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Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei
Autoren: Kathrin Heinrichs
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reinschieben, rausschieben, Sachen besorgen, so der übliche Handlangerjob. Eine OP-Schwester mußte ersetzt werden, dafür war eine Krankenschwester von der Eins gekommen, und ich sollte zusätzlich aushelfen, weil mehrere OPs gleichzeitig liefen.«
    Ich wartete gespannt, was jetzt kommen würde.
    »Wir kriegten eine Not-OP rein, einen Motorradunfall. Wieder mal ein Ruhrpötter, der mit seiner Maschine die sauerländischen Kurven testen wollte. Auf jeden Fall wurde es hektisch im OP – ich sollte für die Anästhesie drei Ampullen Morphium heranholen, die schon im Vorbereitungsraum bereitlagen. Allerdings lagen dort nur zwei Ampullen, eine fehlte. Natürlich habe ich der Anästhesie sofort Bescheid gegeben, als ich die Ampullen abgab. Aber letztlich wurden doch nur zwei gebraucht, und im allgemeinen Trubel ging die Ampulle dann unter. Weil alles so hektisch war, habe ich zunächst mit niemandem mehr darüber geredet. Erst am nächsten Tag habe ich dann den Chef noch mal angesprochen.«
    »Du meinst Dr. Peuler?«
    »Genau!«
    »Und?«
    »Peuler hat sich ziemlich aufgeregt. Ich solle aus einer Mücke keinen Elefanten machen und so. Die Anzahl der Ampullen wäre dann eben von der Anästhesie falsch angegeben worden. So etwas passiere auch in gut geführten Häusern, aus kleinen Unachtsamkeiten heraus. Fertig. Aus. Basta. Ich war richtig verschreckt. Peuler war ein Mann, der wußte, was er wollte, aber eigentlich kein aufbrausender Typ. Deshalb war ich von seiner heftigen Reaktion ziemlich überrascht«
    »Vielleicht hat er einfach Streß gehabt?«
    »Ja, das habe ich mir natürlich auch gesagt. Immerhin lag Peuler ziemlich mit der Gynäkologie im Clinch. Da hatte er wahrscheinlich genug Ärger am Hals. Ich hätte die Sache auch längst vergessen, wenn sie nicht noch ein zweites Mal passiert wäre.« Benno scharrte auf dem Boden mit den Füßen herum. »Ein Patient klagte über Schmerzen und wollte ein Schmerzmittel haben. Schwester Beate, die gerade Dienst hatte, hat auf seiner Kurve nachgeguckt und festgestellt, daß er eine Stunde zuvor Dolantin bekommen hatte. Das sollte ich dem Patienten ausrichten. Der behauptete aber, er habe gar kein Schmerzmittel bekommen. Natürlich haben Beate und ich dann erstmal die Kurve studiert, um zu sehen, wer das Dolantin eingetragen hat Es war auf Dr. Peuler eingetragen, und da es sich um einen Privaten handelte, konnte das durchaus sein. Wir haben dem Patienten dann ein anderes Mittel gegeben, ein weniger starkes. Damit war er zufrieden, aber bei seiner Meinung ist er trotzdem geblieben. Er habe kein Dolantin bekommen, und Dr. Peuler sei am Nachmittag gar nicht mehr bei ihm gewesen.«
    »Habt ihr den Chefarzt erneut angesprochen?«
    »Ja, ich habe mich am nächsten Tag an ihn gewandt und den Fall geschildert. Peuler hat sich alles angehört und dann gesagt, er habe dem Patienten tatsächlich das Dolantin verabreicht. Offensichtlich habe der es vergessen. Auf Jeden Fall wollte er sich darum kümmern und noch mal mit dem Patienten sprechen. Damit war der Fall eigentlich erledigt.«
    »Eigentlich?«
    »Na ja, Beate hat anschließend den Tag noch mal rekonstruiert und festgestellt, daß Dr. Peuler an besagtem Nachmittag gar nicht mehr im Haus war. Wie soll er dem Patienten dann das Schmerzmittel gegeben haben?«
    »Seltsam, ja.«
    »Und das ist immer noch nicht alles. Kurz darauf hat sich Beate noch mal an mich gewandt. Beate ist praktisch die stellvertretende Stationsschwester. Sie hat einen ganz guten Überblick. Und sie meinte, in letzter Zeit sei der Verbrauch an morphinhaltigen Präparaten angestiegen. Natürlich kann so etwas je nach Patientenbelegung passieren. Bei vielen schweren Fällen ist auch der Verbrauch an starken Schmerzmitteln hoch. Außerdem verschreibt jeder Arzt anders. Der eine bevorzugt diese Mittel, der andere jene. Nur im Zusammenhang mit unseren vorherigen Erlebnissen ist es Beate aufgefallen. Sie muß öfter den Bestand aufstocken als früher, glaubt sie.«
    »Und jetzt denkst du, die Sache könnte mit Peulers Tod zusammenhängen?«
    »Liegt das nicht nahe?« Benno war jetzt sehr erregt
    »Was ist denn das überhaupt für ein Zeug, über das wir hier reden? Morphium klar, das kennt man als starkes Schmerzmittel – aber dieses Dolodingsda. Hat es denselben Wirkstoff?«
    »Es geht hier um Medikamente, die Morphine enthalten - Morphium ist unter den morphinhaltigen Mitteln der gängigste Wirkstoff«, Benno scharrte unruhig mit den Füßen.
    »Morphine werden
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