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Krieger des Universums

Krieger des Universums

Titel: Krieger des Universums
Autoren: Hans Kneifel
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erwartet. Meist Kaufleute, die hier abstiegen, ehe sie sich durch die massiven Tore von Kortight wagten. Und noch etwas …
    »Ich will gehenkt sein«, sagte Cade leise und blieb neben dem Kamin stehen, »wenn Rende nicht wieder etwas ausgeheckt hat.«
    Cade Kilham war ein großer, schlanker Mann. Selbst wenn er nicht ritt, schoß oder arbeitete, erkannte jeder, daß er ungewöhnlich schnelle Reaktionen besaß. Sein Körper schien niemals gänzlich zur Ruhe zu kommen. Manche seiner Bewegungen erinnerten an ein Raubtier. Über einem schmalen Schädel wuchs ein wirrer Schopf braunen Haares, das sich gern kräuselte. Das Beherrschende in seinem braungebrannten Gesicht waren der Mund und die Augen. Eine Mundpartie, die Entschlossenheit erkennen ließ, eine deutlich ausgeprägte Härte, verbunden mit einer gehörigen Portion Starrsinn. Die Augen waren grün und blickten skeptisch. Cade hatte es sich angewöhnt, sie meist zu Schlitzen zu schließen, als Schutz gegen die grelle Sonne über Geirklasgers Land.
    »Rende!« rief er leise.
    Wie unbeabsichtigt ließ er die rechte Hand fallen und legte sie an den Griff der Waffe. Es wäre nicht das erstemal gewesen, daß man versuchte, ihn umzubringen.
    Einige Augenblicke später wurde ein schwerer Vorhang zur Seite geschoben. Gegen das Licht zeichnete sich eine gewaltige Silhouette ab. Mit einem Blick erkannte Cade seinen Freund. Er ließ den Kolben der Waffe los und ging bis zur Theke. Cade setzte sich auf einen der zwanzig Steine, die wie abgeschnittene Säulen vor der Granitbarriere standen. Das Polster bestand aus einem abgewetzten schwarzen Pelz. Dankbar registrierte Cade das Halbdunkel und die Kühle.
    »Cade Kilham – ich habe nach dir suchen lassen!« sagte Rende und schob seine Pranke über den polierten Stein.
    »Wie du siehst, habe ich dich gefunden!« erwiderte Cade mit einem kargen Lächeln. »Einen Becher Sv’adolak bitte, wenn’s beliebt!«
    »Du siehst aus, als hättest du ihn nötig. Wieder ein Anfall?«
    Sie schüttelten sich die Hände. Rende ging die Theke entlang, stieß knarrende Jalousien auf, und der Raum füllte sich mit Helligkeit. Im Licht tanzten Staubteilchen und Ascheflöckchen aus dem Kamin. Als Rende den Verschluß aus dem Tonkrug zog, verbreitete sich ein angenehmer Geruch. Cade massierte seine Schläfen und stöhnte auf, als seine Fingerspitzen den schmerzenden Nerv erreichten. Abwesend hörte er, wie das scharfe Getränk in den Becher gluckerte, dann erwachte sein Argwohn wieder. Offensichtlich gehörte auch eine Art zusätzlicher Sinn für versteckte Gefahren zu seiner unbekannten Vergangenheit.
    »Du brauchst es nicht zu verbergen«, brummte er. »Ich erfahre es ohnehin als erster. Was gibt es hier?«
    Rende blies in das Holzkohlenfeuer unter dem Kessel der Anlage, mit deren Hilfe er Kh’afa zubereitete. Dann schüttete er ein wenig von dem Alkohol in einen zweiten Becher, zog einen Schemel heran und ließ sich Cade gegenüber ächzend nieder. Er hatte die Figur eines Gladiators, der zuwenig gekämpft und zuviel gegessen hat. Sein Gesicht strahlte gleichzeitig Gutmütigkeit, Verschlagenheit und eine abgrundtiefe Häßlichkeit aus. Cade wußte es besser – man nannte Rende jedenfalls den Häßlichen Wirt.
    »Was soll es geben?« fragte Rende.
    Er war, gleich Cade Kilham, eine der wenigen Figuren, die aus der amorphen Masse der Bevölkerung rund um Kortight herausragten. Cade, Rende, Poter … Sie waren die Ausnahmen von der Regel. Und die Regel? Sie hieß Fatalismus, Ergebenheit, dumpfes Verharren in Mysterien und Kulten, die nur einem Komplex des Lebens huldigten. Es war die Kürze des Lebens, die Angst vor dem Untergang, die Zerstörung und die Sinnlosigkeit jeglichen Strebens.
    »Versuche nicht, mich zu betrügen. Du verlierst sonst deinen besten Kunden!« drohte Cade und lachte kurz. Er trank einen großen Schluck spürte den Schock des scharfen, würzigen Alkohols auf der Zunge. Langsam wurden die Schmerzen in seinem Schädel geringer.
    Rende breitete beide Arme in einer entsagungsvollen Geste aus und fragte:
    »Hätte ich dich in der Stadt suchen lassen, wenn ich dir etwas verbergen wollte, teuerster Freund?«
    Cade trank den Becher leer und begann sich wohl zu fühlen, als sich die Wärme vom Magen aus durch seinen Körper verteilte. Schlagartig vergaß er den letzten Rest der bohrenden Schmerzen.
    »Deine Verschlagenheit, Dicker, ist berüchtigt«, antwortete er und stützte beide Arme auf die Theke. Er sah dem Freund in die Augen
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