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Krieger des Universums

Krieger des Universums

Titel: Krieger des Universums
Autoren: Hans Kneifel
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Sklaven wagten sich nicht zu rühren. Die Ruhe ähnelte dem Atemholen der Natur vor einem furchtbaren Unwetter. Rende kam wieder zurück und stellte die Schale vor Cade hin, legte einen Löffel daneben. Der Geruch der dicken Suppe, auf der Speckstücke schwammen, erinnerte Cade wieder an etwas. Woran? Er wußte es nicht. Er nickte Rende dankend zu und begann zu essen. Die Fähigkeiten des dicken Freundes entsprachen dem Umfang seiner Hüften. Als Cade fertig war, lachte Rende kurz auf. In der Zwischenzeit hatte er drei Tische bedient und für Nachschub gesorgt.
    »Ich bin ein alter, fetter Mann, der keine Lust mehr hat, sich durchs Leben zu schlagen«, begann Rende. Cade hob die Hand und grinste unverschämt.
    »Ich kenne diese Einleitungen, Schurke!« sagte er und grinste zurück. »Du willst dich entschuldigen. Und ich beginne zu ahnen, wofür.«
    »Deine grünen Augen, Meister aller Waffen, sind durchdringend wie die Strahlen Kyvars«, spottete Rende. »So ähnlich war es. Aber statt langer Reden – ich schleppe die Überraschung heran.«
    Er zog den Vorhang wieder auf, verschwand in die unergründliche Vielfalt der kleinen Räume hinter der Gaststube und kam sofort wieder zurück. Cades scharfes Gehör registrierte, daß jede Unterhaltung im Raum schlagartig aufgehört hatte. Er hörte, wie Stühle gerückt und Tische angerempelt wurden. Ungläubig zogen sich die Augen des Mannes zusammen, als er sah, was Rende brachte.
    »Das hier ist D’amara«, sagte er leise. »Ich kaufte sie heute morgen. Für einen sündhaft hohen Preis, Freund Cade.«
    Mehrere Mosaiksteinchen fügten sich zusammen. Cade begriff augenblicklich. Die Hand, die nach dem Weinbecher greifen wollte, blieb in der Luft hängen. Cade starrte D’amara an, als habe er noch nie eine junge Frau gesehen.
    Er musterte sie schweigend und lange. Seine Gedanken vollführten einen wilden Tanz.
    Rende und Poter, er selbst und jetzt dieses Mädchen. Vier Menschen. Viermal etwas Besonderes.
    Leise und mit großem Ernst erklärte Rende:
    »Sie gehört zu uns, Cade.«
    Das Mädchen schwieg.
    »Ich sehe es. Sie gehört zu uns«, sagte Cade leise und nachdenklich. »Aber wird sie es auch begreifen?«
    Das Mädchen war Teil der Kriegsbeute der herrscherlichen Truppen. Wieder bemühte sich Cade, die dicke Schicht vor seinen Erinnerungen zu durchstoßen. Es gelang ihm nicht – wie immer.
    »D’amara soll sich zu dir setzen und sich mit dir unterhalten«, sagte Rende und lachte. Es gab wenig Widerwärtigeres als dieses Lachen. Es war so, wie der Mann zu sein schien: fett, heiser, lüstern. D’amara erschrak und machte zwei Schritte, um von Rendes Seite wegzukommen. »Sie ist klug und schön. Wenn ich ihr glauben darf, ist sie Prinzessin … gewesen. Sie wuchs in den Bergen auf, sagte sie. Ich kaufte sie. Sie gehört uns. Dir und mir.«
    Cade sah den Schrecken im Gesicht des Mädchens. Es bemühte sich sehr, ihn zu verbergen, aber Cade hatte lernen müssen, in den Gesichtern von Menschen zu lesen. Im stillen verdammte er Rendes Lachen, aber er wußte, daß auch dieses Gelächter nur Teil einer sorgfältigen Tarnung war, Bestandteil des komplizierten Überlebensprozesses in Geirklasgers Land.
    Rende schob D’amara in Cades Richtung. Die Männer hinter ihm beruhigten sich wieder. Es ließ sich nicht vermeiden, daß der Blick D’amaras auf Cades Ring fiel.
    »Der sagenhafte Ring der Vertrauten Poters!« sagte sie kurz.
    »Zwei Tassen Kh’afa, Rende!« bat Cade und setzte sich zurecht. Das Mädchen vor ihm war eine Schönheit.
    »Sofort!«
    In einem Anfall von Trotz und dem Versuch, zugleich ihren Mut zu beweisen und ihn herauszufordern, sagte D’amara:
    »Du bist ein mächtiger Mann, Cade.«
    Cade lächelte innerlich. Diese Reaktion bewies viel – für ihn und Rende.
    »Ich bin einer der wenigen Freunde Rendes«, erwiderte er in großer Ruhe.
    »Begreiflich, daß der Fette wenige Freunde hat!« meinte das Mädchen voll Verachtung.
    Cade drehte sich auf dem abgewetzten Polster des steinernen Sitzes ein wenig. So konnte er in einer konvex gekrümmten Metallschale zwischen Krügen und Gläsern das Lokal überblicken. Er beugte sich vor und packte D’amara am Handgelenk. Er sagte so leise, daß nur sie es verstehen konnte:
    »Du hast noch nicht begriffen, was hier vorgeht im Land der tausend Buchten. Du bist Sklavin.«
    Sie erschrak über den wilden Ausdruck seines Gesichtes, aber sie lächelte und gab zurück:
    »Nicht lange, Cade!«
    »Du bist Sklavin. Rende ist
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