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Krieger des Universums

Krieger des Universums

Titel: Krieger des Universums
Autoren: Hans Kneifel
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und erkannte, daß Rende tatsächlich etwas verbarg. Es schien jedoch höchst harmloser Natur zu sein – eine Überraschung unter Männern, die sich seit mindestens tausend Tagen kannten.
    »Du wirst bis abends warten müssen!« sagte Rende und zapfte zwei dicke Tassen eines rauchenden, schwarzen Gebräus aus dem Durcheinander von Kesseln, Messingschlangen, Vorratsbehältern aus Keramik und tönernen Hähnen. Eine Tasse stellte er vor Cade hin.
    »Warum?«
    Der Dicke zuckte mit seinen mächtigen Schultern. Seine Wangen zitterten. Er deutete auf die linke Hand Cades und sagte:
    »Auch ein Ringträger braucht nicht alles zu wissen. Warte bis heute gegen Mitternacht. Oder ein paar Stunden früher. Hat der Herrscher – sorgenfreies Leben harre seiner! – nicht nach dir gerufen?«
    »Nicht heute«, gab Cade zurück. »Er scheint über einem seiner wichtigen Einfälle zu brüten.«
    »Einfälle? In welches Land? Gibt es noch ein Dorf in Geirklasgers Land der tausend Buchten, das seine Garde nicht heimgesucht hat?«
    Cade sah sich hastig um – der Raum war noch immer leer. Von draußen hörte er nur den Wind und das Geräusch, mit dem sein M’haer an dem staubigen Gras riß.
    »Nicht Einfälle in einen Landstrich, sondern Einfälle im Sinn von Ideen!« erklärte Cade grinsend.
    Rende schlug ihm auf die Schulter und sagte warnend:
    »Eines Tages, ich sehe es deutlich, wird dir auch der Ring nichts mehr nutzen. Du wirst in den Konflikt hineingezogen werden, wirst stur bleiben, und dann fressen dich die Geier auf der Säule.«
    »Eher verkaufe ich mich an einen Schnellsegler nach Namufaru!« erwiderte Cade trocken.
    »Viel Glück bei diesem Versuch!«
    Cade war Ringträger. Am Mittelfinger der linken Hand glänzte ein Schmuckstück, das zu den kostbarsten Besitztümern rund um Kortight und vor allem in der Stadt selbst zählte. Der Ring, der mitten in einer klobigen Goldfassung das Bild des weißen Todesvogels zeigte, kennzeichnete den Träger als einen Vertrauten des Herrschers. Rund um Kortight besaßen einen solchen Ring nur neun Männer. Cade war einer von ihnen. Noch niemals hatte eine Frau einen solchen Ring tragen dürfen. Ansehen, Macht und Schutz, die dieses Stück garantierte, waren unbezahlbar. Vor Jahren, erzählten die Gerüchte, hatte ein Karawanenführer es gewagt, im Streit einen Ringträger zu erschlagen.
    Nather Skuardi III. hatte den Händler drei Wochen lang öffentlich auspeitschen und schließlich köpfen lassen. Die Männer der Begleitung wurden versteigert, die Tiere und die wertvollen Lasten für die Kasse des königlichen Palastes eingezogen. Seit dieser Zeit würde es, falls ein Ringträger starb, keinen Schuldigen geben … Ein Pfeil aus dem Hinterhalt, ein Stein, Gift oder einfach eine schnelle Entführung. Der Besitzer des Ringes konnte außerhalb von Geirklasgers Land ungeahnte Wichtigkeit erreichen.
    »Noch stehe ich unter Poters Schutz«, sagte Cade nachdenklich. »Und ich fürchte mich, du hast recht, tatsächlich vor dem Augenblick der Wahrheit.«
    Rende hob den Kopf und schien zu lauschen, dann murmelte er Unverständliches und meinte:
    »Du hast Freunde im ganzen Land, nicht nur in der Stadt. Du wirst ausweichen können, wie immer.«
    Sie tranken und schwiegen. Ihre Gedanken kreisten um das Leben, das sie führten. Genauer: das sie führen mußten. In einer Welt, die nur aus Gegensätzen zu bestehen schien, war ihr Lebensweg ein waghalsiger Zickzackkurs. Hunderte von Tabus engten die Bewegungsfreiheit ein, und nur wenige waren erklärbar. Diese Welt schien eine ebenso kurze Geschichte zu besitzen wie Rende und Cade. Irgendwann war sie so widersprüchlich dagewesen, wie man sie heute sah. Woher kamen dann aber die Ruinen im Süden? Woher die riesigen Ringwälle, die aussahen, als habe eine vergessene Rasse gewaltige Verteidigungsanlagen errichtet? Woher kamen die Kulte, die alle nur den Zweck haben konnten, die Menschen unter den Strahlen der Sonne Kyvar auf das unvermeidbare Ende mit Schrecken vorzubereiten? Woher die vielen Ansätze zur echten Zivilisation? Und woher kamen die Waffen, deren Funktion kaum von den Männern begriffen wurde, die mit ihnen schossen? Schiffe aus rätselhaften Ländern, die noch jenseits der Küsten von Mortagyne lagen, dem Land der Seltsamkeiten? Niemand wußte es. Niemand versuchte, den Schleier der Vergangenheit zu lüften. Es war tabu, verboten, es war in der Sprache dieses Landes t’puoi.
    »Es ist Nachmittag«, sagte Cade im Selbstgespräch. »Die
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