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Krieger des Universums

Krieger des Universums

Titel: Krieger des Universums
Autoren: Hans Kneifel
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Untersetzung die beiden vorderen Räder, etwas kleiner, dafür breiter, steuerte. Im Passagierkorb schien niemand zu sitzen. Riesige Scheinwerfer, in denen ein Mineral, mit Wasser versetzt, mit einer kalkig weißen Flamme brannte, beleuchteten den gewundenen Weg vom Burgtor in die Stadt hinunter. Fauchend und mit einer Menge schreckerregender Geräusche ratterte das kolossale Gefährt über eine Brücke und verschwand hinter einer Häuserzeile.
    Cade schüttete den Rest aus dem Weinbecher hinunter in die Gosse und sprang von der Fensterbrüstung.
    »Indso!« rief er leise.
    Aus einem der dunklen Zimmer schlurfte ein Schemen heran. Der alte Sklave kam zum Fenster, blieb stehen und verbeugte sich. Cade hatte ihn irgendwann halbverhungert aufgelesen und später freigelassen.
    »Herr?«
    »Ich reite hinaus zu Rende«, sagte Cade leise. »Kein Essen heute. Ich weiß nicht, wann ich wiederkomme. Du brauchst nicht aufzubleiben.«
    »Herr«, sagte Indso mit seiner brüchigen Stimme, die mehr der eines Knaben glich, »und gerade heute habe ich einen so schönen Fisch gestohlen!«
    Vorwurfsvoll zeigte er die Länge des Fisches an. Es schien ein Tier von der Größe eines Hammels zu sein. Cade lachte und schlug Indso gegen den Oberarm.
    »Morgen, zum Mittag!« versprach er. »Neue Gerüchte?«
    »Der Herrscher grübelt. Er scheint außerordentlich mürrisch zu sein. Und er hat einen wandernden Erzähler von seiner Wache in den Palast schleppen lassen.«
    »Bei Kraim!« Cade nickte. »Es scheinen sich wichtige Dinge zu tun.«
    »Wir haben Angst um dein Leben, Herr!« sagte der alte Mann.
    »Ich auch!« bestätigte Cade und zog die Schultern hoch. Plötzlich fröstelte er. In einem Land, in dem eine Handbewegung des Tyrannen über Leben und Tod entschied, war ein Menschenleben nicht viel wert. Aber schließlich hatte Cade tausend Tage lebend überstanden, und wenn ibn nicht der nächste Anfall tötete, würde er wohl noch einige Monde weiterleben können. Doch ein sicheres Gefühl sagte ihm, daß in diesen Augenblicken, ohne daß er ahnen konnte, wo, wie und aus welchen Gründen sich seine persönliche Geschichte verdichtete und dramatisch zuspitzte. Mit diesem Gefühl, das seinen Magen in einen harten Klumpen verwandelte, bestieg er sein Reittier und stob hinaus zu Rende dem Häßlichen.
    Kerzen aus tierischem Fett verbreiteten mit blakenden Flammen kleine Zonen diffuser Helligkeit. In Kupferschalen, die in Abständen auf der Bar standen, brannten Holzstücke in roter, flackernder Glut. Rauchsäulen zogen senkrecht hoch und schwärzten die Decke. Händler, Freigelassene und hinter ihren Stühlen die Sklaven saßen an den Tischen und besprachen die letzten Neuigkeiten. Cade konnte deutlich den hellen Singsang der Hochlandbewohner von den kehligen Lauten der Männer aus den Fischerdörfern und Hafenstädten unterscheiden. Es war eine Stunde vor Mitternacht. Irgend etwas Unheilvolles lag in der Luft.
    »Nichts Besonderes heute, Cade«, murmelte der Wirt. »Lauter Volk. Keine Nacht der großen Geschäfte. Aber ich habe hier ein Gefühl …«
    Rende deutete mit einem dicken Zeigefinger auf seinen Magen. Cade nickte und entgegnete trocken:
    »Nicht nur du hast dieses Gefühl. Auch ich. Und der Weinhändler. Und mein Haussklave. Und vermutlich noch hundert andere Menschen.«
    Rende schnippte mit den Fingern. Seine flinken Augen, die unter den schweren Lidern halb verborgen waren, beobachteten jeden Winkel des dämmerigen Raumes. In der Esse qualmten die Scheite unter einem rußigen Wasserkessel.
    »Was kann das sein? Unheil kommt meistens aus der Richtung des Palastberges, Cade!« murmelte Rende. »Willst du etwas essen? Etwas trinken?«
    »Deine Überraschung?«
    Cade musterte seinen Freund und bemerkte das listige Grinsen. Auf diese Neuigkeit war er weniger gespannt als auf den Augenblick, da sich die aufgehäufte Spannung löste. Rätsel, nichts als Rätsel. Zu der Menge persönlicher Fragen, die er mit sich herumschleppte, kamen auch noch die Spiele der Macht jenes kahlköpfigen Herrschers.
    »Später. Ich habe eine Suppe gekocht … Mit viel Gewürzen, mit Rotwein abgeschmeckt …«
    »Eine Schale voll, Rende. Und einen Becher Wein.«
    »Gut. Warte hier ein paar Augenblicke!«
    Alles war wie immer und doch ein wenig anders. Die dunkle Stimmung, die seit Urbeginn über diesem Land lagerte, schien heute düsterer als sonst zu sein. Die Gespräche der Händler untereinander waren schärfer und kürzer. Es wurde mehr getrunken. Die
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