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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman
Autoren: Michael A Stackpole
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täuschen?«
    »Natürlich tut Ihr das, verflucht, noch deutlicher kann ich es wohl nicht sagen.« Wattling kniff die Schweinsaugen zu Schlitzen
zusammen. »Ein Mystrianer im Dienste Ihrer Majestät, mag sein, doch ein Kapteyn? Niemals! Es gibt Standards, Sire, und die erfüllt Ihr ganz gewiss nicht. Offiziere sind Ehrenmänner, und das seid Ihr nicht. Kein Sträfling oder Freigelassener hätte je eine Chance, diesen Status zu erreichen!«
    Kapitän Segeltuch stieg Farbe ins wettergegerbte Gesicht, doch er hielt sich zurück.
    Owen trat dem wütenden Mann entgegen. »Meister Wattling, wir hatten eine schwere Überfahrt. Ich will Eure schlechte Laune und das ungebührliche Betragen der Erschöpfung zuschreiben. «
    »Tut, was Ihr wollt, aber ich bin kein Narr …«
    Owen hob die Stimme und fixierte den Mann zusätzlich mit einem strengen Blick seiner grünen Augen. »Sie, Sire, sollten besser zuhören statt zu reden.«
    Wattling hob den Stock. »Kein dreckiger Kolonist darf in einem solchen Ton mit mir reden! Peitscht ihn aus, Kapitän! Auf der Stelle!«
    Gideon Segeltuch schob sich zwischen die beiden. »Vergesst nicht, Sire, dass Ihr Euch auf einem Schiff voller dreckiger Kolonisten aufhaltet und es ein weiter, weiter Weg bis Port Maßvoll ist, wenn man ihn schwimmend zurücklegen muss.«
    Wattling zögerte eine Sekunde, dann wich er etwas zurück und lachte bellend. »Das wagt Ihr nicht. Keiner von Euch. Dazu seid Ihr Mystrianer zu weich, zu feige. Die moralischen Defekte, deretwegen man euch hierher verschifft hat, könnt ihr nicht verleugnen. In einem fruchtbaren Land des Überflusses könnt ihr euch kaum das Überleben sichern, und ihr besitzt weder die Intelligenz noch den Mut echten Geblüts.«
    Er hielt den Gehstock in die Höhe wie ein Szepter. »Ich weiß alles über euch, alles, was ich wissen muss. Ich kenne jedes
Wort in Lhord Rivendells ›DIE FÜNF TAGE DER SCHLACHT VON VILLERUPT‹. War gezwungen, es zu lesen. Habe selbst die Lettern gesetzt und es auf der Presse gedruckt, die hier im Frachtraum dieses Schiffes steht. Ich weiß alles über die Feigheit der Kolonisten im Angesicht der gottlosen Tharyngen.«
    »Ihr habt dieses Lügenpamphlet gedruckt?« Noch während er es aussprach, wusste Owen, dass er zu weit gegangen war.
    »Lügen?« Wattlings Züge erstarrten vor Zorn, als wären sie in Blei gegossen. Selbst seine Hängebacken zitterten nicht länger. »Ich habe jedes Wort so gesetzt, wie ich es von Seiner Lhordschaft persönlich erhielt. Wollt Ihr behaupten, er habe gelogen?«
    Owen schüttelte den Kopf. »Er war nicht einmal dort. Ich hingegen schon. Erstes Bataillon, Kundschafterkompanie. Lhord Rivendell ist nicht näher an Villerupt gekommen als bis L’Averne. Wegen seiner Gicht konnte er nicht marschieren und wegen seiner Hämorrhoiden nicht reiten.« Außerdem hatte Rivendell dem medizinischen Branntwein so großzügig zugesprochen, dass er die ersten drei Tage der Schlacht verschlafen hatte und die beiden letzten von einem schweren Kater geplagt worden war, aber Radband verzichtete darauf, das zu erwähnen.
    »Das ist ein Skandal! Ihr wagt es, den Mann zu beleidigen!«
    »Ihr beleidigt die Kolonisten.«
    Wattling schüttelte den Stock. »Wollt Ihr behaupten, der Feind hätte die Mystrianischen Schärler am dritten Tag der Schlacht nicht zerschlagen?«
    Owen hob den Kopf und verschränkte die Hände auf dem Rücken. »Ich will sagen, Sire, dass sie nicht minder hart gefochten haben als irgendwer sonst auf dem Feld. Ich weiß, wovon ich rede. Ich war dort.«
    »Dann seid Ihr natürlich mit ihnen davongerannt. Ein Feigling deckt den anderen.«

    »Meister Wattling, verfügt Ihr über irgendeine handfeste Erfahrung im Kriegshandwerk?«
    Wattling wich seinem Blick aus. »Die Krone hat meine Dienste nicht in Anspruch genommen.«
    Und Ihr habt es nie in Betracht gezogen, ein Offizierspatent zu erstehen. »In der Woche vor der Schlacht hat es ununterbrochen geregnet. Die Männer, Norillier und Kolonisten gleichermaßen, froren, waren durchnässt und demoralisiert. Unser halber Schwefel war nass, unsere Musketen angerostet. Viele der Männer waren barfuß, und wir hatten sehr viel besseren Proviant auf diesem Schiff als dort im Feld. Der Regen verwandelte alles in einen Sumpf. Er unterspülte Straßen und Brücken.«
    »Soldaten haben sich ihr Tagewerk selbst ausgesucht, Sire.«
    »Das haben Sie, Sire, und es stünde Euch wohl an, über den Mut von Männern nachzudenken, die, in Mystria geboren,
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