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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman
Autoren: Michael A Stackpole
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Tower würden Ordern schreiben, die manch einem Ruhm und vielen den Tod brachten.
    Und ich werde weitab von hier endlich mit meiner Gattin glücklich sein.
    Am Nachmittag passierte Owen einen mit hohen Eichen bewachsenen Berg, und das Landgut des Prinzen breitete sich vor ihm aus. Ein schmalerer Pfad zweigte nach Süden ab und führte zwischen zwei Baumreihen hindurch auf das bewaldete Gelände. Das riesige Backsteinhaus war wie ein Sommerpalast gebaut, komplett mit zwei im rechten Winkel vom Haupthaus abgehenden Seitenflügeln. Weitere Gebäude lagen halbversteckt im Wald auf der Uferseite des Gutes. Erstaunlich wenig Wald war gerodet, und stellenweise schob sich dieser auf einen Teil der Rasenflächen vor.
    Abgesehen von einem schmalen Rauchfaden über einem der Schornsteine war das einzige Anzeichen von Leben ein Bauer, der auf einem kleinen Feld an der Eingangstür Erbsenranken befestigte. Owen ritt hinüber und saß ab. Dabei machte er bewusst genügend Lärm, um die Aufmerksamkeit des Mannes zu erregen. Als dieser unbeeindruckt weiterarbeitete, nahm Owen an, dass er alt und taub war, also trat er ins Blickfeld des Gärtners.

    Blind wird er ja wohl nicht auch noch sein.
    Der Mann arbeitete weiter.
    »Verzeiht.« Owen wollte dem Mann die Zügel seines Pferdes reichen, zögerte aber.
    Der Gärtner wischte sich die Hände an den Oberschenkeln ab, dann schob er mit dem Daumen den breitkrempigen Hut in den Nacken. Er richtete sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf, was deutlich zeigte, dass er weder alt noch sonderlich hinfällig war. Er grinste. »Ihr dürftet Radband sein.«
    Owen ließ die Zügel fallen. »Verzeiht mir, Hoheit, ich …«
    »Ich bewundere Eure Beherrschung, Kapteyn. Der letzte Mann, den man mit Eurem Auftrag schickte, war ein Major, der mir die Reitpeitsche überzog.«
    Owen blieb der Mund offen stehen.
    Prinz Vladimir lachte. Er war ebenso groß wie Owen, aber schlanker von Statur. Seine braunen Augen waren einen Ton heller als das mahagonifarbene Haar, und dünne weiße Strähnen durchzogen seinen Kinnbart. Das Gesicht war hager, fast hohlwangig, die Haut von der Sonne gegerbt. Ein größerer Kontrast zu den Adligen am Hofe seiner Tante ließ sich kaum vorstellen.
    Owen schloss den Mund und deutete auf die Erbsenranken. »Ihr habt das als eine Prüfung für mich getan?«
    »Ich bitte Euch, Kapteyn. So beschränkt seid Ihr gewiss nicht.«
    Owen überlegte kurz. Der Prinz hätte unmöglich die Stunde oder auch nur den Tag seiner Ankunft wissen können. »Aber, Hoheit, dass Ihr mich nicht beachtet habt …«
    »Allerdings, das war eine Prüfung. Es ist mir ein Bedürfnis, etwas über das Wesen von Menschen zu erfahren.« Er nahm die Zügel des Braunen. »Nun kommt. Ihr habt ein Paket für mich, und ich werde meine Augengläser brauchen.«

    Der Prinz führte ihn am Ostflügel entlang, bis er das Pferd einem Stalljungen übergab. Nachdem er sich in einem Wassertrog die Hände gewaschen hatte, betraten sie durch eine Seitentür das Haus. Hinter einer weiteren, wuchtigen Tür lag ein riesiger Saal, der den größten Teil des Erdgeschosses in diesem Flügel einnahm.
    Owen blieb einen Moment an der Tür stehen, während der Prinz zu einem großen Schreibtisch an der Innenwand ging. Zahllose Regale standen im Saal. Sie bedeckten die Wände und ragten in den Raum.
    Die Wandregale enthielten hauptsächlich Bücher, während sich in den freistehenden Gläser befanden, in deren Innerem hauptsächlich tote Organismen in konservierender Flüssigkeit trieben. Frösche und Fische erkannte er ohne Schwierigkeit, doch er sah auch andere Kreaturen. In einem Käfig vor dem Schreibtisch saß ein lebender Rabe. Und auf den obersten Regalbrettern, sowie von der Decke herabhängend, starrte eine Menagerie ausgestopfter Tiere, wie Owen sie nie zuvor gesehen hatte, mit Glasaugen auf ihn herab. Die größten von ihnen hatten eigene Podeste in den Ecken, bis auf einen riesigen, sich aufbäumenden Bären mit gefletschten Zähnen und Krallen, der hinter dem Schreibtisch aufragte.
    Vladimir nahm den Hut ab und hängte ihn auf die Schnauze des Bären. »Das Paket, Kapteyn?«
    Owen zuckte zusammen, dann zog er die versiegelten Befehle aus der Innentasche der Jacke und überreichte sie.
    Der Prinz lächelte, während er die Lederriemen löste. »Schaut Euch um. Ihr könntet feststellen, dass ich Euch hier in meinem kleinen Museum bereits einen Teil Eurer Arbeit abgenommen habe.«

DRITTES KAPITEL
    27. April 1763
Des Prinzen
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