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Kreuzzug

Kreuzzug

Titel: Kreuzzug
Autoren: Marc Ritter
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in die Welt gesendet zu werden.

Kapitel siebzehn
    Kitzbühel , Wellness-Hotel »Zum Kaiser«, 13  Uhr 45
    M P Lackner ist jetzt am Schauplatz des Geschehens eingetroffen«, meldete Oberst Schultheiß dem Verteidigungsminister.
    Der saß mit seinen beiden Leibwächtern und seiner Entourage aus BND - und MAD -Beamten im Comm-Room, wie sie die Hotelsuite nannten, in der die Nachrichtenstränge zusammenliefen. Auf mehreren Monitoren war zu sehen, was sich vor und in dem Wellness-Hotel »Zum Kaiser« tat, denn der MAD hatte die hoteleigenen Überwachungskameras angezapft, um einen Überblick über das Geschehen vor Ort zu haben. In sechs Fernsehern liefen Tag und Nacht CNN , BBC , Al-Dschasira, CCTV , NHK und n-tv. An drei Rechnern saßen BND -Männer und scannten Google News, Twitter und Facebook nach verdächtigen Schlagworten. An einer Wand stand ein Bloomberg-Terminal mit den aktuellen Aktienkursen; über einen Krypto- PC gingen geheime Meldungen aus den USA , Russland und China ein, über einen anderen war der Comm-Room mit den wichtigsten Behörden und Ministerien in Berlin verbunden.
    Ein Bildschirm, der aussah wie ein normaler Mac, zeigte auf acht offenen Fenstern sieben leere Videokonferenzräume. Diese befanden sich im Kanzleramt und dem Verteidigungsministerium in Berlin, beim Generalinspekteur der Bundeswehr auf der Hardthöhe in Bonn, bei den dort ansässigen Führungsstäben der drei Teilstreitkräfte, des Sanitätsdienstes sowie des Militärischen Abschirmdienstes in Köln. Vor diesem Rechner saß ein Mitarbeiter, dessen Aufgabe es war, die wichtigsten internen Kommunikationskanäle herzustellen und nach außen abzuschirmen.
    Im achten Fenster auf dem Bildschirm war gerade Oberst Schultheiß aus Berlin zu sehen, dessen Bild mit einem äußerst handlichen Projektor auch an die Wand über das King-Size-Bett der Suite geworfen wurde.
    »Was macht der Lackner dort oben?«, fragte Verteidigungsminister von Brunnstein seinen Adjutanten.
    »Er hat vor einer Viertelstunde ein Fernseh-Interview gegeben, das aber noch nicht gesendet wurde. RTL . Sie können ja mal einschalten, dann sehen Sie, wenn’s kommt. Und er richtet einen Krisenstab in dem Hotel ein, das dort oben am See liegt.«
    »Macht sich wieder so richtig wichtig, ohne dass er wirklich weiß, was er tut, ja?« Philipp von Brunnstein schäumte innerlich vor Wut auf seinen Parteivorsitzenden. »Und schwebt auch noch ganz bequem mit einer unserer guten alten Hueys ein.« Der Verteidigungsminister, der bei den Gebirgsjägern in Mittenwald seinen Wehrdienst abgeleistet hatte, gefiel sich in der Rolle des alten Kämpfers und ließ den Jargon der Truppe an den richtigen Stellen immer wieder in seine Reden einfließen. Dabei war ein großer Teil der »guten alten Hueys«, wie die Bell- UH - 1 -Hubschrauber genannt wurden, schon vor seiner Geburt im Einsatz gewesen. Manche waren sogar noch von der U.S. Army in Korea und Vietnam geflogen worden, bevor sie in den Siebzigern von den Amerikanern ausgemustert wurden und zu den Gebirgsjägern nach Bayern kamen.
    Oberst Alexander Schultheiß ließ den Ausbruch seines Ministers gegen den Bayerischen Ministerpräsidenten unkommentiert.
    »Wir haben auf alle Fälle einen Cougar-Hubschrauber in Berchtesgaden für Sie bereitstehen, und die Genehmigung der Österreicher, Sie abzuholen, liegt auch vor, nicht wahr? Die Maschine kann in einer halben Stunde bei Ihnen in Kitzbühel landen, kein Problem. Von dort nach Mittenwald oder an den Eibsee bräuchten Sie dann knapp eine halbe Stunde.«
    »Oder direkt auf den Zugspitzgipfel.« Der Minister schaute in die Runde seiner Begleiter, die beflissen nickten.
    »Oder direkt auf den Gipfel, das ist natürlich auch kein Problem«, bestätigte Schultheiß. »Wenn ich mir nur die Frage erlauben dürfte, Herr Minister, wie sollen wir Ihre Anwesenheit vor Ort – also, gesetzt den Fall, dass Sie wirklich hinfliegen sollten – der Presse erläutern?«
    »Schultheiß, Schultheiß. Das wird doch sogar die geschätzte Hauptstadtpresse verstehen, dass ein Bundesverteidigungsminister bei einem Einsatz seiner Truppe im eigenen Land an der Seite seiner Männer und Frauen steht. Wissen Sie was, ich nehme sogar meine Frau mit, denn Deutschland soll wissen, dass die ganze Familie von Brunnstein ihren Dienst für das Land an vorderster Front leistet.«
    Schultheiß schnaufte laut. Noch ein Auftritt Carolin von Brunnsteins mit Hubschrauber, UGG -Boots und Splitterweste. Die Bilder ließen sich
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