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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume
Autoren: Michelle Beattie
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andere.
    Obwohl es so aussah, als ob Vincent Nate führte, war es in Wirklichkeit Nate, der den Weg bestimmte. Er führte sie beide die letzten Häuser der Straße entlang. Kein Licht brannte, und mit Ausnahme eines Pferdes, das auf einer kleinen Koppel döste und neugierig den Kopf hob, war alles still.
    Nate und Vincent gingen um die Ecke. Nun spielte Nate keine Trunkenheit mehr vor. Er zog seine Pistole aus dem Hosenbund, presste den Rücken gegen die hölzerne Hauswand und wartete.
    Er wusste, James folgte ihnen. Der Mann hatte ihn in der Kneipe viel zu eindringlich beobachtet. Außerdem hatte Nate gesehen, wie James ebenfalls aufbrach, als er und Vincent sich ihren Weg zur Tür gebahnt hatten. Mehr als einmal hatte Nate ein Stolpern vorgetäuscht und dabei einen Schatten gesehen, der hinter einem Haus oder einem Baum lauerte.
    Er hörte Stiefel, die auf Steinen knirschten, und sein Finger glitt zum Abzugshahn. Sein Herzschlag war ruhig. Sein Blick völlig konzentriert.
    Als er den Atem des Mannes nahe an seinem Ohr hörte, schlug Nate zu. Er duckte sich, und als der Mann um die Ecke bog, stürzte er nach vorne. Nate packte ihn um die Taille und riss sie beide mit seiner Geschwindigkeit und seinem Körpergewicht zu Boden.
    »Uff«, ächzte der Mann, als Nate heftig auf ihm landete.
    Das jahrelange Segeln bei Nacht hatte Nates Augenlicht geschärft, und als er sich auf ihn setzte und ihn an der Kehle packte, sah er, dass es tatsächlich James war.
    »Ihr hattet schon am Spieltisch kein Glück. Warum habt Ihr geglaubt, es würde Euch besser ergehen, wenn Ihr mir folgt?«
    »Ich -«, James versuchte zu schlucken, aber Nate ließ nicht los, »ich wollte Euch nicht verletzen.«
    Nate lächelte.
    »Könntet Ihr auch nicht, nicht auf eigene Faust jedenfalls.« Er ließ die Hand von James’ Kehle gleiten und packte ihn am Hemd.
    »Seid Ihr allein?«
    Der Mann nickte.
    Nate schüttelte den Kopf.
    »Dann ist das die zweite dämliche Aktion heute Abend. Die erste war, mir zu folgen«, sagte er, während er James mit seiner Pistole ausknockte.
    »Willst du ihn etwa hierlassen?«, fragte Vincent, als Nate den Kopf von James auf den Boden absinken ließ und aufstand.
    »Ja, und lass uns hoffen, dass er nicht gelogen hat, als er behauptete, allein zu sein, sonst wird es ein wenig schwierig werden, zum Schiff zurückzukommen und ganz leise aus dem Hafen zu verschwinden.«

3
    Claire kam gerade noch rechtzeitig bei der Kneipe an, um zu sehen, wie der Zwerg und Nate herauskamen. Hastig sprang sie zurück in den Schatten der Bäume und wartete dort schweigend, während der Zwerg und ein offensichtlich betrunkener Nate von der Kneipe und dem Hafen wegtorkelten und auf eine Ansammlung von Häusern zugingen. Obwohl sie durchaus vorhatte, Nate und der Karte nachzustellen, wollte sie dabei aber gewiss nicht erwischt werden. Solange die Straßenlaternen die Männer noch beleuchteten, blieb sie besser dort, wo sie war. Fürs Erste.
    Als sie weit genug die Straße hinaufgegangen waren und Claire gerade darüber nachdachte, ihr Versteck zu verlassen, kam ein anderer Mann aus der Kneipe. James vom Pokerspiel. Er sah sich um, sah Nate und den Zwerg, und dann trat auch er in die Dunkelheit. Claire wartete, um sicherzugehen, doch als der Mann sich von einem Gebäude zu einem Baum schlich, wurde ihr schon bald klar, dass er Nate ebenfalls folgte.
    Claire kniff die Augen zusammen und schob ihr Kinn entschlossen nach vorn. Falls James Nate folgte, dann konnte es nur einen Grund dafür geben. Ihre Karte. Nun denn, er würde sie genauso wenig bekommen, wie Nate sie behalten würde.
    Als Claire ihnen allerdings entlang der Kneipen nachschlich, an den geschlossenen Geschäften und einem Friedhof vorbei, dessen weißes Kreuz trotz des schwachen Mondlichtes leuchtete, fragte sie sich irritiert, wo zum Teufel Nate eigentlich hinwollte. Und wie sie die Karte zurückbekommen sollte, wenn sie an ihrem Ziel ankamen. Obwohl sie ein ordentliches Waffenlager in ihrer Tasche hatte – Pistole, Dolch und Donnerbüchse – ganz abgesehen von dem Messer in ihrem Stiefel, hatte Claire doch bisher nie damit gerechnet, sie einmal gegen jemanden einzusetzen, den sie kannte.
    Selbst wenn das verlogene Wiesel es verdiente.
    Wie auch immer, bevor sie noch lange darüber nachdenken konnte, verschwanden Nate und der Zwerg hinter einem dunklen Haus. Nicht lange danach folgte James. Claire trat einen Schritt nach vorn und sah, wie Nate den Mann zu Boden rammte. Sie erschrak,
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