Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KR159 - Ich kannte den Mörder

KR159 - Ich kannte den Mörder

Titel: KR159 - Ich kannte den Mörder
Autoren: Ich kannte den Mörder
Vom Netzwerk:
auch Angst haben, wenn ich annehmen müßte, daß es mir an den Kragen geht.«
    »Und trotzdem rennen Sie den Gangstern nach?«
    »Wissen Sie«, erklärte ich ihm, »in solchen Fällen kommt man ja kaum zum Nachdenken, deshalb spürt man die eigene Angst nicht. Angst haben wir alle. Nur Dummköpfe haben keine Angst, weil sie zu dumm sind, um die Gefahren erkennen zu können, in denen sie schweben. Helden ohne Angst gibt es nicht.«
    Hotcher sah mich dankbar an.
    »Das beruhigt meine Minderwertigkeitskomplexe ein bißchen«, lächelte er.
    ***
    Die Boote der Polizei brachten uns ans Festland.
    Einige Wochen später fand der Fall Borton seinen endgültigen Abschluß vor Gericht.
    Miß Merker erhielt wegen Begünstigung von Verbrechen sowie wegen versäumter Anzeigepflicht in einem besonders schweren Falle — sie hatte ja gewußt, daß Stay in Wirklichkeit ein steckbrieflich gesuchter Mörder und Verbrecher übelsten Formats war — eine Strafe von sechs Monaten Gefängnis, die ihr aber auf Bewährung ausgesetzt wurden, weil sie sich bisher nie etwas hatte zuschulden kommen lassen.
    Miß Horace wurde wegen doppelt geplanten und einfach ausgeführten Mordversuches zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Ich hatte ihren Fall verschweigen wollen, aber sie hatte Anzeige gegen sich selbst erstattet. Mir tat sie im Grunde leid, aber ich konnte es nicht ändern. Drei Tage nach der Urteilsverkündung gelang ihr im Gefängnis ein Selbstmordversuch.
    Der große von den beiden sogenannten Gärtnern war noch der harmloseste Gangster gewesen. Ihm konnte die Beteiligung an zwei Raubüberfällen und an einem Bankeinbruch nachgewiesen werden, die er auch eingestand. Er erhielt sechs Jahre Gefängnis und meinte nach der Urteilsverkündung nur:
    »Wenigstens wieder geregelte Versorgung!«
    Mit Morris und dem Zwerg aber gab es noch einiges Aufsehen. Nach endlosen Untersuchungen und Verhören konnten sie endlich identifiziert werden.
    Borton hatte Morris seit Jahren als Unterführer seiner Gang in Detroit gehabt. Allein in den Jahren 1956 bis 1958 wurden Morris und seiner Abteilung in Detroit vierzehn Raubüberfälle, zweiundzwanzig schwere Einbrüche, neun Morde und eine ganze Reihe anderer Delikte zur Last gelegt, Morris leugnete hartnäckig alles ab. Da wurden ihm Mitglieder seiner Bande gegenübergestellt. Als man den Leuten sagte, daß Morris in der Zwischenzeit mit ihrer Beute ein vergnügtes Leben geführt hatte, wurden sie wütend und verpfiffen ihn. Da war es mit dem jovialen, wohlgenährten Morris vorbei. Er bekam die Höchststrafe, die ein amerikanisches Gericht verhängen kann: Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit und Verurteilung zum doppelten Tode. Ein Gnadengesuch von ihm wurde abgelehnt, und wenige Tage danach war er auch schon auf dem Elektrischen Stuhl.
    Dem Zwerg erging es ähnlich.
    Er war Unterführer der Bande in San Francisko gewesen. Auch auf seinem Konto stand eine so ungeheure Zahl von Verbrechen, daß er zur gleichen Strafe verurteilt wurde.
    ***
    Am Morgen nach der Beendigung des Prozesses saßen Phil und ich friedlich in unserem Häuschen beim Frühstück, das uns ausgezeichnet schmeckte.
    Phil konnte natürlich seine Unart nicht lassen und mußte beim Frühstück die Morgenzeitungen lesen. Sie waren voll von den Berichten über die Borton-Gang.
    Plötzlich stieß er einen Schrei aus und rief:
    »Sie dir das an! Sieh dir das an!«
    Ich griff mir das Blatt.
    Auf der Gerichtsseite war eine große Karikatur abgedruckt. Sie zeigte einen dicken Mann, der von einem dünnen Mann umarmt wurde. Der dünne Mann hielt eine überdimensionale Whiskybuddel in der Hand und machte ein alkoholseliges Gesicht. Auf den Bauch des Dicken hatte die Zeitung zur Erklärung geschrieben »Gangster Morris« und bei dem Dünnen stand »G.-man Decker.«
    Die Karikatur war jene, die Miß Merker gezeichnet hatte, und die Köpfe der beiden waren ausgezeichnet getroffen. Das Bild aber trug die herrliche Unterschrift:
    »Bundeskriminalpolizei in lebensgefährlichem Einsatz!«
    Mein Gelächter hallte noch lange durch unser friedliches Häuschen, während Phil mit beleidigter Miene düster in seiner Kaffeetasse rührte…
    ENDE
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher