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Korvals Nemesis (German Edition)

Korvals Nemesis (German Edition)

Titel: Korvals Nemesis (German Edition)
Autoren: Sharon Lee , Steve Miller
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die Schüssel und schob diese beiseite.
    »Nun werde ich nach den Wunden schauen. Sie können danach schlafen – oder auch einschlafen, während ich Sie untersuche, ich wäre nicht beleidigt. Ich möchte, dass Sie später etwas Brei essen, aber erst kommt der Schlaf.« Sie hob die Bettdecke von seiner linken Seite und griff nach vorne. »Das könnte jetzt etwas wehtun. Fühlen Sie sich frei, zu schimpfen und zu schreien!«
    Tatsächlich tat es höllisch weh, obgleich ihre Hände leicht und sicher waren. Pat Rin schloss seine Augen und konzentrierte sich darauf, die Reihenfolge der Bücher in den Regalen im Arbeitszimmer seiner Mutter zu memorieren, beginnend vom obersten Regal bis ganz nach unten.
    Er war gerade erst beim zweiten Regal, als Kazi wieder sprach.
    »Die sehen beide gut aus.« Er öffnete seine Augen und sah in ihr Gesicht. Sie lächelte und nickte. »Warum schlafen Sie jetzt nicht ein wenig? Ich werde bald mit so etwas wie Abendessen zurück sein!«
    Schlaf. Seine schweren Augenlider schlossen sich. »Danke«, sagte er – wollte er sagen – und ließ sich vom schwarzen, samtigen Strom des Schlafs forttragen.
        

Tag 355,
Standardjahr 1392,
Hamilton Street,
Surebleak
    •  •  •  •  •
     
    »Boss?« Gwince blieb im Türrahmen des Wohnzimmers stehen, das Pat Rin von Penn Kalhoon zur Nutzung überlassen worden war. »Boss Melina Sherton ist hier, um Sie zu sehen.«
    Er sah von dem Buch auf, in dem er gerade gelesen hatte – eine Verbeugung vor Kazis beharrlicher Forderung, dass er zwischen zu empfangenden Besuchern ausruhen solle. Melina Sherton regierte über ein großes Gebiet, das recht weit von seinem aktuellen Standort entfernt war. Es lag in der Nähe des schon fast mythischen Landes , dem Ort, wo es frisches Gemüse, Felder und Weinberge gab.
    »Bitte führen Sie Ms. Sherton hinein«, sagte er und legte das Buch fort, »und bitten Sie Dani, uns Erfrischungen zu bringen.«
    »Ja, Sir.«
    Pat Rin richtete sich in seinem Stuhl bedachtsam auf, war vorsichtig mit seinem Arm in dem ungewohnten festen Verband. Ein Stock lehnte am Tisch an seiner Seite, noch eine Konzession in Bezug auf die Anordnungen der Ärztin.
    Er hatte natürlich nicht allen Befehlen gehorcht, obgleich er sich durchaus anstrengte, vernünftig zu sein. So wohnte er immer noch als Gast im Hause von Penn Kalhoon, anstatt wieder zu seinem Heimatgebiet zurückzukehren oder mit Cheever McFarland auf Tour zu gehen.
    Leichte Schritte ertönten auf dem Gang. Pat Rin wandte sein Gesicht dem Eingang zu und neigte seinen Kopf, als sein Gast eintrat.
    »Ich hoffe, Sie vergeben mir, dass ich sitzen bleibe«, murmelte er. »Es ist kein mangelnder Respekt vor Ihrer Person.«
    Dünne, rötliche Augenbrauen hoben sich über braune Augen.
    »Ich denke, dass ein Mann, der vor sechs Tagen mit zwei Kugeln im Körper zu Boden gegangen ist, durchaus ein Recht darauf hat, so lange sitzen zu bleiben, wie es ihm gefällt«, sagte sie. Ihre Stimme war stark und voller Gefühle, ihr Körper eher dünn, das Gesicht lang und knochig. Sie nickte.
    »Melina Sherton. Ich regiere das Gebiet hinter Ira Gabriel.«
    Boss Gabriel hatte Pat Rin am gestrigen Nachmittag besucht, einer von dreien an jenem Tag, im Gegensatz zu nur zweien am Tag zuvor. Er hatte sich als vernünftiger Mann entpuppt, bereit zu einer Vereinbarung. Sie hatten sich in Freundschaft getrennt. Ira hatte ein Portakom in seiner übergroßen Faust mitgenommen.
    »Ich habe Boss Gabriel getroffen«, sagte Pat Rin zu Melina Sherton. »Ein ausgezeichneter Mann.«
    »Er weiß, was gut fürs Geschäft ist«, gab sie zu, kam nach vorne und setzte sich in einen Sessel gegenüber. »Ich habe mit Ira seit acht Jahren zu tun; er ist ein Mann, der an die Hafenstraße glaubt, genauso wie Sie. Ich vermute, darüber haben Sie gesprochen.«
    »In der Tat. Und Sie selbst?«
    Sie blinzelte. »Ich?«
    »Ja. Glauben Sie an die Straße? Ich vermute, dass deren Öffnung Schwierigkeiten für Sie bedeuten würde, so, wie Ihr Gebiet liegt.«
    »Weil eine gute Straße in beide Richtungen führt, meinen Sie.« Sie neigte ihren Kopf zur Seite und betrachtete ihn. »Ich habe darüber nachgedacht – eine ganze Weile sogar, wenn Sie es wissen wollen, denn ich habe ein Interesse an den Grenzfarmen und dem Handel weiter hinaus ins Land. Und ich habe entschieden …«
    Zu diesem Zeitpunkt erschien Dani mit einem Tablett, das sie schnell und leise auf dem Tisch abstellte. Mit sicheren Händen goss sie ein, für
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