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Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei
Autoren: Kathrin Heinrichs
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nicht wundern, wenn auf Dauer eines von beiden von der Landkarte verschwände.«
    »Wie kommt sie denn darauf?«
    »Man hört das doch immer wieder, daß Krankenhäuser geschlossen werden sollen. Denk nur an unser eigenes in Hesperde. Seit neuestem werden dort Aufkleber verteilt mit Rettet unser Krankenhaus.«
    »Nun ja, bis zu meiner Geburt wird das Pankratius auf jeden Fall durchhalten. Da mache ich mir keine Sorgen.«
    Eine Frau kam aus der Arztpraxis. Alexa warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Sie mußte sich beeilen.
    »Aber, Alexa?«
    »Ja, Mama, was ist denn noch?«
    »Seid ihr euch jetzt über den Namen im klaren?«
    »Wieso fragst du danach?«
    »Stell dir vor. Von Beckers Gertrud die Tochter – Petra, kennst du doch, oder?«
    »Ja, Mama. Petra Becker. Natürlich kenne ich sie noch.«
    »Weißt du, wie die ihr Kind genannt hat?«
    »Nein, wie sollte ich?«
    »Schackeliene.«
    »Mama, ich schätze, das Kind heißt Jacqueline. Das kommt aus dem Französischen und wird nicht etwa von Schaschlik abgeleitet.«
    »Schackeliene, das ist doch kein richtiger Name.«
    »Mama, Petra Becker ist erwachsen. Sie wird sich bei dem Namen schon irgend etwas gedacht haben.«
    »Was habt ihr euch denn gedacht?«
    »Mama, ich habe jetzt wirklich nicht viel Zeit. Aber wenn du es unbedingt wissen willst. Es wird ja wahrscheinlich ein Junge. Jedenfalls sah es auf dem letzten Ultraschall so aus. Und dann soll er –«
    »Das weiß man vorher nie so genau.«
    »Mag sein. Aber wenn es ein Junge ist –«
    »Jetzt leg dich mal nicht so fest. Stell dir vor, es wird ein Mädchen.«
    »Dann ist es ein Mädchen. Wunderbar.«
    »Und wie soll es dann heißen?«
    »Das wissen wir noch nicht so genau.« Alexa war kurz vorm Überschwappen.
    »Siehst du. So ist es Petra Becker womöglich auch gegangen. Und als es dann so weit war, haben sie das Kind Schackeliene genannt. Das ist doch traurig, findest du nicht?«
    »Ich finde es nicht traurig. Es ist mir egal. Petra Becker hätte ihr Kind von mir aus auch Hans-Günther nennen können!«
    »Ein Mädchen?«
    »Von mir aus auch ein Mädchen!«
    »Aber wenn es bei euch nun ein Mädchen wird. Ich meine, habt ihr schon mal an Elisabeth gedacht?«
    Alexa glaubte nicht recht zu hören. »Mama!«
    »Nicht etwa, weil ich so heiße. Nur so allgemein. Ein schöner alter Name. Die sind doch jetzt wieder modern.«
    »Mama, ich muß jetzt zum Frauenarzt. Ich bin sowieso schon zu spät dran.«
    »Denk mal drüber nach.«
    »Ich muß jetzt Schluß machen.«
    »Und wenn etwas ist, ruf sofort an.«
    »Ja, Mama. Bis bald.«
    Alexa drückte auf das rote Knöpfchen und atmete tief durch. Wirklich ein wunderschöner Junitag, und so entspannend.
    Immerhin konnte sie in der Arztpraxis direkt durchmarschieren. Der Wehenschreiber war gerade frei geworden. In dem kleinen Raum, wo das Gerät untergebracht war, war es stickig heiß. Alexa zog sich mit Mühe die Schuhe aus. Inzwischen war sie so dick und unbeweglich, daß sie kaum nach unten kam, ohne ihren Bauch völlig zusammenzuquetschen. Sicher war das von der Natur so gewollt. Der Wunsch, das Kind zur Welt zu bringen, wurde immer größer, natürliche Ängste fielen unter den Tisch. Bei Alexa war die Lage allerdings etwas komplizierter. Vincent war krank, und es war völlig unklar, wann er wieder auf den Beinen sein würde.
    Als Alexa es sich gerade auf der Liege bequem zu machen versuchte, kam die Arzthelferin herein. Alexa kannte die Frau von zahlreichen früheren Besuchen und versuchte sich zu erinnern, wie sie hieß. Andrea Schröer, wenn sie sich nicht irrte.
    »Wann haben Sie noch mal den Termin?« Die Arzthelferin warf einen Blick in den Mutterpaß. »In zehn Tagen?« Alexa nickte.
    »Dann wird’s ja langsam spannend.« Die Arzthelferin nahm eine Flasche mit Gel zur Hand, zog Alexas Pullover noch ein wenig höher und schmierte die kühle Flüssigkeit auf den Bauch.
    »Ganz schön frisch, was?« Alexa nickte. »Das kommt, weil es hier drin so stickig ist.« Andrea Schröer stand auf und stellte das kleine Fensterchen auf Kippe, um das weitere Überleben der Insassen zu ermöglichen.
    »Heiße Tage können in unserer kleinen Praxis ziemlich tödlich sein.«
    Tödlich. Alexa räusperte sich. Wie oft man unbewußt solche Begriffe benutzte!
    »Manchmal würde ich mir auch wünschen, daß die Chefin in größere Räume zöge. Der Bedarf ist auf jeden Fall da. Aber wenn, dann muß es auch das Richtige sein/ Die Arzthelferin legte Alexa vorsichtig den Gurt um, mit dem
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