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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier
Autoren: Karen Hawkins
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ermutigte sie, allen möglichen Blödsinn zu lesen.“
    „Blödsinn, Mylord?“
    „Jede Menge politische Narreteien. Er starb, bevor ich sie kennenlernte, zum Glück. Sie neigte zu sehr extremen Ansichten, die nicht immer im Einklang mit ihrer Schönheit standen. “
    „Ja“, erwiderte Reeves, „Überzeugungen können wirklich unkleidsam sein.“
    Reeves warf seinem Butler einen scharfen Blick zu. „Was soll das heißen?“
    „Nichts, Mylord. Gar nichts.“
    „Pah! Pauline und ich haben uns irgendwann voneinander getrennt, aber ich habe ihr immer Geld für die Knaben geschickt.“ Der Earl runzelte die Stirn. „Verdammt, warum konnte Letty nicht ... aber nein. Das spielt nun keine Rolle mehr.“ Er sah Reeves bedauernd an. „Möglich, dass ich meine unehelichen Kinder nicht so oft besucht habe, wie ich es hätte tun sollen.“ Der Earl ließ sich das eine Weile durch den Kopf gehen und seufzte dann schwer. „Das lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern. Alles lief wie gesagt bestens, bis man Pauline des Verrats anklagte. Das war eine schlimme Sache.“
    Reeves schüttelte das Kissen seiner Lordschaft auf. „Gewiss haben Sie getan, was in Ihren Kräften stand, Mylord.“
    „Ich war gar nicht da, um ihr zu helfen. Wenn ich nicht im Ausland gewesen wäre ..." Rochester verstummte. Die Brust war ihm eng geworden.
    „Mylord?“ Reeves Stimme klang besorgt.
    „Ich war in Italien. Die Rückreise hat Wochen gedauert. Sobald ich an Land ging, habe ich um eine Audienz beim König nachgesucht, aber ... es war zu spät. Sie war in der Woche davor im Gefängnis gestorben, und die Knaben waren verschwunden. Einfach weg! Ich habe nach ihnen gesucht, konnte indes keine Spur finden. Bis Rochester presste die Lippen aufeinander.
    „Bis?“, hakte Reeves nach.
    „Bis ich Tristans Namen in der Zeitung las. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie entsetzt ich war - mein eigen Fleisch und Blut in der Zeitung, als wäre er ein gewöhnlicher Bürgerlicher.“
    „Ja, Mylord.“
    Der Earl versuchte ein Bild von seinen Söhnen heraufzubeschwören, brachte aber nur eine blasse Erinnerung zustande. „Ich glaube mich zu erinnern, dass es hübsche Jungen waren. Sie sahen sich kein bisschen ähnlich. “
    „Wenn sie nach Ihnen gerieten, waren sie gewiss sehr gut aussehend.“
    „Alle meine Kinder sehen sehr gut aus“, erklärte Rochester streng. Er hoffte, dass es stimmte.
    „Alle Ihre Kinder, Mylord?“
    Rochester blickte auf die Liste in seinen Händen. Auf seine Wangen war eine feine Röte getreten. „Der Tod ist so verdammt ungerecht! Hier liege ich, ein tonangebendes Mitglied der Gesellschaft, ein Freund des Prinzen, und was passiert?“ Zornig deutete er auf seine ausgemergelte Gestalt. „Das hier! Ich hätte nie gedacht, dass es einmal so weit kommen könnte.“
    „Jawohl, Mylord. Auf gut gekleidete Menschen ist der Tod einfach verschwendet.“
    Rochester kniff die Augen zusammen. „Spotten Sie etwa über mich?“
    „Niemals, Mylord. Ich finde es nur etwas beunruhigend, dass Sie anscheinend dachten, Sie würden nie sterben. Wir müssen alle sterben, Mylord. Alles andere wäre unnatürlich.“
    Der Earl ließ die Schultern hängen. „Ich weiß, ich weiß. Ich bin bloß ... verdammt, ich bin einfach noch nicht so weit. Ich wollte noch einen Ball zu Lettys Geburtstag abhalten, der Prinz hat versprochen zu kommen, das wäre der Triumph der Saison geworden ... aber für all das ist es jetzt zu spät, verdammt.“ Der Earl of Rochester reichte Reeves die Liste. „Hier. Das sind meine Kinder. Ich wollte selbst nach ihnen suchen, aber ... nun, es hat wohl nicht sein sollen.“ „Eine der Ironien des Lebens liegt wohl darin, dass man nie damit fertig wird. Egal, wie viel Zeit man zur Verfügung hat, sie wird gefüllt, immer wieder gefüllt.“ Reeves nahm das Papier. „Ich glaube nicht, dass es jemals genug Zeit geben kann. Für keinen. “
    „Nein, wohl nicht.“
    „Allerdings ...“ Reeves blickte auf die Liste. „Vielleicht sollte man manchen Angelegenheiten mehr Aufmerksamkeit schenken als anderen. Sie hatten uneheliche Kinder und haben Sie in all der Zeit, die ich Ihnen nun schon diene, kein einziges Mal erwähnt. “
    Rochester errötete. „Der Duke of Richmond hat angeblich zwölf illegitime Kinder. So viel sind neun doch gar nicht.“ „Hmm. Ist das derselbe, den Sie immer als den König der Hinterlist bezeichnen?“
    Düster beäugte Rochester seinen Butler. „Sie haben ein verflixt gutes Gedächtnis,
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