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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
Autoren: Petros Markaris
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nachdenklich verspeist.
      »Diese Geschichte mit dem Kochen hat vielleicht auch ihr Gutes«, meint sie, als sie ihr Eis fertig gegessen hat.
      Alle Menschen verfügen über Selbstschutzmechanismen, Adriani darüber hinaus auch über einen Selbsttröstungsmechanismus. Sie findet stets einen Weg, sich über eine Enttäuschung hinwegzuhelfen. Dieses Talent hat uns im Laufe unseres Ehelebens in unzähligen Krisen gerettet.
      »Ja?« ermuntere ich sie.
      »Vielleicht hat sie beschlossen, Fanis zu heiraten, und übt sich jetzt darin, beim Kochen seinen Geschmack zu treffen.«
      »Wahrscheinlich hast du recht«, sage ich, um das Thema zu beenden und sie in hoffnungsfroher Erwartung nach Hause zurückzubringen. Und tatsächlich geht sie ganz in diesem Gedanken auf, denn bei Fanis' Eintreffen ist sie wieder die alte.
      »Hast du Katerina das Kochen beigebracht?« frage ich Fanis, als wir beide einen Augenblick alleine bleiben.
      »Nein, sie hat es sich selbst beigebracht. Ich war nur das Versuchskaninchen. Seid auf jeden Fall nicht zu streng mit ihr, denn seit drei Tagen ist sie schon nervös.«
      Zu Unrecht, denn ihr Essen ist vielleicht nicht perfekt, aber durchaus passabel. Sie hat bei den grünen Bohnen etwas zu viel Öl erwischt, weil sie fürchtete, daß sie ihr zu wäßrig geraten, und die Hackfleischbällchen haben einen Tick zu viel Kreuzkümmel abbekommen.
      »Du hast ein gutes Händchen, mein Kind«, sagt Adriani zu ihr. »Sowohl die grünen Bohnen als auch die Hackfleischbällchen sind wunderbar gelungen. Man sagt doch, Autodidakten hätten mehr Erfolg im Leben, und das stimmt auch«, fügt sie als philosophisches Diktum hinzu.
      »Es ist nur ein bißchen zuviel Kreuzkümmel dran«, bemerkt Fanis und bestätigt meinen Eindruck.
      »Fanis war mein Vorkoster. Das werde ich ihm mein Lebtag nicht vergessen«, meint Katerina, begeistert von so viel Lob.
      »Wie hast du das überstanden?« frage ich ihn. »Das kommt einer Strafversetzung gleich.«
      »Nicht doch, sie hat schnell gelernt. Nur einmal war ich der Verzweiflung nahe und habe ihr gesagt: >Mädchen, warum gehst du nicht zu deiner Mama und lernst bei ihr kochen? Dann wäre uns allen geholfen.<«
      »Das war, als ich drei Koteletts hintereinander verkohlt habe«, erklärt Katerina lachend.
      »Jedenfalls, Adriani, auf eines gebe ich dir mein Wort: Ich mache ihr keinen Heiratsantrag, bevor sie mir nicht gefüllte Tomaten zubereitet hat.«
      »Fanis, um Himmels willen! Soll sie erst mit vierzig heiraten? Wann soll sie dann Kinder kriegen!«
      »Deine spitze Bemerkung hast du dir doch nicht verkneifen können«, sagt Katerina zu ihr, und just in diesem Moment läutet das Telefon.
      Ich stehe auf, um abzunehmen, und innerlich flehe ich darum, daß weder Gikas noch Stathakos, noch einer meiner Assistenten dran ist, um mir die gute Laune zu verderben. Mein Flehen wird erhört, denn Sissis ist am Apparat.
      »Gestern abend habe ich im Fernsehen gesehen, daß ihr ihn gefaßt habt.«
      »Ja, wir haben ihn«, entgegne ich so neutral wie möglich.
      »Interessierst du dich immer noch für die Angehörigen der Sicherheitsbataillone?«
      Tue ich das tatsächlich? Einerseits möchte ich diese Geschichte so schnell wie möglich vergessen. Andererseits juckt es mich zu erfahren, wer hinter alldem steckt. Vielleicht hege ich die heimliche Hoffnung, ihnen - genauso wie Perandonakos - auch den Anstifter der Morde zu liefern. Vielleicht will ich aber auch gar nichts beweisen, sondern tue es, was auch das Naheliegendste wäre, einfach aus Neugier.
      »Ja, ich interessiere mich immer noch dafür.«
      »Dann komm gegen sieben bei mir vorbei, dann stelle ich dir einen Freund von mir vor.«
      Gerade genoß ich noch sorglos das familiäre Beisammensein, und nun drängt sich mir der Gedanke an das bevorstehende Treffen auf und läßt mich teilweise abwesend wirken. Dazu trägt auch die Tatsache bei, daß Katerina ihre Zukunftspläne offenbart, die sie mir bereits dargelegt hat. Daher muß ich mich nicht hundertprozentig auf den Familientisch konzentrieren. Katerinas Pläne finden ohnehin allgemeine Zustimmung, so daß ich mich nur den Beifallsbekundungen anschließen muß.
      Als ich nach sechs Uhr nach Nea Philadelphia aufbreche, kocht Athen vor Hitze. Die Straßen sind wie leergefegt. Die Athener ruhen sich für ihre samstagabendlichen Rendezvous aus. Nach einer halben Stunde etwa lange ich in der Ekavi-Straße
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