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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman
Autoren: Michael A Stackpole
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Zuflucht
Mäßigungsbucht, Mystria
     
     
     
    O wen näherte sich zögernd einem großen Tisch im Zentrum des Saals. Hier lagen mehrere schwere Bücher aufgeschlagen. In einem waren getrocknete und gepresste Blumen an den Seiten befestigt, begleitet von Anmerkungen in gleichmäßiger, femininer Handschrift. Sie beschrieben jede Blume bis in die Einzelheiten, einschließlich ihres bevorzugten Lebensraumes und Verbreitung, bis hin zu den bekannten und vermuteten Anwendungsmöglichkeiten.
    Andere Bücher enthielten schöne Zeichnungen von Vögeln und Tieren. Die Anmerkungen in ihnen hielten weitgehend die Details fest, die auch im Blumenbuch zu finden waren, jedoch in sehr viel energischerer Schrift. Vermutlich stammten sie von der Hand des Prinzen. Die Beschreibungen der Tiere umfassten auch Jagdanekdoten. Neben manchen Einträgen standen Zahlen, die, wie Owen schnell erkannte, sich auf die Exponate in den Regalen bezogen.
    Die Seiten der Bücher knisterten, als Owen sie umschlug. Das raue Papier rieb sich an seinen Fingerkuppen. Viele der beschriebenen Kreaturen besaßen große Ähnlichkeit mit der Tierwelt Norisles und unterschieden sich von ihr nur in Größe oder Farbe. Doch er sah auch andere Kreaturen, die … Derartiges kann unmöglich existieren.
    Er schaute von den Büchern auf zu einem elfenbeinfarbenen Schädel, der einen Stapel Papiere beschwerte. Dieser stammte
eindeutig von einer Katze, allerdings war er sehr viel größer als der Kopf jeder Wildkatze, die ihm jemals unter die Augen gekommen war. Die gekrümmten Fänge waren fast eine Spanne lang. Er fuhr mit dem Finger an der Innenseite entlang und hätte sich fast an der gezahnten Kante geschnitten. Diese Zähne dienten dazu, Fleisch und Sehnen zu durchtrennen.
    Der Prinz warf einen Blick über die Schulter und gluckste. »Und das ist ein Jungtier. Dort drüben habe ich ein ausgewachsenes Exemplar.« Er deutete in eine hinter einigen Regalen verborgene Saalecke. »Man hat die Nachricht verschlüsselt, so dass ich eine Minute benötigen werde, sie zu entziffern. Geht ruhig hinüber und schaut es Euch an.«
    Owen nickte, und der Prinz drehte sich wieder um. Er schob sich um den riesigen Tisch, vorsichtig, um nichts umzustoßen. Auf beiden Seiten streiften seine Schultern die Bücher in den Regalen. Mit einer Rechtsdrehung trat er um eine die Sicht versperrende Ecke und keuchte auf. Seine linke Hand zuckte hoch, um den Angreifer abzuwehren, die Rechte fiel an seine Hüfte – wo er die Pistole hätte tragen sollen.
    Statt des Schädels, den zu sehen er erwartet hatte, fand er sich unmittelbar vor einer riesigen ausgestopften Raubkatze. Sie hatte kurzes, sandbraunes Fell, das am Rückgrat entlang scheinbar zufällig mit wenigen dunkleren Flecken gesprenkelt war. In Haarbüschel endende Ohren waren flach an den Kopf angelegt. Das Maul war weit aufgerissen, die Säbelzähne bereit, tief in die Beute zu schlagen. Mit großen Krallen bewehrte Pranken streckten sich ihm entgegen, wollten ihn packen und festhalten. Von der Nasenspitze bis zum kurzen Schwanz musste die Kreatur mindestens acht Fuß lang sein, und an der Schulter fünf hoch.
    Der gläserne Blick der dunklen Augen und die in der Bewegung erstarrte Haltung ließen keinen Zweifel daran, dass die
Katze tot war, und doch machte ihre lebensechte Erscheinung sie zum Stoff von Alpträumen. Owen musterte sie eingehend. Er bewunderte ihre Größe und suchte nach einem Anzeichen für die Art ihres Todes. Die Kreatur machte einen bemerkenswert gesunden Eindruck, und er fand keine offensichtlichen Verletzungen.
    Der Prinz trat schmunzelnd zwischen den Regalen hervor. »Sehr gut, Kapteyn Radband. Ihr habt nicht geschrien. Das kann ich von Koronel Langford nicht behaupten.«
    »Was ist das?« Owen strich mit einer Hand über den Rücken der Katze, um das Fell zu fühlen. »Ich war in zoologischen Gärten, doch niemals …«
    Prinz Vladimir trat an die andere Seite der Kreatur und streichelte ihre Flanke. »Sie hat viele Namen, je nachdem, wen Ihr fragt. Manch einer nennt sie Löwe, ein anderer Tiger. Für einen Leoparden besitzt sie zu wenige Flecken. Ich bevorzuge Säbelzahnkatze. Viele Mystrianer nennen sie Geopahr. Ich vermute, es handelt sich um ein Wortspiel, eine Zusammensetzung aus Leopard und Gefahr. Eine durchaus passende Wortschöpfung. Möglicherweise werde ich mich noch entschließen, sie zu übernehmen. «
    Owen schüttelte sich. Die Schaustellungen und Bilder in Norisle waren in keiner Weise
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