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Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher

Titel: Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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zu kommen. Und da ihr Freund, der auf der New Yorker Uni irdisches Recht studiert, heute Abend nicht kann, habe ich mich bereit erklärt, mit ihr hinzufahren, aber dabei hatte ich ganz vergessen, dass ich heute Abend schon eine Verabredung habe. Und – eh – nun, da hab ich mir gedacht – da sie so schön ist und außerdem eine wirklich interessante Persönlichkeit – dass du vielleicht – eh …«
    »Okay, ich m-mach’s«, sagte Gordon Graham mit einem Seufzer. »Wo treffen wir uns?«
    »Augenblick, ich guck mal eben auf den Fahrplan … Wir fahren mit der Boonton-Nebenlinie, Lackawanna-Abschnitt … wart mal, und kommen genau um siebzehn zwoundfünfzig auf dem Columbus-Ringbahnhof an.«
    »In Ordnung. Ich hole euch ab.«
    Gordon Graham schaltete den Empfänger aus, stand auf und hielt zerstreut nach ein paar sauberen Sachen Ausschau. Es war während dieser letzten Junitage so warm gewesen, dass er auf eine Jacke verzichten konnte. Auf die Vorstellungen anderer Leute von Förmlichkeit nahm er ohnehin keine Rücksicht. Dann betrachtete er sein Gesicht mit der langen Nase im Spiegel und überlegte, ob er sich ein zweites Mal rasieren sollte. Er zögerte einen Moment lang, dann entschied er sich gegen eine zweite Rasur. Seine Gedanken wanderten zurück zu den komplizierten Differentialgleichungen über Magmastrudel, an denen er gearbeitet hatte, als sein Bruder anrief, und er stand zehn Minuten lang gedankenverloren da, ohne auch nur einen Muskel zu bewegen.
    Schließlich riss er sich aus seiner Trance, setzte sich und notierte ein paar Gleichungen, um sie nicht zu vergessen. Es war später, als er gedacht hatte, und er machte sich ausgehfertig, ohne sich jedoch zu sehr zu beeilen. Schließlich würde es für Ivor und seine extraterrestrische Freundin keinen Weltuntergang bedeuten, wenn sie ein paar Minuten auf ihn warteten …
    Wenig später trat er aus dem zweistöckigen kleinen Haus in Englewood, New Jersey, in dem er sich mit Ivor ein Apartment teilte, und schlug den Weg zur U-Bahn-Station ein. Unterwegs kam er am Lufttaxistand vorbei und spielte für einen Augenblick mit dem Gedanken, ein Taxi zu nehmen. Es würde ihn in knapp zehn Minuten auf dem Dach des Columbus-Ringbahnhofs absetzen. Andererseits lohnten die paar Minuten, die er dadurch sparte, die Extrakosten nicht.
    Während der U-Bahn-Fahrt wanderten seine Gedanken träge zwischen seinen geliebten Gleichungen und der unbekannten Dame, auf die er sich da eingelassen hatte, hin und her. Eine Krishnanerin konnte durchaus schön sein, auch am irdischen Standard gemessen, trotz der blaugrünen Haare, der spitz zulaufenden Ohren und der federartigen Geruchs-Antennen, die zwischen den Augenbrauen hervorsprossen. Und vor allem: Sie konnte sprechen, und brauchte nicht per Zeichensprache mit irgendwelchen zuckenden Tentakeln herumzufuhrwerken, wie zum Beispiel ein Ishtarier. Trotzdem war sie kein wirkliches menschliches Wesen; ihre inneren Organe …
    Nun ja, eigentlich sollte ihm das auch egal sein. Denn er, Gordon Graham, hatte einen heiligen Schwur geleistet, bei den Begründern der Geophysik, sich niemals – um es noch einmal zu wiederholen: niemals – wieder auf den ersten Blick in eine Frau zu verlieben, nachdem er die letzten drei oder vier Male so fürchterlich damit auf die Schnauze gefallen war. Sein extravertierter Sonnyboy-Bruder Ivor hatte gut reden, wenn er sagte, das einzige, was ihm. fehlte, sei eine Frau. Was sollte er denn tun, wenn alle Mädels, denen er einen Heiratsantrag machte, ihn auslachten?
    Im Columbus-Ringbahnhof stieg er aus. Während er durch das Labyrinth von Gängen und Tunneln im Innern des Bahnhofs trottete, schweiften seine Gedanken wieder zu einigen der tiefgründigeren Probleme der Geophysik ab. Als er aus seinen Träumereien aufwachte, fand er sich zu seinem Schreck auf der Rolltreppe, die hinunter zu den Bahnsteigen der Fernlinien auf der untersten Ebene des Bahnhofsgebäudes führte …
    Da die Treppe sich nur sehr langsam bewegte und er noch zwei Ebenen passieren musste, ehe er absteigen und wieder hochfahren konnte, packte er kurzentschlossen eine der Querstangen, die die Richtungspfeile trugen, und schwang sich mit seinen langen Beinen leichtfüßig hinüber auf die entgegenkommende Rolltreppe, die nach oben fuhr. Das Kunststück brachte ihm erstaunte Blicke von den Passagieren der anderen Rolltreppe ein, insbesondere weil der eher bieder und nüchtern anmutende Graham gar nicht aussah wie ein junger Mann, der sich
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