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Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei
Autoren: Kathrin Heinrichs
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dauerte eine halbe Stunde, bis sie kamen. Ich hatte meine Übelkeit inzwischen wieder einigermaßen unter Kontrolle. Schwester Berthildis trat ins Zimmer. Sie war blaß und ernst wie wahrscheinlich alle, die derzeit im Haus waren.
    »Die Herrschaften von der Kripo möchten Sie sprechen, Herr Jakobs.«
    »Die Herrschaften« waren vor allem eine Frau. Eine Frau um die Fünfzig mit einem forschen Gesichtsausdruck. Sie trug eine helmartige Kurzhaarfrisur und auffallend blaue Ohrringe.
    »Marlene Oberste«, sagte die Dame, als sie auf mein Bett zukam. »Hauptkommissarin und Leiterin der Mordkommission im Fall Peuler. Das ist mein Kollege Kriminalkommissar Jan Vedder.«
    »Herr Jakobs, Sie waren einer der ersten, die die Leiche entdeckt haben«, die Hauptkommissarin nahm auf dem Besucherstuhl Platz. »Können Sie uns kurz erklären, warum Sie überhaupt hier sind.«
    Die Frage hatte etwas Provokatives. Mußte ich mich für meinen Krankenhausaufenthalt rechtfertigen? Ich versuchte, mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, und erzählte von meinen Bauchschmerzen und meiner gestrigen Aufnahme im Krankenhaus.
    »Ich sollte heute operiert werden«, erklärte ich.
    »Und wie kamen Sie in das Büro des Chefarztes?« Jetzt mischte sich auch el assistento ein.
    »Ich war gerade auf dem Weg zur Toilette«, erläuterte ich, »als ich auf dem Flur einen fürchterlichen Schrei hörte.« Ich erzählte und erzählte, wußte aber genau, daß meine Ausführungen nicht hilfreich waren. Schließlich hatte ich niemanden wegrennen sehen. Ich hatte keine Schritte gehört. Ich hatte einzig und allein das wahrgenommen, was auch Dr. Peulers Sekretärin und Schwester Berthildis gesehen hatten: einen toten Menschen, der in seiner eigenen Blutlache lag.
    »Dr. Peuler ist unmittelbar zuvor ermordet worden«, erklärte Jan Vedder. »Es ist erstaunlich, daß keiner von Ihnen den Mörder gesehen hat.«
    Mir selbst ging etwas anderes durch den Kopf. »Was war das für ein Kreuz?« Ich merkte selbst, daß meine Stimme ziemlich wacklig war.
    Marlene Oberste sah mich durchdringend an. »Das möchte ich von Ihnen wissen. Was war das für ein Kreuz?«
    »Es sah aus, als habe jemand dem Mann in den Rücken geritzt. Mit einem Messer. Mit einem extrem scharfen Messer. Da waren zwei Schnitte. Das Ganze sah aus wie ein Kreuz – ein Kreuz aus zwei gleich langen Strichen.«
    »Ich weiß, was Sie meinen.«
    »Was hat das für einen Sinn? Warum hat der Mörder da rumgeschnitten?«
    »Wenn wir das wüßten, wären wir um einiges schlauer.« Marlene Oberste sah nicht so aus, als ob sie sich mit mir darüber unterhalten wollte.
    »Wie ist er denn umgebracht worden, dieser Dr. Peuler? Ich meine, woran ist er gestorben? Doch nicht an dem Schnitt!«
    »Ein Schlag auf den Hinterkopf«, Jan Vedder war offensichtlich ein wenig auskunftsfreudiger. Um seine Aussage zu unterstreichen, formte er eine Faust und machte eine Bewegung zum Hinterkopf hin.
    »Aber doch nicht mit der Faust«, sagte ich aufgeregt. »Er kann doch nicht mit der Faust –«
    »Neben dem Opfer lag eine Skulptur auf dem Fußboden«, erklärte Jan Vedder, »na ja, Skulptur ist nicht das richtige Wort. Eher so ein Stein, etwas kleiner als ein Kegel und ziemlich schwer.« Die Hauptkommissarin verschränkte gut sichtbar ihre Arme vor der Brust. »Aus Marmor ist das Teil«, fuhr Vedder unbeirrt fort, »mit einer glatten Oberfläche und einem pyramidenförmigen Kopf. Keine Ahnung, wie so etwas heißt. Es soll ein Mitbringsel von einer Toskanareise sein. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Peuler damit der Schädel zertrümmert worden.«
    Instinktiv faßte ich mir an den Kopf.
    »Und das Kreuz?« fragte ich weiter. »Womit ist das Kreuz geritzt worden? Es muß etwas unglaublich Scharfes gewesen sein. Vielleicht ein Skalpell?«
    »Ermittlungen und Schlußfolgerungen überlassen Sie bitte der Polizei!« Jetzt mischte sich die Chefin wieder ein. »Stellen Sie sich vor, wir haben unseren eigenen Kopf zum Denken.« Die Kommissarin erhob sich. Nette Person, angenehmer Tonfall. Trotzdem mußte ich ja noch etwas loswerden.
    »Ach, ich hätte da noch was.«
    Marlene Oberste sah mich abschätzig an.
    »Ich weiß nicht, ob es mit dem Mord in Zusammenhang steht.« Mir schoß in den Kopf, daß mit diesen Worten sicherlich eine Menge Zeugenaussagen begannen. Dann berichtete ich in groben Zügen von meinem Gespräch mit Benno. Die Details wollte ich lieber ihm überlassen.
    »Benno Allhoff? Und er ist Zivildienstleistender
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