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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht
Autoren: Bernd Rümmelein
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Haffak, dem es Spaß machte, den Magier aufzuziehen, wenn ihm etwas peinlich war.
    Warum sie ihn ausgerechnet nackt hatten verewigen müssen, erschloss sich Sapius nicht. Aber viele Abbilder von Helden zeigten diese unbekleidet. Er wandte den Blick von der Statue ab und ging weiter. Kaum hatte er die Hälfte des Weges hinter sich gebracht, stürmten ihm der Yasek und die ganze Familie freudestrahlend mit offenen Armen entgegen.
    »Urgroßvater!«, rief der Yasek freudig.
    »Sapius genügt, mein Sohn«, antwortete Sapius.
    »Du warst eine Ewigkeit nicht mehr in Gafassa. Wir glaubten schon, du wärst in das Land der Tränen gegangen. Aber du hast dich überhaupt nicht verändert und bist keinen Tag gealtert.«
    Sapius und der Yasek umarmten sich.
    »Ein wenig schon, glaube ich«, meinte Sapius, »aber ich habe die letzte Stufe meines Lebens noch nicht erklommen.«
    »Wahrscheinlich wirst du das auch niemals. Du bist unsterblich.«
    »Bei den Kojos … sag so etwas nicht. Ich bin wirklich müde«, antwortete der Magier.
    »Ach Unsinn, Urgroßvater. Du siehst frisch und wach aus. Komm, begrüße den Rest deiner Familie. Danach musst du mit uns speisen und erzählen, was du erlebt hast und was dich zu uns führt.«
    Der Yasek hatte eine umwerfend schöne Gemahlin und zwei Kinder. Einen Jungen und ein Mädchen. Gewiss würde eines der beiden Kinder dem Yasek eines Tages nachfolgen und die Führung über die Drachenreiter übernehmen. Sapius konnte allerdings nicht voraussagen, welches der beiden Kinder den Yasek beerben würde. Beide kamen ihm gleichermaßen stark und begabt vor.
    An der üppig gedeckten Tafel aßen und tranken sie gemeinsam. Einige Felsenfreunde, Nachfahren Gonchas und Rodsos, flitzten hin und wieder über die Tafel und klauten sich ein Stück Brot oder Fleisch. Sapius hoffte noch immer, dass sich eines Tages das Bewusstsein der verlorenen und mit Stein verschmolzenen Felsgeborenen wiederfinden ließe und sie sich erneut aus dem Fels erheben würden. Die Felsenfreunde hatten überlebt und würden sich erneut mit ihnen verbünden. Eine ewige Freundschaft, Liebe und Vertrauen. Diese Vorstellung wollte Sapius nicht aufgeben.
    Sapius hatte für seine Familie ein sehr wertvolles Geschenk mitgebracht: einen prall gefüllten Beutel voller Candalleen-Blüten und eine Kiste mit Heilessenzen unterschiedlicher Wirkung und Stärke aus derselben Blume.
    »Du bist sehr großzügig, Urgroßvater«, bedankte sich der Yasek, »mit diesem Geschenk wird niemand von uns jemals krank werden. Leider kann ich dir nichts Gleichwertiges anbieten. Es bleibt mir also nur die Gastfreundschaft unseres Hauses, das ohnehin auch das deine ist.«
    »Ihr seid meine Familie«, antwortete Sapius, »mein Erbe. Das Geschenk kommt von Herzen. Du schuldest mir nichts, mein Sohn. Ich gehe auf eine lange Reise und kam, um mich von meiner Familie zu verabschieden.«
    »Du willst fort?« Der Yasek zog verwundert die Augenbrauen hoch.
    »Ich werde Fee verlassen und mit Haffak Gas Vadar zurück nach Ell gehen. Es wäre schön, wenn mich ein paar Drachen auf der Reise begleiten würden.«
    »Natürlich. Wir kommen alle mit«, sagte der Yasek.
    »Nein, das geht nicht. Dies ist die Heimat der Drachen. Hier haben sie ihren Ursprung. Auf Fee überleben und gedeihen sie zusammen mit den Tartyk. Ich werde nur vier Drachen mit auf die Reise nehmen. Aber bevor es so weit ist, werde ich zum Treffen der Propheten und Seher weiterziehen. Ich muss noch heute aufbrechen.«
    »Du triffst dich wieder mit den Scharlatanen?«, wunderte sich der Yasek.
    »Das darfst du nicht sagen«, tadelte Sapius den Yasek, »du schuldest ihnen Respekt, auch wenn sie nicht die Begabungen aufweisen, die ihnen nachgesagt werden. Sie und ihre Weisheit sind die Garanten für den Frieden unter den Völkern auf Fee. Ohne dieses Treffen würden die Völker des Lichts und der Dunkelheit Krieg führen und um das Gleichgewicht ringen. Das ist das Gesetz von Tag und Nacht, wie wir es von Ell kennen. Wünsche dir das nicht für Fee. Du kennst den Krieg nicht.«
    »Nein, du hast recht. Es tut mir aufrichtig leid«, antwortete der Yasek, »ich habe unbesonnen geredet. Natürlich ist dieses Treffen wichtig und du musst hingehen. Ich weiß. Ich war nur etwas enttäuscht, weil ich gedacht hatte, du würdest länger bleiben.«
    »Schon gut«, beschwichtigte Sapius, »du musst dich nicht bei mir entschuldigen. Du bist der Yasek. Wirst du Haffak Gas Vadar helfen, die geeigneten Drachen für die Reise
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