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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier
Autoren: Karen Hawkins
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ihrer Mutter hörte. „Was ...?“
    „Nimm deinen Mantel, und begleite Mr. Reeves.“
    „Aber ich will doch nicht ... “
    „Nicht deinetwegen, Prudence, sondern meinetwegen. Ich weiß, dass ihr euch gestritten habt, dennoch ist es wirklich ziemlich selbstsüchtig von dir, dich wegen so einer Lappalie von einer so reizenden Einladung abhalten zu lassen.“ Prudence errötete. „Es ist weder eine Lappalie, noch bin ich selbstsüchtig.“
    „Ich will unbedingt wissen, was sich aus dem Besuch der Treuhänder ergeben hat. Wenn du nicht mitgehst, wird es eine ganze Woche dauern, ehe wir es herausfinden. So lang kann ich einfach nicht warten. Hol deinen Mantel, und geh mit Mr. Reeves.“
    Ehe sie es überhaupt bemerkte, war Prudence schon aufgesprungen. „Mutter! Ich war heute Abend schon im Bett! Ich bin nur deswegen wieder aufgestanden, weil du dieses Schaf in den Garten geschafft hast! “
    „Aber du hast nicht geschlafen. Du hast einfach nur im Bett gelegen und dich herumgewälzt. Erzähl mir nichts.“ Sie ging zu ihrer Tochter, legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie zur Tür. „Wenigstens kommst du so mal aus dem Haus und hockst nicht immer so trübselig herum.“
    Prudences Wangen liefen rosa an. „Mutter, ich will aber nicht ...“
    „Unsinn. Natürlich willst du.“
    „Aber ...“
    „Prudence.“ Ihre Mutter sah ihr direkt in die Augen. „Wenn du jetzt nicht gehst, wirst du dich den Rest deines Lebens fragen, was hätte passieren können. “
    „Mrs. Crumpton“, unterbrach Reeves leise. „Seine Lordschaft bittet auch Sie zu sich ins Cottage.“
    Prudences Mutter strahlte über das ganze Gesicht. „Na so was! Na also! Prudence, es sieht so aus, als wären wir beide ins Cottage des Earls eingeladen.“ Bevor Prudence weitere Einwände erheben konnte, war ihre Mutter schon in die Halle gelaufen, um die Mäntel zu holen.

21. KAPITEL
    Ah, die Freuden einer wohlgelösten Aufgabe! Gibt es auf  Erden ein reineres, befriedigenderes Hochgefühl?
    Leitfaden für den vollkommenen Butler und Kammerherrn von Richard Robert Reeves
    Auf der Fahrt zum Cottage füllte Mrs. Crumpton das Schweigen mit ihrer unermüdlichen Plauderei, durch die sie Reeves einige wichtige Informationen zu entlocken versuchte, erst sanft, dann mit wachsendem Nachdruck. Der Butler zeigte sich erstaunlich zurückhaltend. Er lächelte nur hier und da und sagte ruhig, Seine Lordschaft werde bald alles offenbaren.
    Prudence konnte sich nicht vorstellen, was es da zu offenbaren geben sollte. Warum war ihre Anwesenheit erforderlich? Und warum hatte er auch noch ihre Mutter dazugebeten? Was er auch zu sagen hatte, sie hoffte, dass sie die Contenance würde wahren können. Je näher sie dem Cottage kamen, desto unsicherer wurde sie in dieser Hinsicht.
    Bei ihrer Ankunft strahlte das ganze Haus im Lichterglanz. Stevens öffnete ihnen die Tür, bevor sie noch aus der Kutsche gestiegen waren.
    „Hier entlang, Madam!“, sagte er mit freundlichem Lächeln.
    Ihre Mutter eilte geschäftig an ihr vorbei ins Haus, doch Prudence zögerte auf der Treppe. „Stevens? Wo ist denn Ihr neuer Rock?“
    Er trug dasselbe wie früher, einen schlecht passenden Matrosenjanker und ein ziemlich ausgewaschenes Streifenhemd. „Ach das“, meinte er und warf Reeves einen wilden Blick zu.
    „Ja, das“, sagte Reeves. „Master Stevens hat seinen neuen Rock wegen der, äh, Silberknöpfe abgelegt.“
    „Was ist denn mit denen?“
    Reeves tauschte einen Blick mit Stevens.
    „Also, Madam“, erklärte Stevens und schluckte laut. „Diese Knöpfe haben, ähm, zu arg geglänzt.“ Ihm schien ein Gedanke zu kommen, denn er klatschte in die Hände und sagte mit wachsender Begeisterung: „Ja, genau das ist es. Sie haben zu sehr geglänzt. Deswegen waren die anderen alle neidisch. Und im nächsten Moment gab es dauernd Raufereien, und die Männer wollten gar nicht mehr mit mir reden. Sie haben behauptet, ich wär ein ganz anderer Mann, seit ich diese Knöpfe gekriegt habe.“
    Prudence betrachtete erst ihn, dann Reeves.
    Reeves lächelte ausdruckslos. „Wollen wir in die Bibliothek gehen? Ihre Mutter wartet im Flur und ist schon ganz ungeduldig.“
    „Dann sollten wir wohl hineingehen.“
    Stevens zwinkerte ihr mit großer Geste zu. „Nur vorwärts, Madam. Nur vorwärts.“
    Reeves verbeugte sich, und bald folgte Prudence ihrer Mutter den schmalen Flur entlang. Sie begegneten dabei nicht nur einem, sondern vier weiteren Männern des Earls, alle zerzaust
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