche Entzücken des Tieres unvergesslich bleiben.
    Kühe sind Herdentiere und nicht gern allein. Schon das gemeinsame Fressen auf der Weide oder im Stall lieben sie, zumal ihnen fast allen ein gewisses Konkurrenzdenken eigen ist: Sie sind futterneidisch. Oft hängt einer das frisch gerupfte Grasbüschel noch aus dem Maul, während sie der Nachbarin das nächste vor der Nase wegschnappt. Das ist für die Kühe wie ein Sport. Tun sie das nicht, vermutet der Bauer, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Auch wenn sie ruhen, mögen sie Gesellschaft. Sie belecken sich gegenseitig, wie das auch Katzen tun, kauen ruhig vor sich hin und wirken manchmal so, als würden sie sich gegenseitig etwas erzählen. Vielleicht tauschen sie ihre Erfahrung mit den melkenden Händen aus, von denen manche zu kalt sind?
    Kühe können manchmal sehr eigen sein, wenn es darum geht, ihre kostbare Milch herzugeben. Die eine oder andere verlangt, immer von derselben Person gemolken zu werden. Das kann zu Problemen führen. Es gibt sogenannte »Weiberleutkühe« , die lassen keinen Mann an ihr Euter. Eine Liebe auf Gegenseitigkeit: Ganze Generationen von Bäuerinnen haben sich beim Melken, mit der Stirn an den warmen, mütterlichen Kuhbauch gelehnt, ihren Kummer und Ärger von der Seele geweint. Die Melkkuh als verständnisvolle, mitfühlende, stumme Freundin kann den Beichtvater und sogar einen Therapeuten ersetzen. Aber Weiberleutkühe haben wahrscheinlich nichts gegen Männer – Feminismus liegt ihnen sicher fern –, sondern sind einfach auf bestimmte Personen fixiert. Zuwiderhandlung kann zur Folge haben, dass die verärgerte Kuh die Milch »hochzieht«. Da
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