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Krieger des Universums

Krieger des Universums

Titel: Krieger des Universums
Autoren: Hans Kneifel
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einer der wenigen Männer in diesem Land, der sich mein Freund nennen darf. Daß er dich gekauft hat, bewahrte dich vor dem Schicksal, in den Hurenhäusern neben der Stadtmauer zu enden. Seine Häßlichkeit ist Maske, ist Berechnung, so wie mein Ring. Tarnung ist hier alles. Reicht deine Erinnerung länger zurück als tausend Tage, D’amara?«
    Sie schrak zusammen, wollte aufspringen, aber Cades Griff um ihr Handgelenk verhinderte es. Schweigend starrte sie in sein Gesicht. Zwischen ihnen war nur die Glut einer Holzkohlenschale. Ein Moment unglaublicher Spannung baute sich in diesen Augenblicken auf. Schließlich senkte D’amara den Kopf und sagte entschuldigend:
    »Mehr als tausend Tage. Etwa tausenddreihundert. Oder vier Jahre, Cade.«
    »Du hast Anfälle, in denen du Stimmen hörst, die dir den Befehl zur Rückkehr geben?« bohrte er hartnäckig weiter.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein. Niemals. Aber ich weiß nicht, was vorher war.«
    »So. Dann nimm bitte zur Kenntnis, daß ich, Rende und du das gleiche Problem haben. Die gleichen Fragen. Wir werden versuchen müssen, sie gemeinsam zu lösen. Und die Chance dazu gab dir Rende, als er dich kaufte.«
    D’amara bewies, wie weit sie über die Masse der anderen Menschen hinausragte. Sie nickte Cade zu, löste ihre Hand und ging zu Rende, der gerade die Tassen voll Kh’afa abzapfte. Sie umarmte ihn, küßte ihn voller Ernst auf beide Wangen und streichelte seine Schultern. Dann nahm sie die Tassen, stellte sie auf ein Tablett und trug sie bis zu ihrem Platz.
    »Wir sind jetzt Freunde!« versicherte sie. In diesem Augenblick erschien sie Cade besonders reizvoll und begehrenswert, weil er merkte, wie sich ihre Verkrampfung löste. Er lachte kurz, und als er gerade nach der Tasse greifen wollte, hörte er das rasende Hufgetrappel einer großen Menge M’haers.
    Ruhig und voller dunkler Ahnungen sagte der Häßliche Wirt:
    »Die Palastgarde, Cade. Sie holen dich!«
    Alle bekannten Seuchen über Poter Skuardi, dachte Cade Kilham. Bei Kraim, ich erwürge ihn eines Tages.
    Rende behielt recht. Die Tür schwang knarrend auf, und in der Öffnung stand im Licht zweier Fackeln der Hauptmann der Palastgarde. Er sah sich blitzschnell um und rief laut:
    »Cade Kilham?«
    »Ich bin hier!« erwiderte Cade. »Komm her, Anführer, und trinke mit mir.«
    Der junge Mann kam mit schnellen Schritten näher und übergab Cade einen länglichen Umschlag mit dem schweren Siegel Poters. Cade riß den Umschlag auf und las den Befehl.
    Er mußte in den Palast …

 
2.
     
    Über dem Palastberg und der Stadt wölbte sich der unvergleichlich schöne Himmel Geirklasgers mit seinen acht Monden und siebentausend sichtbaren Sternen. Wie das geschwungene S, mit dem Poter Skuardi seine Botschaften unterzeichnete, wand sich die Milchstraße durch die Lichtpunkte. Acht Monde in acht Farben vollführten ihr verwirrendes Spiel. Der bewachsene Hang mit seinen weißen Brücken und Erkern, mit jenen Teilen aus uraltem Bruchstein, die überwuchert waren seit Jahrhunderten, mit den Schrammen unbekannter Geschosse in den Flanken und den strahlend weißen Türmen und Mauern, die dem kühnen Entwurf Poters entsprungen waren, sah der Palast aus wie ein weiteres Wunder dieser Welt, wie einer der vielen Wünsche eines planetenweiten Märchens, das plötzlich zum Leben erwacht war. Die Gardisten rissen das Tor auf, als der Hauptmann und Cade sich aus den Sätteln gleiten ließen.
     
    *
     
    »Was wünscht Poter von mir?« fragte Cade.
    »Ich weiß es nicht. Aber nach drei Tagen des Überlegens scheint er nunmehr einen Entschluß gefaßt zu haben«, sagte der Hauptmann der Palastgarde, ein junger Mann mit einem Gesicht, das aus Stein geschnitten schien.
    »Nun, ich werde diesen Entschluß erfahren!« murmelte Cade Kilham.
    »Zweifellos, Jäger Kilham.«
    Die matt erhellten Gänge des Palastes glichen einem Labyrinth. Sie wanden sich im Innern eines runden Turmes hoch, die Männer durchquerten einige Säle, die aus einem anderen Jahrhundert stammten, folgten einigen prunkvollen Treppen und kamen durch kleine, verschwiegene Gärten, die das Sonnenlicht durch ein System von Spiegeln und Schächten bezogen. Brunnen plätscherten in der Dunkelheit. Kerzen und Fackeln, elektrische Beleuchtungskörper und bronzene Glutkörbe wechselten einander ab. Auch hier, so schoß es Cade durch den Kopf, prallten Frühzeit und Moderne, Aufklärung und Barbarei unvermittelt aufeinander. Die Synthese allerdings war
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