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Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit

Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit
Autoren: Karlheinz Deschner
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eindrängen dürfen mit Hilfe des Schutzes und der Gewalt der weltlichen Statthalter.« Traf Gewalt ihn selbst, predigte er, wie 357/58, auf der Flucht vor den Beamten des Konstantius, pathetisch Toleranz und verdammte Zwang geradezu als Zeichen der Irrlehre. 36
    Dies aber blieb immer die Politik einer Kirche, die bei eigener Unterlegenheit Duldung propagiert, Freiheit von jeder Bedrängnis, im Besitz der Majorität, der Macht, freilich vor keiner Nötigung und Schurkerei zurückscheut (vgl. S. 478 f). Denn
nie
erstrebt die christliche Kirche, zumal die katholische, Freiheit,
grundsätzliche Freiheit,
sondern stets nur
Freiheit
für sich.
Nie erstrebt sie die Freiheit der andern! Angeblich des Glaubens, tatsächlich ihrer Herrschsucht wegen, zerstört sie vielmehr jedes Freiheitsbewußtsein und -bedürfnis, sobald immer sie kann, drängt sie jeden Staat, ihre »Rechte« zu schützen, die Menschenrechte zu ruinieren, und dies durch alle Jahrhunderte.
    Als die Catholica Staatskirche war, billigte, 366/67, Optatus von Milewe die Bekämpfung der »Ketzer«, auch ihr Abschlachten durch Militär. »Warum«, fragt der Heilige, »sollte es verboten sein, Gott [!] durch den Tod der Schuldigen zu rächen? Will man Beweise? Das Alte Testament wimmelt davon. Wie soll man nicht an die schrecklichen Exempel denken ...« – und ist nun gewiß nicht um Schriftstellen verlegen (vgl. S. 74 ff)! Als aber die Arianer herrschten, traten die Katholiken als Verteidiger der religiösen Freiheit auf. »Die Kirche droht mit Exil und Kerker«, jammerte der hl. Hilarius, »sie will durch Zwang zum Glauben führen, sie, an die man früher im Exil und Kerker geglaubt. Sie verjagt die Priester, sie, die einst ausgebreitet wurde durch Priester, die man jagte. Der Vergleich zwischen der heute verlorenen Kirche von einst und dem, was wir vor Augen haben, ist himmelschreiend.« Ebenso berief sich Athanasius auf Kaiser Konstantin, der zu den Katholiken stand. Als freilich Konstantius die Arianer stützte, verfocht Athanasius die libertas ecclesiae, war die Politik des Kaisers plötzlich »unerhört«, wurde er der »Patron der Gottlosigkeit und Ketzerei«, Vorläufer des Antichrist, ein Teufel gleichsam auf Erden. Athanasius zögerte keinen Moment, ihn auch persönlich schwer zu beleidigen, ihn einen Mann bar jeder Vernunft und Begabung zu schimpfen, einen Freund von Verbrechern – und Juden. »Mit Schwertern, Speeren und Soldaten verkündet man nicht die Wahrheit«, predigt er. »Der Herr hat niemandem Gewalt angetan.« Selbst Jesuit Sieben gibt zu, »daß Bekenntnisse dieser Art Athanasius durch die Not der Verfolgung abgepreßt werden. Solange die nicaenische Partei die Oberhand und das Ohr des Kaisers hatte, werden solche Töne nicht laut.« Doch konnte derselbe Athanasius demselben Kaiser, etwa wenn er hoffte, durch ihn seinen Bischofssitz wiederzugewinnen, geradezu panegyrische Girlanden winden, mit immer neuen Attributen seine Menschlichkeit und Milde preisen, ja, ihn als Christen feiern, seit eh und je erfüllt von Gottesliebe. In seiner
›Apologia ad Constantium‹,
357 veröffentlicht, hofiert er den Herrscher in widerlicher Weise. Schon 358, in seiner
›Historia Arianorum ad monachos‹,
überschüttet er ihn mit Hohn und Haß. Athanasius wandelt von Mal zu Mal seine Ansicht über Kaiser und Kaisertum, er paßt sich an, er opponiert – je nach Lage, nach Bedarf. Während seiner dritten Verbannung erwog er sogar die offene Empörung gegen seinen (christlichen) Herrn. Doch der frühe Tod des Konstantius ersparte es ihm, Konsequenzen aus solchen Überlegungen zu ziehen. 37

Antiochien und das meletianische Schisma

    Seit langem zerrissen Spaltungen den großen Patriarchensitz Antiochien – heute das türkische Antakya (28000 Einwohner, darunter 4000 Christen), nicht zu ahnen mehr, was es einst war: die Hauptstadt Syriens, nach Rom und Alexandrien mit vielleicht 800000 Einwohnern die drittgrößte Stadt des Römischen Reichs, »Metropolis und Auge« des christlichen Orients.
    Unweit der Mündung des Orontes ins Mittelmeer entzückend gelegen, von den prunkliebenden syrischen Königen herrlich erbaut, berühmt durch prachtvolle Tempel, Kirchen, Säulenstraßen, den Kaiserpalast, Theater, Bäder, Stadion, ein bedeutendes Zentrum auch für das Militär, hatte Antiochien in der Geschichte der neuen Religion von Anfang an eine große Rolle gespielt. Es war die Stadt, in der die Christen ihren Namen erhielten (von Heiden – von denen sie alles
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