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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier
Autoren: Karen Hawkins
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was?“
    „Eben noch haben Sie mein Gedächtnis gepriesen, als Sie den Brandy getrunken haben.“
    Der Earl unterdrückte ein Lächeln. „Bitte versuchen Sie jetzt nicht abzulenken. Ich habe meinen Anwalt Mr. Dunstead gebeten, die Kinder zu suchen. Ich will jedem von ihnen etwas hinterlassen, vorausgesetzt, sie erweisen sich des Namens Rochester für würdig.“ Der Earl atmete tief durch. „Hier kommen Sie ins Spiel. Dunstead soll sie finden, aber Sie sollen kultivierte Menschen aus ihnen machen.“ „Kultivierte Menschen aus ihnen machen? Aber Mylord, das kann ich doch nicht ... “
    „Reeves, es ist wichtig.“ Unruhig rutschte Rochester im Bett herum. „Meine Kinder müssen gefügig gemacht werden. Sehen Sie, Tristan Paul Llevanth, der nächste Earl of Rochester, war früher mal Pirat.“
    Reeves blinzelte. Der Earl konnte sich daran erfreuen, seinen Butler zum ersten Mal in zwanzig Dienstjahren schockiert zu haben. „Ein Pirat?“
    „Nun, jetzt nicht mehr. Jetzt ist er nur ein Kapitän.“
    Reeves hob die Brauen. „Llevanth! Natürlich kenne ich den Namen, ganz England kennt ihn. Vor einem Jahr segelte Captain Tristan Llevanth noch mit Nelson bei Trafalgar auf der Victory. Sein Name stand in der Morning Post und..."
    „Erinnern Sie mich nur nicht daran, dass er eine Figur des öffentlichen Lebens geworden ist. Das war äußerst ungehobelt von ihm.“
    „Mylord, er ist ein Held! Ich weiß, man munkelt, dass er früher Freibeuter gewesen sein soll ... “
    „Pirat. Beschönigen Sie es nicht.“
    „Dann also Pirat, Mylord. Aber Nelson hat dafür gesorgt, dass Llevanth begnadigt wurde, damit er bei Trafalgar kämpfen konnte. Das sagt doch einiges über seinen Charakter!“
    „Der Narr ist Kapitän“, erwiderte der Earl giftig, „das ist für mich nicht viel besser als ein gewöhnlicher Pirat. Es würde mich nicht überraschen, wenn der nächste Earl bei Tisch in den Zähnen herumstochern würde und sich nie badete.“
    „Kennen Sie denn viele Kapitäne, Mylord?“
    „Dieser Kerl, Nelson. Der war mal auf einer Soiree eingeladen. Ein kleiner, ungehobelter Mann, wenn ich mich recht erinnere. Und ohne jedes Gefühl für Stil.“
    „Vermutlich ist Ihr Kapitän attraktiver. Die Rochesters sind ja bekannt für ihre körperliche Schönheit.“
    „Ja, aber wenn Dunstead recht behält, ist der nächste Earl auch verletzt.“ Verflixt, sollte er denn überhaupt kein Glück haben? Ein Kapitän mit irgendeiner unvorteilhaften Verletzung. Der Earl konnte nur hoffen, dass sein Sohn nicht auch noch schlimme Narben davongetragen hatte. Das wäre dann wirklich zu viel.
    „Darüber habe ich auch etwas gelesen“, erklärte Reeves. Der Butler wirkte immer noch verblüfft. „Ich kenne die genauen Ausmaße der Beeinträchtigung nicht, aber sie war doch so schlimm, dass er seinen Abschied einreichen musste. Admiral Nelson soll das angeblich sehr bedauert haben, denn er hielt große Stücke auf Captain Llevanth.“
    „Pah. Nun, ich kann nur hoffen, dass er Vernunft annimmt und meine Bedingungen für die Erbschaft akzeptiert.“ „Verzeihen Sie, Mylord, aber das klingt ja, als hätten Sie erst kürzlich mit ihm gesprochen?“
    Der Earl zupfte an der Bettdecke.
    „Mylord?“
    „Ja, ja! Hab schon gehört. Ich habe dem Burschen geschrieben. Ich dachte, das wäre das Mindeste, was ich tun könnte, nachdem ich diese Krankheit ja wohl nicht mehr überlebe und ich bisher noch nicht viel Kontakt zu ihm hatte.“
    „Darf ich fragen, wie er reagiert hat?“
    „Nein.“
    „Verstehe. Was genau haben Sie ihm denn geschrieben?“ „Dass ich hoffte, er wüsste, was von ihm erwartet würde, wenn er erst einmal im Besitz des Titels sei. Seine Antwort war sehr unverschämt.“
    Reeves seufzte. „Mylord, dies ist eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe.“
    „Was soll daran so schwer sein?“, fragte Rochester gereizt. Plötzlich fühlte er sich sehr müde. „Suchen Sie Llevanth auf, und überreden Sie ihn dazu, die Earlswürde anzunehmen. Und dann bringen Sie ihm das Nötige bei, damit er den Titel mit demselben Stil und derselben Ernsthaftigkeit ausfüllt wie ich.“
    „Aber ... wenn er doch ein Kapitän ist ... “
    „Wenn Sie sich nicht durchsetzen, ist er verloren. Titel und Besitz werden in jedem Fall auf ihn übergehen, aber das Vermögen bekommt sein Bruder, allerdings nur, wenn er sich als zivilisiert erweist. Man muss ihn dazu zwingen, seine Pflichten anzunehmen. Ich lasse es nicht zu, dass all meine Mühen binnen
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