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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht
Autoren: Bernd Rümmelein
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bin mir sicher, sie wollen alle mitkommen, wenn du sie darum bittest. Du wirst eine Wahl treffen müssen.«
    »Wahrscheinlich liegst du richtig. Ich hatte höchstens an vier Drachen gedacht.«
    »Ja, das sollte für unseren Ausflug genügen«
, antwortete Haffak Gas Vadar,
»ich helfe dir dabei, die mutigsten und stärksten auszuwählen.«
    »Danke!«
    Sapius war froh über Haffak Gas Vadars Angebot. Die Wahl fiel ihm schwer, aber noch viel schwerer würde ihm ein Nein von den Lippen gehen. Auf seinen Drachen konnte er sich stets verlassen. Haffak würde den übrigen Drachen schonend beibringen, dass sie nicht mitkommen durften.
    Sie näherten sich der Drachenstadt. Das Herz schlug Sapius bis zum Hals. Der Anblick trieb ihm die Tränen in die Augen. Die Drachen erkannten Haffak Gas Vadar und den alten Yasek, dem sie so viel zu verdanken hatten. Ihr Kreischen und der wilde Flug über die Türme kündeten der Stadt sein Kommen an. Immer mehr Drachen erhoben sich und schlossen sich ihren Gefährten an, den Magier zu begrüßen. Die Tartyk wussten längst, dass Sapius und Haffak Gas Vadar kommen würden.
    »Kein Vergleich zu Gafassa, auch wenn sie denselben Namen trägt«
, dachte Sapius bei sich,
»seit ich fortging, ist die Stadt noch gewachsen.«
    Die Tartyk erfüllten ihn mit Stolz, als er vom Rücken des Drachen das brodelnde Leben über und in den Straßen sah.
    Auf der Anhöhe über Gafassa thronte der Palast des Yasek, der von zwölf hohen Drachentürmen und einer dreihundert Fuß hohen und neunzig Fuß breiten Mauer umgeben war. Auf der Mauer hatten Bogenschützen und Drachenreiter Position bezogen. In jedem der Türme wohnten zehn Drachen, die über die Stadt, den Palast und die Familie des Yasek wachten.
    »Niemand wird es je wieder wagen, eine Stadt der Tartyk anzugreifen
«, ging es Sapius durch den Kopf,
»selbst die Todsänger würden an dieser geballten Macht scheitern.«
    »Du lebst noch immer in den Erinnerungen an alte Zeiten. Wir sind auf Fee, Sapius«
, sagte Haffak, der die Gedanken des Magiers offenbar gehört hatte,
»es gab schon seit langer Zeit keinen Krieg mehr. Auf Fee herrscht Frieden. Das haben wir dir zu verdanken, mein Freund.«
    »Ich werde den Schrecken Ells wohl niemals aus meinem Kopf verbannen können«
, meinte Sapius,
»und jetzt, wo wir bald wieder zum anderen Kontinent aufbrechen, kommen die Bilder der Zerstörung wieder zurück. Und mit ihnen die Zweifel und die Angst vor dem Untergang.«
    »Du musst dich davon befreien, Sapius«
, riet der Drache, »
was du geschaffen hast, ist einzigartig. Besinne dich deiner Stärken und du wirst das Schlimmste verhindern. Es muss keinen Lesvaraq mehr geben. Die Drachen und die Tartyk glauben an dich. Und selbst wenn wir auf Ell scheitern sollten und sich eine neue Macht aus der Asche erheben sollte, wird dein Werk auf Fee bestehen bleiben.«
    »Du bist ein wahrer Freund, auch wenn du sehr wohl weißt, dass alles vergänglich ist. Lass uns zum Palast fliegen. Ich will meinen Urenkel sehen.«
    »Du meinst deinen Urururururururururenkel«
, lachte Haffak Gas Vadar.
    »Mach mich doch nicht älter als ich bin«
, schimpfte Sapius,
»belassen wir es einfach bei meinem Nachkommen, dem Yasek der Drachenreiter.«
    »Ganz wie es dir beliebt … Großväterchen!«
    Haffak landete auf einem langen, hoch gelegenen Vorsprung der größten, goldenen Kuppel des Palastes. Die Mauern waren aus weißem Stein erbaut worden, der mit einem glänzenden Anstrich veredelt worden war.
    Sapius ließ sich vom Rücken des Drachen gleiten und ging den Vorsprung entlang zu den Treppen, die zu den Toren des Hauptgebäudes unterhalb der Kuppel führte. Er blieb staunend vor der riesigen, steineren Statue stehen, die ihm zum Verwechseln ähnlich sah. Die Steinmetze hatten sein Antlitz sehr gut getroffen.
    Sapius schüttelte allerdings den Kopf. Der Anblick der Statue trieb ihm die Schamesröte auf die Wangen. In seinen Augen hatten sie ihn viel zu groß und mächtig in Stein gehauen. Solche Muskeln hatte er zeit seines Lebens nicht besessen.
    »Und dieses … Geschlecht … es ist … gigantisch«
, dachte Sapius und musste schlucken,
»soll ich mich geschmeichelt fühlen?«
    »Das solltest du«
, rief ihm Haffak Gas Vadar zu, »
die Bildhauer neigen zu starken Übertreibungen. Sie arbeiten für die Ewigkeit und denken in anderen Dimensionen. Das wissen wir doch alle.«
    »Vielen Dank, Haffak. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen.«
    »Bitte … gern geschehen«
, lachte
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