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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
Autoren: Petros Markaris
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Grillfleisch in Fischtavernen und Ausflugslokalen essen gehen und auch die Polizei aufgrund des Feiertags auf Sparflamme agiert.
      Ich beschließe, mir einen vollkommen arbeitsfreien Sonntag zu gönnen. Das Mobiltelefon schalte ich ab und Adriani zwinge ich - unter nahezu polizeilicher Gewaltanwendung - in den Mirafiori. Denn sonst weigert sie sich stets standhaft und nimmt hundertmal lieber ein Taxi oder den Bus, weil sie fürchtet, daß der Mirafiori mitten auf der Strecke liegenbleibt und sie gezwungen sein könnte, die Karre zu schieben. Ich fahre ohne konkretes Ziel in Richtung Meer. Am Autobahndreieck Faliro biege ich mechanisch nach Piräus ab, und so landen wir am Mikrolimano. Die meisten Lokale sind Pseudotavernen oder Touristenkaschemmen, aber mein Sinn steht nicht nach lukullischen Genüssen. Ich begnüge mich mit ein paar Barben vom Grill, und Adriani, die Meerbrasse bestellt hat, findet Gelegenheit zum Nörgeln, da ihr Fisch hart und trocken geraten ist und ihrer Meinung nach ganz Griechenland voller gerissener Geschäftsleute ist, die einen bei jeder Gelegenheit - vom Wochenmarkt bis zu den touristischen Fischtavernen - nach Strich und Faden betrügen.
      Die Rückfahrt gerät zum Martyrium, wir stecken in einer riesigen Autoschlange voll von satten Fischessern, zu denen wir auch gehören, und kriechen in Richtung Syntagma-Platz. Adriani verwendet eine der Sonntagszeitungen als Fächer, während sie genervt feststellt, daß ein Sonntag der ungeeignetste Tag für einen Mittagsausflug ist.
      »Alle, die vor und hinter uns dahinrollen, werden deine Ansicht teilen«, sage ich.
      »Wieso gehen sie dann aus?«
      »Weil Athen an den Sonntagen im Sommer heiß wie ein Dampfkessel ist und alle das kühlste Plätzchen suchen.«
      Auch am Nachmittag lasse ich mein Handy ausgeschaltet und erkläre Adriani, ich sei für keine Anrufer außer Katerina und Fanis zu sprechen. Dann vertiefe ich mich in die Sonntagsausgaben der Zeitungen, und am Abend schlage ich ihr einen Kinobesuch vor.
      »Was ist denn in dich gefahren, daß dich heute nichts in der Wohnung hält?« fragt sie mich erstaunt.
      »Erstens ist es unerträglich heiß, und ich halte es zu Hause trotz der Klimaanlage nicht aus, und zweitens habe ich Lust, die Open-Air-Kinosaison zu eröffnen.«
      Den dritten Grund, daß ich ungeduldig die Stunden bis zum nächsten Morgen zähle, bis ich Sachos Kommatas besuchen kann, behalte ich für mich.
      Nun ist es neun Uhr morgens, und ich biege von der Marathonos-Straße auf den Drossias-Stamatas-Boulevard. Ganz bewußt habe ich mich frühmorgens auf den Weg gemacht, um der Gluthitze zu entgehen und frisch zu sein, wenn ich Kommatas begegne. Denn so, wie ihn mir Thodoris beschrieben hat, muß Kostaras im Vergleich zu ihm ein sanftes Lämmchen sein.
      Um neun Uhr morgens wirkt Drossia noch ziemlich verschlafen. Ob die Leute blaumachen oder es ihnen schlicht zu heiß ist, bleibt dahingestellt. Vermutlich ist es der Tatsache zuzuschreiben, daß Athen zehn Kilometer vom Zentrum entfernt zur Provinz verkommt und hier sein Puls langsamer schlägt. Die Läden öffnen spät, die Leute bewegen sich gemächlich, und die Autos fahren noch gemächlicher, da die Straße zum Strand von Marathonas stark befahren ist. Und ich komme ins Schwitzen.
      Als ich den Drossias-Stamatas-Boulevard hinter mir lasse, bin ich verwirrt. Es kommt mir vor, als würde ich Richtung Meer fahren, obwohl kein Salzgeruch in der Luft liegt. Ich bleibe vor einem Lieferwagen mit Melonen stehen und frage den Typen, wie ich nach Amygdalesa komme.
      »Da bist du hier ganz falsch. Du mußt zurückfahren«, sagt er und erklärt mir den Weg.
      Ich wende und fahre zurück, immer den Anweisungen folgend, die mir der Fahrer des Lieferwagens gegeben hat. Kaum bin ich aus Stamata draußen, erblicke ich rechts das Häuschen. Es sieht tatsächlich einem Bahnwärterhäuschen ähnlich und bildet einen schreienden Gegensatz zum Nachbarhaus, das einen halben Kilometer entfernt liegt: eine Villa mit kanariengelb gestrichenen Seitenflügeln und einem Mittelteil aus Naturstein, an dessen Fensterchen die Dame des Hauses stehen und mit dem Taschentuch winken kann. Vor den beiden Häusern - der Burg des Robin Hood und der Hütte des Hanswurst - erstreckt sich ein Feld mit vertrockneten Gräsern und Disteln.
      Ich lasse den Mirafiori am Ende der Straße stehen und gehe zu Fuß weiter. Die Disteln stechen mich durch die Socken hindurch, und
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