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Korvals Nemesis (German Edition)

Korvals Nemesis (German Edition)

Titel: Korvals Nemesis (German Edition)
Autoren: Sharon Lee , Steve Miller
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aus Sehnsucht und Verzweiflung. »Lady, ich bin nicht –«
    »Nein, ich bestehe darauf« Sie hob tadelnd einen Finger. »Sie haben das Geschenk gebracht, also ist unsere Pflicht klar. So!« Sie brach eine der Kapseln vom Zweig. Die lag für einen Moment in ihrer offenen Handfläche, dann teilte sie sich ordentlich in zwei Hälften und zeigte einen plumpen, süß riechenden Kern.
    »Diese für den Gast.« Sie streckte die Handfläche aus und zwang ihn, die Nuss zu nehmen. »Und nun für mich.« Wieder lag die Kapsel einen Moment ruhig, ehe sie sich auf perfekte Weise teilte. Sie nahm den Kern aus seinem Nest, hob ihn an ihre Lippen und hielt inne. Silberne Augen fixierten ihn, schelmisch und sanft zugleich, als ob sie sowohl sein Verlangen wie seine Verzweiflung perfekt verstehen würde. »Essen, Denubia. Ich schwöre, es wird Ihnen sehr gut schmecken.«
    Denubia. Sie sollte ihn nicht so nennen, dachte er und nahm den Kern aus seiner Nusshälfte. Er war nicht der angemessene Empfänger der Kosenamen einer Liaden-Lady. Vorsichtig steckte er den Kern in seinen Mund – und keuchte, als ein Geschmacksaufruhr an seiner Zunge explodierte, und das gleich mehrfach. Seine Augen begannen, seltsame Muster im Äther auszumachen, seine Ohren vernahmen eine Musik hinter der Stille und sein verräterischer, untreuer Körper schrie die Lücken in seiner Vollständigkeit laut heraus.
    Er keuchte erneut, als diese Wahrnehmungen nachließen, obgleich sie nicht ganz verschwanden. Es schien ihm, als könne er immer noch die Linien von Macht und Wahrscheinlichkeit erkennen, die sich um ihn herum in der Luft trafen. Das leise Summen der Musik zitterte am Rande seiner Wahrnehmungsfähigkeit.
    »Sachte …« Ihre Stimme war – ihre Hand lag auf seinem Arm, was nicht sein durfte.
    »Lady, ich bitte Euch um Verzeihung …« Er konnte dies nicht erlauben, was auch immer dies eigentlich war. Es durfte so nicht weitergehen. Wenn er träumte, so sollte er erwachen. Jetzt. Er schloss seine Augen, er zog … irgendwie an diesen Linien, die er um sich herum wahrnahm, zog die eine auf diese Art, die andere auf jene …
    »Bleiben Sie gelassen, Pilot. Manchmal ist es besser, nichts zu tun.« Sie streichelte seinen Arm, zeichnete durch das vielfach geflickte Leder hindurch Linien aus Feuer auf seine Haut. Er beging den Fehler, seine Augen wieder zu öffnen und ihr Gesicht zu betrachten, die silbernen Augen besorgt und schelmisch zugleich. Die Fäden, die er gesammelt hatte, glitten aus seinem Griff. Die anschwellende Musik ließ wieder nach und wurde zu einem süßen Summen. Anthora lächelte.
    »Alles ist gut«, sagte sie, machte einen Schritt zurück und hielt ihm beide Hände entgegen. »Ihre Jacke, Pilot. Sie benötigen sie hier nicht.«
    Stimmt, dachte er, zog sie aus und legte sie zögerlich in ihre Hände.
    Sie hielt sie für einen Moment, als ob sie das Gewicht des Leders prüfen würde, dann schaute sie ihn wieder mit verwirrt hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Diese Jacke trägt viele Wunden.«
    »Geheilt«, sagte er ihr und versuchte, Leichtigkeit zu zeigen. »Wir sind beide gut genug geheilt. Diese Jacke hat mein Leben gerettet, Lady.«
    »Dann sei sie geehrt«, sagte sie, die silbernen Augen voll Ehrfurcht, und schüttelte die Jacke, als wolle sie einen Teppich vom Staub befreien. Dann legte sie diese über die Lehne eines Stuhls.
    Sie war sofort wieder bei ihm und es kam ihm so vor, als wäre der Raum heller geworden, denn er konnte die vollen Kurven ihres Körpers nun deutlich unter ihrem Hemd ausmachen.
    »Die Zeit wird knapp«, sagte sie, kam nahe und lächelte in seine Augen. »Darf ich um Ihren Kuss bitten, Ren Zel?«
    Er war zu keinem anderen Zweck geboren worden, als sie zu küssen. Und er kam zu spät zu ihr, denn er war tot und es war jenseits ihrer beider Kraft, ihn zu heilen. Er schüttelte den Kopf, wurde sich bewusst, dass sie die terranische Geste vielleicht nicht verstand, und murmelte: »Nein, Lady – ich bin ohne Clan. Ihr seid … Ich sollte nicht hier sein …«, beendete er seinen Satz hilflos.
    »Blödsinn!«, sagte sie auf Terranisch und grinste auf bewundernswerte Art. »Nun. Wollen wir ein anderes Fenster in der Festung versuchen. Sie werden erkennen, dass ich ganz ohne Schamgefühl bin, also: Da ich eine Lady bin und mich um mein eigenes Melant’i kümmere – wären Sie bereit, meinen Kuss zu ertragen?«
    Er sah in ihre silbernen Augen und wusste, dass er lügen sollte.
    »Niemals.«
    Ihr Grinsen wurde weich,
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