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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas
Autoren: Deborah Powell
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Rinnsalen vom Kinn.
    »Ich kann dir nicht sagen, wo ich war«, flüsterte
    sie störrisch.
    Ich holte tief Luft und setzte neu an. »Warum
    kannst du mir nichts sagen? Warst du mit einer Frau
    zusammen? Wenigstens das kannst du mir erzählen.«
    »Ja.«
    »Okay, jetzt kommen wir weiter. Warum darfst du
    mir nicht sagen, wer sie ist? Ist sie verheiratet?«
    »Nein.« Zum ersten Mal entspannte sich ihr
    Gesicht etwas, und ihr Mund wurde weich. Sie warf
    sich seitwärts auf die Couch, zog sich ein Kissen ans
    Gesicht und weinte hinein.
    15
    Als sie fertig war, reichte ich ihr das Glas und
    fragte: »Hast du eine Pistole?«
    »Ja«, sagte sie. »In der Schublade mit der
    Unterwäsche.«
    Ich ging zurück ins Schlafzimmer und
    durchforstete ihre Kommoden.
    »Dreimal darfst du raten«, sagte ich, als ich wieder
    ins Wohnzimmer kam.
    »Weg?« Sie riß die tränenfeuchten Augen auf.
    »Warum passiert mir das, Hollis?«
    »Ich weiß nicht. Ich kann dir nicht helfen, wenn du
    mir nichts erzählst. Sag mir, wo und mit wem du den
    Abend verbracht hast.«
    Ihre Augen verengten sich zu einem starrsinnigen
    Blick, der bedeutete, daß sie sich verschanzt hatte. So
    hatte ich sie schon erlebt. Jetzt mit ihr zu streiten war
    etwa so produktiv, wie mir mit dem Holzhammer
    den Kopf einzuschlagen, aber nicht halb so lustig.
    Ich starrte sie einige Sekunden schweigend an,
    dann sagte ich: »Gut. Hol ein paar Klamotten und laß
    uns hier verschwinden.«
    »Wo gehen wir hin?«
    »Wir gehen erstmal zu mir. Du kannst oben bei
    Park wohnen, bis ich aus diesem Schlamassel schlau
    geworden bin. Nimm genug Kleider für ein paar
    Tage mit.«
    16
    Zögernd machte sie einen Schritt Richtung
    Schlafzimmer, dann drehte sie sich zu mir um, die
    Hände hilfesuchend ausgestreckt. »Ich kann einfach
    nicht nochmal da reingehen.«
    Ich nickte. »Setz dich wieder hin, ich mach’ das.«
    »Ich begreife nicht, wie du es da drin aushältst,
    mit diesem Mann und dem Blut …«
    Ich hob den Arm wie ein Verkehrspolizist. »Ist
    gut. Du sitzt nicht gerade mit abgespreiztem kleinen
    Finger Tee trinkend und Törtchen essend herum,
    wenn du Kriminalreporterin für eine Stadtzeitung
    bist. Ich hab’ schon Schlimmeres gesehen.«
    »Mein Gott, mir wird schlecht«, sagte sie und
    wurde wieder grün um die Nase.
    »Nimm einen ordentlichen Schluck Whiskey und
    denk an was Schönes, zum Beispiel an einen herrlich
    kühlen Frühlingstag am See oder wie Adolf Hitlers
    Hoden abgehackt und den Schweinen zum Fraß
    vorgeworfen werden.«
    Mit dieser Bemerkung verdrückte ich mich ins
    Schlafzimmer, klaubte ein paar Sachen zusammen
    und stopfte sie in einen Koffer, den ich im Schrank
    gefunden hatte.
    »Hast du meine Schminksachen?« fragte sie, als
    ich ins Wohnzimmer zurückkam.
    17
    »Zum Kuckuck, nein. Wir machen keine Ferien an
    der Cote d’Azur. Du machst die Biege vor der
    Polizei, falls es dir noch nicht aufgefallen ist. Bis ich
    diese Sache in Ordnung gebracht habe, tust du nichts
    weiter, als hinter geschlossenen Fensterläden in Parks
    Wohnung zu sitzen. Niemand wird dich zu Gesicht
    bekommen.«
    Sie schnaubte: »Selbst wenn ich mich drinnen vor
    der Polizei verstecke, habe ich deswegen ganz
    bestimmt nicht vor, dazuhocken und wie eine alte
    Schreckschraube auszusehen.«
    Schließlich schafften wir es, zum Auto
    runterzugehen – mit genug Kleidern und Make-up,
    um für den Hundertjährigen Krieg gerüstet zu sein.
    Als wir in meiner Wohnung waren, ging ich ins
    Wohnzimmer zum Telefon und rief Park Lane an,
    meinen besten Freund und Nachbarn über mir. Er
    meldete sich mit frischer, hellwacher Stimme. An
    seinem Ende der Leitung heulte es ohrenbetäubend.
    »Was zum Teufel ist das für ein Krach?« brüllte
    ich.»Ich staubsauge meine Küchenschubladen«, schrie
    er.Heiliger Bimbam, warum immer ich? Ich warf
    einen Blick auf meine Armbanduhr und sah, daß es
    erst halb fünf morgens war. Wie stellte ich es bloß an,
    18
    fragte ich mich, daß ich mir Freunde und
    Freundinnen zulegte, die ihre Küchenschubladen
    staubsaugen und ermordete Fremde in ihren Betten
    finden?
    »Könntest du mal einen Moment aufhören? Ich
    muß dich um einen Gefallen bitten.«
    Das Getöse erstarb unter lautem Wimmern und
    hustendem Geschnaufe. »Worum geht’s?« fragte er
    mißtrauisch. »Falls du mich beschwatzen willst, daß
    ich wieder deine Sachen bügle, das kannst du
    vergessen.«
    »Nein, es geht um Charlotte. Du mußt sie eine
    Weile verstecken.«
    »Sie verstecken? Wovon in aller
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