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Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit

Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit
Autoren: Karlheinz Deschner
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leidet, stirbt, steckt jede andere Seite zutiefst in Unglauben, Neid, in Bosheit, Starrsinn, Fälschung, Wahn, Verrat – das Jahrhunderte durchgellende antihäretische Geschrei. Statt sachlicher Widerlegung – wie auch! – meist nur Demagogie und Verteufelung. »Die Verunglimpfung des Gegners spielt in diesen Kreisen eine größere Rolle als etwa der Schriftbeweis« (Walter Bauer). 30
    Das zeigt die frühchristliche Literatur auch außerhalb des Neuen Testaments.

4. Kapitel

Der Angriff auf das Heidentum erfolgt
    »Die Heiligen sollen fröhlich sein ... Ihr Mund soll Gott erheben; sie sollen scharfe Schwerter in ihren Händen halten, daß sie Vergeltung üben unter den Heiden, Strafe unter den Völkern, ihre Könige zu binden mit Ketten und ihre Edlen mit eisernen Fesseln, daß sie an ihnen vollziehen das Gericht ... Halleluja!«
    Psalm 149,5 ff.

    »Und wer da überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden; und er soll sie weiden mit einem eisernen Stabe, und wie eines Töpfers Gefäß soll er sie zerschmeißen.«
    Die Offenbarung des Johannes 2,26 f.

    »Doch auch euch, allerheiligste Kaiser, wird der Zwang zu züchtigen und zu strafen aufgenötigt, und es wird euch durch das Gesetz des höchsten Gottes geboten, daß eure Strenge die Untat des Götzendienstes in jeder Weise verfolge.«
    Kirchenvater Firmicus Maternus 1

    »Zwei Maßnahmen lagen Firmicus besonders am Herzen: die Zerstörung der Kultstätten und die Verfolgung der Andersgläubigen bis zum Tode.«
    Karl Hoheisel 2

Die Christenverfolgungen im Spiegel kirchlicher Geschichtsschreibung

    Vor allem werden den Heiden nun, kurz nach der letzten Christenverfolgung, eben diese Verfolgungen vorgehalten und sogleich gigantisch übertrieben – bis tief ins 20. Jahrhundert hinein, wo man noch in dessen zweiter Hälfte das Christentum schon vom Ende des 1. Jahrhunderts an »in seinem eigenen Blute waten« sieht, mit der »ungeheuren Schar heroischer Gestalten« prahlt, »die, die Stirnen von Martyrerblut gezeichnet, das ganze zweite Jahrhundert durchziehen« (Daniel-Rops); wobei man gerade noch, 1956 (!), zugibt, es seien »nicht Millionen« gewesen (Ziegler). Seriösere Forscher schätzten die Zahl der christlichen Opfer gelegentlich, nicht unwidersprochen, auf 3000, auf 1500 –
in allen drei Jahrhunderten!
Wie problematisch diese Zahl sein mag: die Christen erschlugen in Mittelalter und Neuzeit mehr Juden häufig
in einem einzigen Jahr,
manchmal
an einem einzigen Tag!
39
    Ein so achtunggebietender Christ wie der 254 gestorbene Origenes (vgl. S. 171) – dessen eigener Vater Märtyrer war und der auch selbst gefoltert wurde – nannte die Zahl der christlichen Blutzeugen »klein und leicht zu zählen«. Tatsächlich sind die meisten »Märtyrerakten« gefälscht, sind viele heidnische Kaiser gar keine Christenverfolger gewesen, hat der Staat die Christen gar nicht wegen ihrer Religion behelligt. In Wirklichkeit begegneten viele altgläubige Beamte den Christen so nachsichtig wie möglich. Sie gaben ihnen Bedenkzeit, übergingen Verordnungen, gestatteten Betrug, entließen sie aus der Haft oder verrieten Christen juristische Tricks, wie sie, ohne ihren Glauben zu verleugnen, freigesprochen werden konnten. Sie schickten sich selber Denunzierende wieder nach Hause und quittierten nicht selten noch ihre Provokationen gelassen.
    Schon Bischof Euseb aber, der »Vater der Kirchengeschichte«, wird in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts nicht müde, uns wahre Schauermärchen über die bösen Heiden aufzutischen, die schlimmen Christenverfolger. Er verwendet dafür das ganze achte Buch seiner
›Kirchengeschichte‹,
von dem gewiß auch gilt, was ein Kenner vor allem vom 9. und 10. Buch dieses Werkes sagt (unsere fast einzige Quelle für die ältere Kirchengeschichte!): »Emphase, Umschreibung, Auslassung, Halbwahrheit und sogar Urkundenfälschung ersetzen die wissenschaftliche Interpretation sicherer Dokumente« (Morreau) 40 .
    Immer wieder werden da durch die verruchten Heiden – tatsächlich durch Bischof Euseb – die Christen, die »wahrhaft wunderbaren Streiter«, gemartert, mit Geißelhieben, mit Folter und Schabmesser zerfleischt, der Bauch, die Waden, Wangen, Beine zerbrochen, die Nasen abgeschnitten, Ohren, Hände, die restlichen Glieder zerstümmelt. Euseb rührt Essig und Salz in die Wunden, treibt scharfes Schilfrohr durch die Nägel, die Finger, verbrennt die Rücken durch kochendes Blei, brät die Dulder
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