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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier
Autoren: Karen Hawkins
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wie Stevens und mit einem so breiten Grinsen im Gesicht, dass sie beinah darüber gestolpert wären. Prudences Schritte wurden zögerlicher, doch ihre Mutter eilte weiter.
    Der ganze Haushalt schien vor Freude zu strahlen. Prudence tat das Herz dabei ein winziges bisschen weh. Offensichtlich war der Besuch der Treuhänder gut verlaufen.
    Das war gut, sie sollte sich für Tristan freuen, wenn schon nicht für sich selbst. Sie wünschte nur, dass die Dinge anders lägen. Für sie beide.
    Sie kam gerade noch rechtzeitig in die Bibliothek, um zu sehen, wie ihre Mutter vor einer hochgewachsenen Gestalt in makelloser schwarzer Weste und schwarzen Kniehosen knickste. Der Mann wirkte jeden Zoll wie ein Earl. Nur dass er kein Earl war. Sondern ein Straßenräuber. Das hieß, ein Viscount und Straßenräuber.
    „Viscount Westerville“, murmelte Prudence. Stevens schloss die Tür hinter ihr. Sie knickste, als sich der Viscount in ihre Richtung verneigte und sie mit einem anerkennenden Blick bedachte.
    Er war groß und hager und von Kopf bis Fuß in unnachgiebiges Schwarz gehüllt. An jedem anderen Mann hätte das düster gewirkt, doch an dem schwarzhaarigen und grünäugigen Viscount betonte es nur seinen ohnehin schon sehr ausgeprägten Charme. Er war ein attraktiver Mann, von geschmeidiger Anmut und einer schwer zu beschreibenden Eleganz. „Die Gesellschaft wird Sie mit offenen Armen aufnehmen“, sagte Prudence. Sie fragte sich, was das alles zu heißen hatte.
    Christian lächelte, ein verwegenes, lässiges Lächeln, bei dem in seinen Augenwinkeln Lachfältchen entstanden, die ihn sofort jünger wirken ließen. „Möglich, dass die Gesellschaft mich mag. Ich aber habe nicht die Absicht, die Gesellschaft zu mögen.“
    Tristans tiefe Stimme meldete sich vom Kamin aus. „Mein Bruder gibt jetzt schon einen schönen Stutzer ab, nicht wahr?“
    Prudence musste sich erst sammeln, bevor sie sich zu ihm umwandte. Doch auch dann war sie nicht gefasst auf den Anblick, der sich ihr bot. Tristan war von Kopf bis Fuß gekleidet wie ein ... Pirat. Er trug enge schwarze Kniehosen und Lederstiefel, die ihm bis zu den Oberschenkeln reichten. Das überweite weiße Hemd wurde von einem schwarzen Gürtel gerafft, in dem diverse Pistolen und Messer steckten und ein großes Entermesser. Noch erstaunlicher war der kleine Goldring, der eines seiner Ohren zierte.
    Wenn die Treuhänder ihn in dieser Kleidung gesehen hatten ... „Herr im Himmel“, stotterte sie. „Tristan ... was hast du nur getan?“
    Er schenkte ihr das schiefe Grinsen, bei dem ihr das Herz immer bis zum Hals hinauf schlug. „Mein Bruder und ich haben entschieden, dass es an der Zeit wäre, den Treuhändern unser wahres Gesicht zu zeigen.“
    „Aber ... aber ... “
    „Bevor Sie ein weiteres Wort äußern“, unterbrach Christian und ergriff ihre Hand, „nehmen Sie mit Ihrer reizenden Schwester doch erst einmal Platz auf dem Sofa.“
    Ihre Mutter lief rot an und kicherte. „Ach, Lord Westerville! Hören Sie schon auf! Ich bin schließlich alt genug, um Ihre ... Tante zu sein.“
    Prudence sank auf das Sofa. „Ich verstehe nicht. Das Vermögen ... was ist passiert?“
    Christian warf sich in den roten Sessel. Er grinste träge. „Madam; sehen Sie nicht zu Tristan. Ich war es, der das Vermögen errang.“ Er wedelte mit der Hand. „Natürlich werde ich eine Saison in London verbringen und mich beweisen müssen, doch das ist eine bloße Formalität. Die Treuhänder haben darauf bestanden, dass das Vermögen an mich geht und nicht an meinen barbarischen Bruder. “
    Nach dieser Erklärung herrschte erst einmal Schweigen. „Wie bitte?“, fragte Mrs. Crumpton schließlich. Ihr Lächeln war erloschen. Sie blinzelte unaufhörlich, als versuchte sie etwas zu lesen, was für sie zu klein geschrieben war. „Lord Westerville, haben Sie gerade gesagt, dass Sie das Vermögen des Earls bekommen haben?“
    Christian seufzte und legte den Kopf an die Rückenlehne des Sessels. „ Veni, vidi, vici. “
    „Ich kam, sah und siegte“, übersetzte Prudence automatisch. Ihr Verstand arbeitete auf Hochtouren. „Christian hat die Treuhänder bezirzt.“
    „Alle miteinander“, erwiderte Christian mit dramatischer Geste. „Jeden Einzelnen von den Gecken.“
    „Meine Güte!“ Sie sah Tristan verständnislos an. „Aber ...“ Er nickte. „Ich habe den Titel, nicht aber das Vermögen. Sie haben sich rundweg geweigert, es mir zuzusprechen.“ „Kein Wunder!“, platzte ihre Mutter
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