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Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit

Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit
Autoren: Karlheinz Deschner
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Soldateska bald nach seiner Ankunft in Antiochien mit gefesselten Beinen durch die Stadt und warf ihn in den Orontes. Sein Quästor Montius endete ebenso. Weitere Morde folgten. Im Frühsommer 354 erhob sich die Bevölkerung »aus vielerlei komplizierten Gründen« (Ammian), vor allem wegen einer Hungersnot und allgemeinem Elend. Gouverneur Theophilos wurde erschlagen und zerrissen. Schließlich lockte Konstantius den Vetter, dem er bei seiner Erhebung jede Schonung zugeschworen, in den Westen, bat ihn, auch seine Frau, »die reizende Konstantia«, mitzubringen, die er so gern wiedersähe. Gallus witterte Verrat, baute jedoch auf Fürsprache der Konstantia, der Kaiser-Schwester, die indes unterwegs einem Fieber erlag. Ihn selbst aber ließ der Monarch an einem Spätherbstmorgen 354 in Flanona (bei Pola in Istrien) enthaupten. Und mit Folter, Henkerbeil oder Verbannung tobte er auch gegen Gallus' Freunde, dessen Offiziere, Hofbeamte, sogar gegen einige Priester. 41
    Nur der Tod des (erst 44 Jahre alten) Herrschers am 3. November 361 in Mopsukrene verhinderte einen Zusammenstoß auch mit seinem Vetter Julian.

8. Kapitel

Kirchenlehrer Athanasius
(Ca. 295–373)
    »Der hl. Athanasius ... war der größte Mann seiner Zeit, und vielleicht hat die Kirche, wenn wir alles genau erwägen, nie einen größeren aufzuweisen gehabt.«
    Abbé de Bletterinni 1

    »Die dankbare Nachwelt hat dem kraftvollen alexandrinischen Bischof den verdienten Beinamen des ›Großen‹ gegeben; die morgen- und abendländischen Kirchen verehren ihn als Heiligen.«
    Joseph Lippl 2

    »Jede politische Frage wird auf das theologische Geleise geführt: seine Gegner sind Ketzer, er der Verfechter des reinen Glaubens. Die Gegner lernen die Verbindung von Theologie und Politik von ihm.« »Als eine Art Gegenkaiser nahm er den Typ der großen römischen Päpste vorweg, der erste der eigenwilligen ägyptischen Patriarchen, die Ägypten zum Schluß aus dem Reichsverband lösten.«
    G. Gentz 3

    »Die Akteure der Kirchengeschichte waren weithin dieselben wie die der allgemeinen byzantinischen Geschichte.«
    Friedhelm Winkelmann 4

    »Um des Vaters, des Sohnes und des Geistes willen befehdeten sich vom 4. bis zum 7. Jahrhundert theologische Hochschulen, Päpste und Patriarchen mit allen Mitteln; wird verurteilt, degradiert, verbannt; treten Geheimdienste und Propagandamaschinerien in Tätigkeit; geraten kontroverse Richtungen in wilde Ekstasen; gibt es Volksaufläufe und Straßenschlachten; wird gemordet; schlägt das Militär Revolten nieder; hetzen Wüstenanachoreten mit Unterstützung des Hofes von Byzanz die Mengen auf; verflechten sich die Intrigen um die Gunst von Kaisern und Kaiserinnen; wütet der staatliche Terror; stehen Patriarchen gegeneinander auf, werden erhoben und wieder von ihren Thronen gestoßen, sobald eine andere trinitarische Ansicht siegreich ist ...«
    Hans Kühner 5

Charakter und Taktik eines Kirchenlehrers

    Bischof Alexander war im April 328 gestorben. Athanasius, sein Geheimsekretär, weilte nicht am Sterbebett. Wie so viele, wenn nicht die meisten Kirchenfürsten – eine ihrer Standardlügen –, erstrebte er keine hohe Würde, keine Macht, demonstrierte er, gleich Papstkandidaten noch des 20. Jahrhunderts, Demut. So unterschob man auch seinem sterbenden Vorgänger das Wort: »Athanasius, du meinst davongekommen zu sein, aber du wirst nicht entfliehen.« 32
    Athanasius, um 295, vermutlich zu Alexandrien, von christlichen Eltern geboren, bestieg, etwa dreiunddreißigjährig, am 8. Juni 328 den dortigen Patriarchenstuhl, von dem er fünfmal, insgesamt siebzehneinhalb Jahre, verbannt worden ist. Er war somit der einflußreichste Bischof im Orient und Beherrscher des größten Kirchenapparates der Zeit (vgl. S. 359 f). Allerdings wurde er, wie Augustinus und so mancher Papst, inkorrekt, nicht ohne Wirren und Gewaltsamkeit, erhoben. Angeblich »einstimmig von der Geistlichkeit und dem Volke erwählt« (Katholik Donin), hatten ihn tatsächlich von 54 ägyptischen Oberhirten nur sieben, überdies eidbrüchige, ernannt und geweiht – ein peinliches Faktum, über das der oft arg Geschwätzige dezent hinweggeht. »Unangenehme Ereignisse pflegt unser Bischof kurz zu behandeln oder gar totzuschweigen, so zum Beispiel die Vorgänge bei seiner Wahl« (Hagel). 33
    Wie weithin im Römischen Reich, waren auch in Alexandrien die kirchlichen Verhältnisse irritierend, und dies nicht erst damals.
    Schon während der Diokletianischen Verfolgung
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