Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krock & Co.

Krock & Co.

Titel: Krock & Co.
Autoren: Friedrich Glauser
Vom Netzwerk:
einem… Nuckerli nennt man doch diese Kautschukstöpsel? Er ist damit beschäftigt, dem Färli Ideli den Morgenimbiß einzuverleiben. Studer hält sich nicht lange auf, er will den armen Tropf, der ihn einmal, in einer Nacht, so gutmütig unterhalten hat, der ihn aufgenommen hat in den Kreis der Tiere, nicht nutzlos quälen. – Er solle einmal einen Brief schreiben, sagt der Wachtmeister. Adresse: Wachtmeister Jakob Studer, Thunstraße 98, Bern. Ob er sich das merken könne? Ja? Gut. Und den Ernscht, »de suuber Feger«, solle er grüßen und viel Glück zur Hochzeit wünschen.
    Zehn Uhr. Auf der Wiese hinterm Haus hat der Küng Johannes Gras gemäht. Jetzt zieht er einen Zweiräderkarren an den Mahden entlang und lädt auf. Der Mann schafft sorgfältig, das muß man ihm lassen. Nun, ganz allein wird das Anni nicht sein, wenn Studer nach Bern zurückgekehrt ist. Das ist tröstlich.
    Über die Wiese kommen vier Herren: Verhörrichter Dr. Schläpfer, Polizeichef Zuberbühler, ein namenloser Aktuar und ein ebenso namenloser Fahnder. Oder sagen sie hier im Appenzellischen Polizist?
    »Wir haben«, sagt Dr. Schläpfer, »genau nach Ihren Instruktionen gehandelt, Herr Wachtmeister… (»Herr! Potztuusig!«)… Übrigens haben wir auch Bericht von der Bundesanwaltschaft erhalten. Im letzten Moment hat sich der Chef der St. Galler Polizei noch anschließen wollen, aber ich habe mich telephonisch für die Begleitung bedankt. Wir machen die Sache besser entre nous – unter uns.« »Ich verstehe Französisch, Herr Doktor«, sagte Studer milde, und da wird der Verhörrichter rot. »Jaja, ich weiß schon, Herr Wachtmeister, in Bern sind die Herren des Lobes voll über Sie und bedauern nur eines, daß Sie immer und immer wieder Anlaß zu… zu…« – »A bah!« unterbricht Studer den studierten Herrn, der sich verhaspelt. – Das sei ja gleichgültig! Hauptsache sei, daß man endlich gewissen Herren das Handwerk legen könne. »Mit Vorsicht, Herr Wachtmeister! Mit großer Vorsicht! Es könnten sich sonst diplomatische Komplika…« – In Bern, sagt Wachtmeister Studer, seien die Herren afa Hosesch… – »Bsch, Herr Wachtmeister, bsch! Nöd so luut!«
    Die Hintertür, die Studer so oft benützt hat… Er winkt den vier Mannen, zu warten. Dann schleicht er sich ins Haus, späht in den Speisesaal –Jacques Gardiny, Bankier, ist nicht mehr da – kehrt zurück, legt den Zeigefinger auf die Lippen und setzt sich auf eine Treppenstufe. Er zieht seine Schuhe aus, die vier Herren folgen seinem Beispiel, und so, auf bloßen Socken, schleichen sie die Treppen hinauf. Keine Latte knackt im Gang, die Angeln von Türe Nr. 8 kreischen nicht – ungesehen, ungehört gelangt die Gruppe in Studers Zimmer. Albert, der seinen Schwiegervater vor des Velohändlers Haus verlassen hat, steht am Fenster. Er wird vorgestellt. »Sehr erfreut!« – »Gleichfalls!« Alles im Flüsterton.
    Was zieht der Wachtmeister unter seiner Matratze hervor? Die Herren stellen erstaunt fest, daß es Stroh ist, feuchtes Stroh.
    »Es ist ein alter Trick«, flüstert Wachtmeister Studer. »Ich hätte gern den andern angewandt…«
    Eine Stimme auf dem Gange fragt, ob man den Herrn Rechsteiner besuchen dürfe? – Die Wirtin sagt ja. »Der Pfarrer!« flüstert Studer. »Noch eine Minute! Wie gesagt, mein Trick ist alt, ich hab' ihn, wie ich noch jung war, in einem Buche gelesen – in einem sehr bekannten Buch.«
    Leise schleicht Studer auf den Gang hinaus. Vor einer Tür, hinten im Gang, schichtet er das feuchte Stroh auf, kehrt zurück, gibt seine Anordnungen. Dann zieht er eine Schachtel aus der Tasche, reibt ein Zündholz an – in seinem eigenen Zimmer, damit das Geräusch ihn nur ja nicht verrate, ein Stück Zeitungspapier lodert auf (die Herren staunen, wie gelenkig dieser ältere Mann trotz seiner Schwere ist). Studer steckt es unters Stroh, es mottet, raucht – aber die Zugluft kommt von Zimmer Nr. 8 und preßt den Rauch durch die Ritzen der Tür ohne Nummer, der Tür, die in Rechsteiners Schlafkammer führt – und nun brüllen sechs Männer im Chor: »Feuer! Feuer!« Stille. Noch einmal: »Feuer! Feuer!«
    Ein Klicken… Aber nicht die Tür, vor der das Stroh raucht, geht auf, sondern eine Tür rechts von ihr, in einem dunklen Gang.
    Im Rahmen steht der Rechsteiner. Sein Nachthemd hat er in ein Paar Hosen gestopft, einen Kittel darüber angelegt. Er steht da und blinzelt in den Rauch. Hinter ihm steht Pfarrer de Quervain. Die Türe des Zimmers Nr. 7 geht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher