Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KR159 - Ich kannte den Mörder

KR159 - Ich kannte den Mörder

Titel: KR159 - Ich kannte den Mörder
Autoren: Ich kannte den Mörder
Vom Netzwerk:
wen sollte überhaupt geschossen werden?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Keine Ahnung. Ich konnte nur den Lauf sehen und einen maskierten Kopf, und den auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Wohin gezielt wurde, kann ich beim besten Willen nicht sagen, denn ich nahm mir nicht die Zeit, die Schußrichtung zu verfolgen.«
    Phil nickte nachdenklich.
    »Ich konnte auch nicht sehen, wohin gezielt wurde. Aber ich sah das maskierte Gesicht, als ich dir das erste Mal ans Schienbein klopfte.«
    »Wie sah die Maske aus?«
    »Es war ein Seidenstrumpf mit eingeschnittenen Löchern für die Augen.«
    »Ich habe das Gefühl, wir werden in den nächsten acht Tagen noch einiges erleben, Phil. Wir werden die Augen offenhalten müssen.«
    »Und das nennt der Mensch Urlaub!« stöhnte Phil. »Erst benimmt sich ein Diener so, daß man Lust bekommt, dem Kerl einmal mit der Faust Manieren beizubringen, dann taucht plötzlich eine Maske hinter dem Fenster auf und droht mit einer Pistole. Schöne Zustände! Abgesehen von der mehr als merkwürdigen Einladung nach hier.«
    ***
    Wir nahmen diesmal natürlich nicht wieder den Weg durch das Fenster, sondern gingen um das Haus herum zur Vordertür. In der Empfangshalle winselte Rex, die große Dogge des Hausherrn.
    Es war ein wunderschönes Tier. Wir hatten gleich nach unserer Ankunft Freundschaft mit ihm geschlossen. Er kaum jaulend auf uns zu und versuchte an mir hochzuspringen.
    »Was mag er haben?« fragte Phil. »Mit ihm stimmt doch etwas nicht!«
    Der Hund rutschte von meiner Brust herab und fiel mit den Vorderpfoten auf den Boden. Er schwankte und machte ein paar krampfartige Bewegungen, dann kippte er plötzlich um. Sein Atem ging sehr unregelmäßig.
    »Mit dem Kerl ist irgend etwas!« sagte Phil.
    »Du merkst auch alles«, meinte ich wütend und bückte mich über das Tier.
    Ich sah ihm in den Rachen. Er blutete aus der Zunge und dem oberen Gaumen. Beim zweiten Blick fiel mir etwas Glitzerndes auf.
    »Halt ihm die Schnauze auf!« sagte ich zu Phil und streifte mir den rechten Ärmel hoch. Ich langte vorsichtig in das Maul des Hundes und zog zwei kleine Glassplitter hervor.
    »Was hältst du davon?«
    »Glas, sehr dünnwandig, stark gewölbt«, erklärte Phil. »Woher mag das Zeug kommen?«
    »Keine Ahnung. Aber ich werde versuchen, es festzustellen.«
    Phil sah mich entgeistert an.
    »Willst du auch noch dem Hund nachlaufen, um zu beobachten, welche Dummheiten der Kerl macht?« fragte er.
    »Ich glaube nicht, daß der Hund so dämlich ist, Glas zu fressen«, antwortete ich nachdenklich. »Im übrigen ist der arme Kerl bereits tot. Glaubst du, daß er an der kleinen Wunde im Rachen gestorben ist?«
    Phil sah überrascht auf die Dogge.
    »Tatsächlich!« knurrte er wütend.
    In diesem Augenblick kam der zweite Diener aus dem Speisesaal mit einem Tablett abgeräumter Schüsseln.
    »Hallo, George!« rief ich ihm zu. »Kommen Sie doch mal her!«
    »Sehr wohl, Sir.«
    George kam heran in all seiner steifen Würde. Der Gastgeber hatte uns schon bei der Ankunft von seinem echten englischen Diener erzählt. So etwas von Würde hätten wir noch nicht gesehen. Ich mußte ihm recht geben. Wenn George ging, sah es aus, als habe er einen Ladestock aus vorsintflutlichen Zeiten verschluckt, so kerzengerade war sein Rücken.
    »Haben Sie dem Hund in den letzten Minuten etwas zu fressen gegeben, George?« erkundigte ich mich.
    »Nein, Sir.«
    »Könnte sonst jemand ihm etwas gegeben haben?«
    »Kaum, Sir, denn er bekommt in einer dreiviertel Stunde sein Abendfutter. Punkt zwanzig Uhr, Mister Morris hat es so bestimmt.«
    »Der Hund hat aber irgend etwas gefressen.«
    George sah erst jetzt, daß der Hund zu unseren Füßen lag.
    »Mein Gott!« rief er erschrocken aus. »Ist etwas mit der Dogge?«
    Ich nickte langsam.
    »Sicher«, sagte ich. »Der arme Kerl ist tot.«
    »Aber – das ist doch ganz unmöglich!« stammelte George entsetzt. »Mister Morris wird sehr bewegt sein, denn es war sein Lieblingstier.«
    »Danach pflegt der Tod im allgemeinen nicht zu fragen.«
    »Ich verstehe es gar nicht!« jammerte der Diener. »Der Hund war doch kerngesund! Mister Morris wird mir sicher Vorwürfe machen, denn ich bin für die Pflege der Dogge zuständig.«
    »Jetzt können Sie sich höchstens noch für die Beerdigung zuständig fühlen«, sagte ich und sah mir nachdenklich die beiden kleinen Glassplitter an, die ich dem Hund aus der Zunge herausgezogen hatte. »Verdammt, George, nun denken Sie mal genau nach!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher