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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas
Autoren: Deborah Powell
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Welt redest du?«
    »Die Polizei sucht sie vielleicht in meiner
    Wohnung, aber ich denke, oben ist sie gut
    aufgehoben, wenn sie sich von den Fenstern
    fernhält.«
    »Die Polizei? Was hat sie angestellt – einen
    Strafzettel für falsches Parken in Stücke gerissen?«
    »Nein, ein Mann wurde in ihrem Bett ermordet,
    und die Polizei wird glauben, sie hätte es getan. Hör
    mal, machen wir jetzt ein Quiz, oder hilfst du uns?«
    Das Telefon knackte, daß es mir in den Ohren
    schepperte. Sekunden später donnerten Schritte die
    Treppe hinter meiner Küche hinunter, die Küchentür
    19
    flog auf und knallte zu, und Park schoß ins
    Wohnzimmer wie von einer Zirkuskanone
    abgefeuert.
    Park Lane war einundvierzig, muskulös und
    kräftig, hatte schwarze Haare, schwarze Augen und
    einen bleistiftdünnen Schnurrbart. Er lebte wie ein
    Prinz von einem Treuhandvermögen seiner
    Großmutter, die ihn abgöttisch liebte und eine
    mittelgroße Ölgesellschaft in der Stadt besaß. Seit
    zwanzig Jahren hatten er und ich uns laufend in der
    Wolle, wer von uns beiden größer war. Wir stritten
    auch über Politik, Religion und jedes andere Thema,
    das Ansichtssache und nicht Tatsache war. In einem
    Punkt waren wir uns einig – ich hatte mehr Haare.
    Er trug eine lila-gold gestreifte Pyjamahose und
    ein ärmelloses weißes T-Shirt. Die Pyjamahose kam
    mir bekannt vor.
    »Ist das mein Pyjama?« fragte ich argwöhnisch.
    Sein Mund schloß sich fest, die Unterlippe schob
    sich schmollend vor, und mit bebenden Nasenflügeln
    und klimpernden Wimpern parodierte er eine
    Hollywood-Sexbombe. »Ja«, sagte er und drehte den
    Kopf, um sein Profil zu zeigen und eine nur in der
    Phantasie existierende, lockige Mähne aus dem
    Gesicht zu werfen.
    20
    »Großartig«, schnaubte ich verärgert und nahm
    Kurs auf was Flüssiges.
    Park stellte sich auf die Zehenspitzen und hüpfte
    Pirouetten drehend auf Charlotte zu.
    »Demnächst vergißt du noch, wo du bist, und
    machst das in der Sporthalle vor deinen Kumpeln –
    die werden staunen«, warnte ich ihn. Park war
    Leichtgewichtamateurboxer gewesen, der jemanden
    eintüten konnte, der doppelt so groß war wie er.
    Obwohl er den Ring aufgegeben hatte und
    inzwischen Schauspieler an einer städtischen Bühne
    war, trainierte er immer noch in einer Sporthalle im
    Waugh Drive.
    Er streckte mir die Zunge raus und machte mit
    seiner Ballettnummer weiter, bis Charlotte lachte.
    »Gott sei Dank!« rief er aus und wischte sich mit dem
    Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Ich dachte
    schon, ich müßte mir ein Kleid anziehen, um dich
    zum Lachen zu bringen. Könnte mir jemand um
    Himmels willen einen Drink geben und erklären, was
    los ist!«
    Ich gab ihm ein Glas und setzte ihn ins Bild.
    »Allmächtiger Herr im Himmel!« schrie er. »Wer
    in aller Welt sollte so was tun, und warum?«
    21
    »Ich wünschte, ich wüßte es«, sagte Charlotte,
    schon lockerer, seit sie seiner Selbstparodie
    zugeschaut hatte.
    Da ich dachte, sie könnte ihre Meinung übers
    Reden geändert haben, fragte ich sie wieder, wo sie
    die letzte Nacht verbracht hatte.
    »Ich kann es dir nicht sagen, Hollis.« Ihre Lippen
    waren versiegelt wie eine verschlossene Auster.
    Park hob eine Augenbraue und warf mir einen
    kurzen Seitenblick zu, um zu signalisieren, daß er sie
    bearbeiten würde, wenn er sie in seiner Wohnung
    hatte.
    Ich seufzte müde, gab ihnen Anweisungen, stand
    auf und ging zur Haustür. Anice tänzelte
    wichtigtuerisch neben mir her.
    »Wo willst du hin?« fragte Charlotte
    schuldbewußt.
    »Jemand muß losziehen und herausfinden, was
    zum Geier passiert ist, damit deine Wenigkeit nicht
    so tief in den Kerker geworfen wird, daß wir dir
    Sonnenlicht runterpumpen müssen. Es wäre hilfreich,
    wenn ich ein paar Anhaltspunkte hätte – zum
    Beispiel, wo und mit wem du unterwegs warst.«
    Sie hatte diesen Blick, den alle Märtyrer aufsetzen
    – er weckt das Verlangen, ihnen ein paar Kopfnüsse
    zu verpassen.
    22
    »Ich möchte ja nicht das Thema wechseln«, warf
    Park ein, »aber hast du was Neues von Lily gehört?«
    »Ja«, knurrte ich und stampfte kurzerhand hinaus,
    ohne Adieu zu sagen.
    »Au weia«, hörte ich ihn murmeln, als ich die Tür
    zuknallte.
    Lily ist meine Liebste. Sie ist vor drei Monaten mit
    einer verdrehten Cousine nach Frankreich gefahren.
    Letzten Winter war die Cousine so blöd gewesen,
    mit einer Pfeife von Anwältin aus Chattanooga,
    Tennessee, anzubandeln, die sie prompt wegen
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