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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume
Autoren: Michelle Beattie
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würde sich das nicht gefallen lassen. Sie trat zur Seite und presste den Lauf ihrer Pistole gegen seinen Brustkorb und spannte den Abzugshahn.
    »Die Karte.«
    Sie wartete gespannt, mit ruhiger Hand. Obwohl er größer war, war sie doch in den letzten Jahren gezwungen gewesen, sich mit einigen Männern auseinanderzusetzen, und sie hatte zu kämpfen gelernt. Stärke war nicht immer ausschlaggebend fürs Gewinnen. Manchmal war es Gerissenheit.
    Während das Blut in ihren Adern kribbelte, wartete Claire auf Nates nächsten Schritt. Sekunden verstrichen, und nur ihr Atem war zu hören. Sie betrachtete prüfend sein Gesicht, seine Schultern, suchte nach einem Anzeichen von Bewegung. In welche Richtung auch immer er sich bewegen würde, sie war bereit. Als er die Lippen verzog und seine Augen plötzlich einen weicheren Ausdruck annahmen, machte Claires Herz einen Satz. Sie verlagerte ihr Gewicht auf ihren Füßen, war zu allem bereit.
    »Wir treffen uns am Langboot, Vincent. Ich komme gleich nach.«
    »Aber -«
    »Geh, ich werde dich dort treffen.«
    Der Zwerg zögerte, aber aus dem Augenwinkel sah Claire ihn Richtung Hafen davonstiefeln. Sie rührte sich nicht. Sie traute Nate nicht, und sie würde noch nicht einmal blinzeln, solange sie nicht das hatte, was sie wollte. Sie hatte die Absicht, es auch zu bekommen. Doch anstatt seine Pistole zu heben, oder die andere Hand oder wenigstens ein Bein, so wie sie es erwartet hatte, lächelte er sie bloß an. Genauso, wie er es getan hatte, bevor er sie vor all diesen Jahren verlassen hatte.
    Erinnerungen rasten ihr durch den Kopf. Das erste Mal, als er ihre Hand gehalten hatte. Das erste Mal, als er sie umarmt hatte. Das erste Mal, als er sie geküsst hatte. Ihre Wangen wurden rot.
    »Du erinnerst dich an unsere gemeinsame Zeit, nicht wahr?«
    Sie biss die Zähne zusammen, verdrängte die Erinnerung.
    »Nein«, log sie, »tue ich nicht.« Sie würde lieber sterben, bevor sie es ihm gegenüber zugab.
    Ein Aufblitzen der Zähne.
    »Doch das tust du. Ich jedenfalls tue es.« Er senkte die Stimme im selben Augenblick wie er den Kopf vorbeugte.
    »Ich frage mich, ob du noch genauso schmeckst?«, flüsterte er, als seine Lippen immer näher über ihren schwebten.
    Ihr Herz hämmerte jetzt. Es schlug verzweifelt gegen ihre Rippen. Ihr Mund wurde trockener als ein Wüstensturm, aber ihr Gehirn funktionierte noch prächtig. Sie drückte die Pistole fester gegen seine Brust. Sein leises Lachen übertrug sich durch die Waffe auf ihre Handfläche, und von dort zischte es wie ein Blitz durch ihre Adern. Claires Hand zuckte.
    »Sag mir, dass du nicht daran gedacht hast.« Sein Atem strich über ihren Mund. Er war bloß noch Zentimeter entfernt.
    »Habe ich nicht.«
    »Lügnerin.«
    Seine Lippen waren beinahe auf ihren. Claire holte einmal scharf Luft.
    Sie bewegten sich gleichzeitig. Sie griff nach seiner Pistole, als er sich ihre schnappte. Sie sprangen auseinander, beide hielten sie die Waffe des anderen in der Hand.
    »Nun, das war interessant«, sagte er, und seine Augen waren wieder kühl und berechnend.
    »Ich bin nicht mehr jung und naiv. Ich habe ein paar harte Lektionen gelernt.« Seine Pistole war schwerer als ihre, aber sie hatte keine Probleme damit, sie auf ihn zu richten.
    »Und ich will immer noch die Karte.«
    »Ich könnte dich ohne weiteres entwaffnen.«
    »Nicht, wenn du verwundet bist. Oder tot.«
    »Willst du das wirklich? Mich umbringen?«
    »Nein. Mir wäre es lieber, du würdest leiden.«
    Sein Mund wurde zu einem Strich.
    »Ich hasse es, dich zu enttäuschen, aber das wird nicht -«
    Bei dem knirschenden Geräusch hinter sich drehte er sich um. James war wieder bei Bewusstsein und taumelte in ihre Richtung. Das Blut lief ihm über die Wange, und er brüllte nach seinen Männern, die, wie Claire fürchtete, nicht sehr weit weg waren. Sie musste die Karte bekommen!
    »Tut mir leid, wenn ich das hier unterbrechen muss, aber ich muss gehen.«
    Claire packte seine Jacke und hielt sich mit aller Kraft daran fest.
    »Nicht mit der Karte, das wirst du nicht.«
    Drei Männer rannten aus Richtung Kneipe die Straße entlang.
    »Schnappt ihn euch!«, brüllte James.
    »Lasst ihn nicht entkommen.« Er deutete wild in Nates Richtung.
    Schüsse wurden auf sie abgefeuert. Sie pfiffen an ihren Ohren vorbei, kamen nahe genug, um ihnen den Atem zu rauben. Beide, Nate und Claire, duckten sich, wichen aus und bewegten sich weiter. Nate feuerte, während er direkt auf die Angreifer
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