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Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Oberste?«
    »Sie meinen Frau Hauptkommissarin Oberste?« Die sachliche Frage des Arztes brachte mir ein wenig Gelassenheit zurück.
    »Die meine ich. Sie soll im Stillzimmer sein.«
    »Ganz recht. Sie nimmt dort ihre Vernehmungen vor. Natürlich nur«, und jetzt warf Lübke einen verächtlichen Blick hinter sich ins Zimmer, »natürlich nur, solange Chefarzt Dr. Kellermann damit einverstanden ist.«
    »Na, dann mache ich mich doch einfach auf den Weg.« Mein Versuch, möglichst locker zu klingen, kam nicht so richtig an.
    »Die zweite Tür rechts«, tönte Lübke mit seiner vollen Stimme, ging an mir vorbei und ließ die Tür ins Schloß fallen.
    »Die zweite Tür rechts«, wiederholte ich etwas dümmlich und beschloß, nie wieder an einer Tür zu lauschen. Aber ich glaube, das hatte ich mir schon vor vielen Jahren geschworen. Damals, als ich als Siebenjähriger mit anhörte, daß es den Weihnachtsmann gar nicht gibt. Es lohnte sich eigentlich nie, das Lauschen. Immer bekam man zu hören, was man gar nicht wissen wollte.

7
    Die Luft war schon ziemlich warm, als Alexa den kurzen Weg zu ihrer Frauenärztin ging. Es würde ein schöner Junitag werden. Eigentlich zu schön, um im Krankenhaus zu liegen, dachte Alexa. Als sie gerade die Tür zur gynäkologischen Praxis öffnen wollte, klingelte ihr Handy. Eilig suchte sie in ihrem Rucksack. Seitdem Vincent in der Klinik lag, hatte sie das Gerät immer angeschaltet. Als sie jedoch die Nummer auf dem Display sah, wußte sie, daß sie einen Fehler gemacht hatte. Sie hätte ihrer Mutter nicht die Handynummer geben sollen.
    »Hallo Mama.«
    »Alexa, Kind, ich wollte mal hören, wie es dir geht. Tut sich schon etwas?«
    Tut sich schon etwas? Das war für Alexas Mutter seit Wochen die Frage aller Fragen.
    »Nein, Mama, ich bin gerade auf dem Weg zur Ärztin. Vielleicht kann die mir etwas sagen. Bislang ist von Geburt jedenfalls noch nichts zu spüren.«
    »Aber daß du nicht zu lange wartest, wenn die Wehen kommen.«
    »Nein, Mama.«
    »Ist Vincent bei dir, oder mußte er zur Schule?« Die Frage klang so, als könne sich Vincent jeden Tag aussuchen, ob er Lust hatte, zur Schule zu gehen oder nicht.
    »Vincent ist im Krankenhaus.«
    »Nein!«
    »Nichts Ernstes, er hat eine Blinddarmentzündung. Drei, vier Tage, dann ist die Sache ausgestanden.« Alexa wechselte ungeduldig von einem Bein aufs andere. Telefongespräche mit ihrer Mutter konnten lange dauern, ziemlich lange.
    »Und was ist, wenn in dieser Zeit das Kind kommt?«
    »Mama, ich habe noch keinerlei Wehen. Außerdem ist Vincent im Fall des Falles schneller vor Ort als ich.«
    »Alexa, soll ich kommen?«
    »Aber warum denn, Mama?«
    »Wie kommst du ins Krankenhaus, wenn es soweit ist?«
    »Mama, du hast doch selbst keinen Führerschein. Sag mir, wie du mir in dieser Situation behilflich sein könntest.«
    »Nun, ich wäre bei dir. Und wir könnten uns dann zusammen ein Taxi nehmen.«
    »Danke, aber das ist wirklich nicht nötig. Ich bin sicher, daß sich in der nächsten Zeit nichts tut. Wenn ich irgendwas spüre, kann ich mich ja immer noch bei dir melden.«
    Alexa drehte sich erschrocken um, als jemand sie am Arm streifte. Ein Briefträger quetschte sich an ihr vorbei ins Innere der Praxis. Alexa hob entschuldigend die Hand. Sie hatte gar nicht bemerkt, daß sie den Eingang derart blockierte.
    »Und, Alexa?«
    »Ja, Mama?« Alexas Stimme wurde zusehends ungeduldiger. Der Briefträger kam jetzt wieder aus der Praxis heraus und lächelte Alexa zu.
    »Wollt ihr wirklich ins Pankratius-Krankenhaus gehen?«
    »Ja, warum denn nicht?«
    »Haben die dort auch tüchtige Ärzte?«
    »Da bin ich mir ganz sicher. Warum fragst du?«
    »Weil der Sohn von Rennerts jetzt etwas am Fuß hatte und ins Katharinen-Hospital gegangen ist.«
    »Ja und?« Alexa warf einen Blick auf die Autoschlange, die sich an der naheliegenden Verkehrsampel gebildet hatte.
    »Die haben dort auch tüchtige Ärzte.«
    »Das mag sein, Mama. Aber das Pankratius-Krankenhaus hat einen ganz ausgezeichneten Ruf. Außerdem wohnen wir nur ein paar Minuten davon entfernt. Vielleicht könnte es ja sein, daß beide Häuser tüchtige Ärzte haben, was meinst du?«
    »Du mußt es ja wissen. Auf jeden Fall hat Renate Rennert mir erzählt, die beiden Krankenhäuser stünden in direkter Konkurrenz.«
    »Das ist ja nun wirklich nicht erstaunlich. Wenn zwei Krankenhäuser auf engem Raum zusammenkommen, ist das wohl immer der Fall.«
    »Renate Rennert hat gesagt, es würde sie
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