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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
Autoren: Petros Markaris
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auf dem Nachhauseweg. Sie hat meine Beziehung zu Gikas wieder ins rechte Lot gerückt und wieder zurück auf die Grundlage des Argwohns gestellt. Die Periode der Vertraulichkeiten und der gegenseitigen Unterstützung war eine Anomalie, die mich nur eingelullt hat. Denn wenn ich weiterhin argwöhnisch geblieben wäre, hätte ich ihm nichts von Perandonakos erzählt. Ich hätte ihn überwachen lassen und Gikas die beiden Festnahmen zusammen serviert.
      Ich treffe Adriani vor dem Fernseher an, während ein wahrer Regen von Werbespots über sie hereinbricht.
     
     

* 49
     
    Ich sitze mit Adriani in der Küche und trinke meinen Kaffee. An den gestrigen Tag versuche ich so wenig wie möglich zu denken, und zum Teil gelingt es mir sogar. Vielleicht weil ich die ganze Nacht über kein Auge zugetan habe und meine Denkkraft erschöpft ist. Oder vielleicht weil heute Samstag ist und die ganze Familie mit Fanis zusammen essen wird. Die bittere Pille, daß selbst die Tätigkeit der Polizei von der Werbeindustrie diktiert wird, muß ich alleine schlucken.
      Adriani ist schweigsam, wie jeden Samstagmorgen, weil all ihre grauen Zellen damit beschäftigt sind, sich das bevorstehende Menü für Fanis auszudenken. Vergeblich versucht Katerina sie davon zu überzeugen, daß sie sich nicht den Kopf zerbrechen soll, weil Fanis alles ißt.
      »Einmal in der Woche bekommt er was Anständiges, Katerina. Sollte er das nicht genießen?«
      Ihre Entscheidungsfindung beginnt stets mit einem Rückblick. »Am vorletzten Samstag habe ich ihm Auberginen Imam zubereitet, am vergangenen Samstag Kalbsgulasch mit Reisnudeln im Tontopf.« Dann folgt ein großer Rundgang durch das Kochbuch, und gegen halb zehn ist sie bereit zum Einkaufen.
      Genauso zelebriert sie es auch heute, doch ihr Aufbruch wird durch Katerinas Eintreffen unterbunden, die mit zwei Einkaufstüten aus dem Supermarkt in die Küche tritt. Katerina geht üblicherweise nicht aus freien Stücken für den Familientisch einkaufen, so daß ihr Erscheinen mit zwei Supermarkt-Tüten bereits an sich außergewöhnlich ist.
      »Mama, kannst du mir die Küche abtreten?« fragt sie ihre Mutter.
      Adriani dreht sich zu mir und starrt mich an. »Was willst du denn hier drin?« fragt sie ihre Tochter.
      »Kochen.«
      »Kochen? Du?«
      »Ja. Ich möchte euch ein paar Entscheidungen für meine Zukunft mitteilen und auch das dazugehörige Essen zubereiten.«
      »Und wo hast du kochen gelernt?«
      »Bei Fanis.«
      Adriani sitzt sprachlos mitten in der Küche und blickt auf ihre Tochter. Ehrlich gesagt, traue auch ich meinen Ohren nicht.
      »Na gut, Katerina, jahrelang habe ich dir immer wieder angeboten, dir das Kochen beizubringen, und dann gehst du hin und lernst es hinter meinem Rücken bei Fanis?«
      »Ja, weil du mich unter Druck setzt. In Fanis' Küche habe ich das eine Essen anbrennen lassen, das andere in den Müll geworfen und vor Wut ganze Kochbücher zerfetzt, bis ich schließlich doch etwas gelernt habe.« Adriani blickt sie an und ringt nach Worten. »Laßt mich jetzt also anfangen, denn ich bin nicht von der schnellen Truppe, sonst bin ich nicht rechtzeitig fertig.«
      »Was willst du denn machen?« frage ich sie.
      »Grüne Bohnen in Öl und Hackfleischbällchen.«
      Ich nehme Adriani am Arm und geleite sie ins Wohnzimmer, während Katerina hinter uns die Küchentür schließt. Adriani läßt sich mit leerem Blick aufs Sofa plumpsen.
      »Was sagst du dazu? Ich biete ihr an, ihr ein paar Gerichte beizubringen, und sie lernt hinterrücks kochen, weil ich sie angeblich unter Druck setze?«
      Wie könnte ich es wagen, ihr zu sagen, daß ich Katerina verstehe und daß sie des öfteren ihre Mitmenschen unter Druck setzt? Ich muß mich nur daran erinnern, was ich während meiner Krankheit mitmachte, doch ich schweige lieber. Zwei Tragödien hintereinander - die eine beruflicher Natur gestern abend und die andere familiärer Natur heute morgen - wären zuviel für mich. So schlage ich ihr vor, einen Kaffee trinken zu gehen. Damit verfolge ich zwei Ziele: Zum einen möchte ich sie beruhigen, zum anderen davon abhalten, vor lauter Neugier alle fünf Minuten an der Küchentür zu erscheinen und Katerina auf die Nerven zu gehen.
      Daher begeben wir uns in ein Cafe auf dem kleinen Platz vor der Lazarus-Kirche. Ich bestelle einen süßen Mokka, den ich schweigend trinke, und Adriani zwei Eiskugeln - Pfirsich und Erdbeer -, die sie
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